Quartals Updates: Mercadolibre, AIA, 360 Digitech, Yalla

17. März 2023

Quartalszahlen AIA, 360 Digitech, Yalla

Unsere Portfolio-Werte Mercadolibre, AIA, 360 Digitech und Yalla aus dem Emerging Markets Digital Leaders und China Digital Leaders haben Quartalszahlen präsentiert. Zwischen den chinesischen und den lateinamerikanischen Aktien gab es erstaunliche Unterschiede.

Die Ergebnisse von AIA und 360 Digitech haben unter der strengen Zero-Covid Politik in China gelitten, zeigen jedoch gute Wachstumsaussichten. Mercadolibre konnte mit starken Zahlen überzeugen, die sich auch in einer hohen Bewertung widerspiegeln. Ein “Schnäppchen” aus Bewertungssicht ist hingegen Yalla, wo die Quartalszahlen durchwachsen ausgefallen sind. Zu den Details:

Mercadolibre Aktie: Wachstumskurs intakt

Mercadolibre hat starke Quartalszahlen präsentiert. Vor allem der Geschäftsbereich Fintech entwickelt sich weiter beeindruckend.

E-Commerce: Mercadolibre verkaufte im vierten Quartal 321 Millionen Artikel und erzielte damit ein GMV (Bruttowarenwert) von 9,6 Milliarden Dollar, ein Plus von 35 Prozent zum Vorjahr. GMV in Argentinien zog mit 83 Prozent am stärksten an, gefolgt von Mexiko mit 28 Prozent und Brasilien mit 22 Prozent.

Die Anzahl der Käufer war mit 7 Millionen gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig, allerdings wurden pro Käufer 46 Artikel verkauft, das entspricht einem Plus von 13 Prozent zum Vorjahr. Die Take Rate lag stabil bei 17 Prozent.

93,6 Prozent der verkauften Artikel wurden mittels eigenem Distributionsnetzwerk zugestellt.

Fintech: Die Zahl der Fintech-Nutzer stieg um weitere 2,1 Millionen auf 43,7 Millionen an. Das Zahlungsvolumen wuchs im Jahresvergleich um 80 Prozent auf 36 Milliarden Dollar. Davon kamen 25,8 Milliarden von außerhalb des Marktplatzes, ein Plus von 121 Prozent im Jahresvergleich. Die Zahl der Wallets stieg um 900 Tausend auf 23,3 Millionen. Das Kreditportfolio stieg um 68 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Die Take Rate konnte aufgrund der verstärkten Kreditvergabe auf 3,8 Prozent gesteigert werden.

Gute Zahlen aber keine Guidance: Das führte zu einem Netto-Umsatz von 3 Milliarden Dollar, ein Plus von 56 Prozent im Jahresvergleich und 11 Prozent zum dritten Quartal. Die Bruttomarge stieg gegenüber dem Vorjahr deutlich um 852 Basispunkte auf 48,6 Prozent. Das lag hauptsächlich an höheren Third-Party-Umsätzen. Der operative Gewinn lag bei 349 Millionen, was einer EBIT-Marge von 11,6 Prozent entsprach. Noch vor einem Jahr lag dieser Wert bei gerade einmal 1,1 Prozent.

Die Cash Position des Unternehmens schwoll gegenüber dem letzten Quartal um 835 Millionen auf 3,4 Milliarden an. Net Debt/EBIT fiel gleichzeitig dramatisch von 3,7 auf 2,1.

Problematisch bleibt die makroökonomische Lage in Brasilien. Da hilft es auch nicht, dass Mercadolibre keine Guidance für das nächste Quartal gibt.

Mein Take: Mercadolibre hat sehr starke Ergebnisse präsentiert und damit die Resilienz des Business Models unter Beweis gestellt. Deshalb gehört die Aktie zu den Top Position im EMDL, obwohl sie laut Bloomberg Konsens mit dem 4,6-fachen Umsatz und dem 73-fachen Gewinn (jeweils 2023) immer noch kein Schnäppchen ist. Man muss schon bis 2025 schielen, um auf ein P/S von 3,1 und ein KGV von 32 zu kommen.

