Quartals-Updates: Disney, Pubmatic, Digital Turbine, Marqeta, Fiverr

11. November 2022

Quartalszahlen Disney, Pubmatic, Marqeta, Digital Turbine, Solaredge, Fiverr

Etliche Unternehmen aus unseren Fonds haben Quartalsergebnisse vorgelegt. Auch wenn einige Zahlen enttäuschten, haben Anleger nicht so reagiert wie erwartet. Unsere Analyse im Schnelldurchlauf zu Pubmatic, Disney, Digital Turbine, Marqeta, Bumble, Fiverr und SolarEdge.

Was für eine verrückte Börsenwoche! Mitten in den Reigen der Quartalszahlen platzte der absurde Krieg zwischen den zwei größten Kryptobörsen der Welt, Binance und FTX. Das Husarenstück, mit das Binance Gründer Changpeng Zhao seinen größten Konkurrenten möglicherweise in die Insolvenz treiben wird und gleichzeitig einen Krypto-Crash ausgelöst hat, bietet so viel Unterhaltungswert, dass es zeitweilige die Kongresswahlen in den USA überschattet hat. Aber für Investoren stellt ein Thema alles in den Schatten: die Inflation. Im Kontext einer Teuerungsrate, die um zwei Basispunkte niedriger ausfiel als erwartet, haben die Anleger die Quartalszahlen plötzlich in Schampus-Laune gelesen.

Pubmatic Aktie – doch nicht immun gegen Werbeflaute

Nach etlichen Horrormeldungen von werbelastigen Unternehmen stellten sich Investoren im Vorfeld der Zahlen die Frage: Folgt Pubmatic den schlechten Vorgaben von Alphabet, Meta, Snap und Spotify oder eher den positiven Meldungen von Werbeagenturen wie Omnicom und Publicis? Die Wahrheit liegt in der Mitte. Mit 64,5 Millionen Dollar bleibt der Umsatz 2,3 Millionen Dollar unter den Erwartungen der von Bloomberg erfassten Analysten. Das ist aber immerhin ein Wachstum von 11 Prozent. Auch macht das Unternehmen weiterhin Gewinn, wobei auch dieser mit 3,3 Millionen Dollar unter den Erwartungen ausgefallen ist. Sehr enttäuschend ist allerdings die Guidance für Q4. Der Umsatz soll jetzt zwischen 75 und 78 Millionen Dollar liegen. Geschätzt waren bisher 94 Millionen Dollar. Die Werbeflaute macht also nicht halt vor den Supply-Side-Plattformen und vor den Anbietern des „other internet“ – nur The Trade Desk (Demand-Side) scheint aktuell immun gegen alle Widerstände zu sein. 

Der Kurs von Pubmatic fiel nach Bekanntgabe der Zahlen um 14 Prozent, konnte aber in der gestrigen Rally wieder um 10 Prozent zulegen. Die Aktie war in Solidarität mit den anderen Adtech- und Socialmedia-Unternehmen zuvor ordentlich gefallen. 

Es gab auch positive Nachrichten. Das Unternehmen ist hochprofitabel. Die EBITDA Marge liegt aktuell bei 39 Prozent, in Q4 soll sie bei 45 Prozent liegen. Die Cash-Conversion ist weiterhin beeindruckend. Der operative Cashflow liegt bei 28,