AIA – Wachstumspotential gepaart mit regulatorischen Risiken

AIA meldete für das Jahr 2022 einen Rückgang des Neugeschäftswerts um 8 Prozent und lag damit knapp unter den Erwartungen der Analysten. Das Versicherungsgeschäft hat im letzten Jahr massiv unter der strengen Zero-Covid Politik in China gelitten. Die Beitragseinnahmen fielen von 3,4 Milliarden Dollar im Vorjahr auf 3,13 Milliarden Dollar. Analysten waren nach durchschnittlichen Schätzungen von 3,09 Milliarden Dollar ausgegangen. Der Betriebsgewinn nach Steuern sank um 1 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar. Pro Aktie konnte er aber um 1 Prozent zulegen, nachdem im letzten Jahr Anteile im Wert von 3,6 Milliarden Dollar zurückgekauft wurden. AIA erklärte eine Dividende von 1,13 HKD pro Aktie. Zusammen mit der Dividende zum Halbjahresbericht beläuft sich die Auszahlung für das Gesamtjahr damit auf 1,54 HKD pro Aktie, eine Steigerung von 5,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Positiv anzumerken ist, dass das Geschäft in China in der zweiten Jahreshälfte bereits wieder zweistellig wachsen konnte – natürlich mit Ausnahme des Monats Dezember, als ganz China nach der plötzlichen Umkehr von der Zero-Covid Politik von einer Coronawelle überrannt wurde. Im Earnings Call gab der CEO bekannt, dass sich dieser positive Trend auch in den ersten beiden Monaten des neuen Jahres fortsetze. Anlass zu Optimismus gibt die erfreuliche Entwicklung des Geschäfts in Hongkong mit chinesischen Touristen, das sich im vergangenen Jahr auf 10 Prozent des Gesamtwerts verdreifacht hat. Hier dürften sich bei der nun einsetzenden Reiseaktivität und dem Nachholbedarf seitens chinesischer Konsumenten weitere Chancen bieten.

Dazu kommt, dass in den anderen Märkten wie Singapur, Thailand und Malaysien durchweg positives Wachstum im Neugeschäft erreicht werden konnte. Hervorgehoben werden muss an dieser Stelle das Joint-Venture in Indien mit TATA, das im letzten Jahr die höchste Wachstumsrate mit 52 Prozent erreichen konnte.

Eine Unbekannte ist derzeit das regulatorische Umfeld: Auf dem gerade zu Ende gegangenen Nationalen Volkskongress wurde eine Umstrukturierung des Finanzsektors beschlossen und insbesondere die Banken- und Versicherungsaufsicht von der CBIRC auf die neu geschaffene “National Financial Regulatory Administration” übertragen. Wie sich das in Zukunft auf das Geschäft auswirken wird, bleibt abzuwarten.

Insgesamt sehen wir für 2023 Potenzial für Wachstum zwischen 15 und 20 Prozent und halten deswegen an dem Wert in unserem Portfolio fest.

360 Digitech – Enttäuschende Quartalszahlen, vielversprechende Aussichten

360 Digitech [QFIN] hat letzte Woche seine Zahlen zum vierten Quartal vorgelegt. In Sachen Umsatz und Profitabilität hat das Unternehmen enttäuscht, wenn auch hier – wie bei vielen anderen Festlandsunternehmen – die Zero-Covid geplagten Konsumenten in China der Hauptgrund ist. Ein geringeres Kreditvolumen und höhere Rückstellungen führten zu einem niedrigeren Gewinn als erwartet.

Im vierten Quartal 2022 betrug der Gesamt-Nettoumsatz 3,9 Milliarden Yuan (566 Millionen Dollar) im Vergleich zu 4,4 Milliarden Yuan im Vorjahreszeitraum. Der Non-GAAP-Nettogewinn betrug 919 Millionen Yuan (133 Millionen Dollar), während dieser im Vorjahresquartal noch bei 1,4 Milliarden Yuan gelegen hatte. Die Non-GAAP-Nettogewinnmarge betrug 23,5 Prozent. Vor einem Jahr lag sie noch bei stolzen 30,8 Prozent. Der Vorstand des Unternehmens hat für das vierte Quartal eine Dividende von 0,08 Dollar pro Stammaktie oder 0,16 Dollar pro ADS genehmigt.

Der Ausblick gibt aber Grund für Optimismus: Das Management erwartet für 2023 ein Wachstum des Kreditvolumens von 10-20 Prozent. Das Wachstumstempo soll sich nach eigenen Aussagen mit dem sich erstarkenden Binnenkonsum und einer verbesserten Einkommenssituation von Quartal zu Quartal beschleunigen.

Sorge bereitet uns die stagnierende Transformation von capital-heavy hin zum capital-light Modell. Von den von Finanzinstituten vergebenen Krediten entfielen in diesem Quartal 58,4 Milliarden RMB auf das Capital-Light-Modell, was 55,9 Prozent der Gesamtsumme entspricht. Im Vorquartal lag dieser Anteil mit 58,4 Prozent schon mal wesentlich höher. Management hat im Earnings Call aber darauf hingewiesen, dass sich an der langfristigen Zielsetzung in diesem Belang nichts geändert hat. Nur kurzfristig hat man unter Beachtung von Marktrisiken, Leverage Aspekten und der höheren Profitabilität wieder verstärkt auf das capital-heavy Modell gesetzt.

Die 360 Digitech Aktie bleibt mit einem KGV von 4 weiterhin günstig bewertet. Mit über 1,5 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln ist auch ein ansehnliches Polster vorhanden. Auch wir sehen 360 Digitech weiterhin als einen Hauptnutznießer von Chinas Reopening und halten unsere Position in diesem profitablen und vielversprechenden FinTech Unternehmen.

Yalla Aktie – Im Jahr der Kosten

Das Geschäft bei Yalla lief im Schlussquartal 2022 gut, trotz der Ablenkung vieler Nutzer durch die WM in Katar. Die Gesellschaft investierte verstärkt in neue Produkte und expandierte. Das entspricht aktuell überhaupt nicht dem Trend bei digitalen Geschäftsmodellen. Wir beleuchten, warum das bei Yalla aber sinnvoll ist.

Q4-Zahlen: Die Zahl der Nutzer (Monthly Active User) lag mit 32 Millionen rund 3 Prozent über dem Vorquartal und 19 Prozent über dem Vorjahr. Das ist gut, wenngleich nicht mit dem exponentiellen Wachstum aus Zeiten unserer Vorstellung der Yalla Aktie vergleichbar. Besonders erfreulich: Die Zahl der zahlenden User stieg gegenüber dem dritten Quartal um 1 Million auf 12,5 Millionen, das sind 37 Prozent aller aktiven Nutzer.

Der Umsatz lag mit 75,1 Millionen plus 11 Prozent im Jahresvergleich, aber minus 6 Prozent im Quartalsvergleich. Der Wert lag am oberen Ende der Guidance und leicht über den Erwartungen.

Der Reingewinn lag mit 16,6 Millionen Dollar unter den Erwartungen und 2,5 Mio weniger als im Vorjahr.

Die Kosten stiegen im Jahresvergleich um über 20 Prozent auf 60 Millionen.Technologie und Produktentwicklungskosten stiegen im Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Spiele des Genres Hardcore um 37 Prozent. Die zwei neuen Spiele gibt es aktuell nur in der Betaversion, das RPG (Role Play Game) soll aber direkt nach dem Ramadan im April starten. Das SL (Simulation Game) Merge Kingdom soll im Anschluss folgen. Ich hoffe, dass es zu keiner weiteren Verzögerung kommt: Der Einstieg in neue Game-Kategorien lief bisher zu unserer Enttäuschung schleppend an.

Guidance Q1 2023:

Umsatz: 68 bis 75 Millionen Dollar. Das erscheint uns konservativ angesichts der vielversprechenden digitalen Spur.

My Take: Die Ergebnisse sind solide. Die Intensivierung der Investitionstätigkeit ist sinnvoll, zumal Yalla auf einer hohen Cash-Position sitzt, die noch einmal um über 30 Millionen auf 480 Millionen Dollar angeschwollen ist. Das wird sich zukünftig auch in Zinseinkünften ausdrücken.

Mit einem KGV von 8 ist Yalla attraktiv bewertet. Aber es kommt noch besser: Aktuell liegt der EV nur noch bei rund 150 Millionen Euro, das entspricht einem EV/EBIT von rund 6. Bei aktuellen Kursen und Cash Flows würde Yalla innerhalb von zwei Jahren einen negativen Enterprise Value erreichen.

Einziger Wermutstropfen: Yalla sollte meines Erachtens nach angesichts der exzessiven Kapitaldecke eine Dividende bezahlen oder das bestehende Rückkaufprogramm aktiv nutzen. Das Unternehmen verweist auf mögliche M&A Opportunitäten. Wir haben der Unternehmenssprecherin reinen Wein eingeschenkt: Das eine schließt das andere nicht aus. Yalla sollte mehr für den Aktienkurs tun. Immerhin war der jetzige Analysten Call deutlich besser und prominenter besucht als bisher.

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EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von den genannten Unternehmen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Co-Autoren Steffen Gruschka und Mirko Wormuth

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich. Mirko war 23 Jahre lang in China als Anwalt und Unternehmer tätig. Zuletzt war er Global Head of HR für das chinesische EV Startup BYTON in Nanjing. Davor lagen seine unternehmerischen Tätigkeiten im Bereich des chinesischen E-Commerce und Einzelhandels. Seit 2020 managt Mirko den auf die chinesische Digitalisierung spezialisierten China Digital Leaders Fonds.

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Co-Autoren Steffen Gruschka und Mirko Wormuth

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich. Mirko war 23 Jahre lang in China als Anwalt und Unternehmer tätig. Zuletzt war er Global Head of HR für das chinesische EV Startup BYTON in Nanjing. Davor lagen seine unternehmerischen Tätigkeiten im Bereich des chinesischen E-Commerce und Einzelhandels. Seit 2020 managt Mirko den auf die chinesische Digitalisierung spezialisierten China Digital Leaders Fonds.

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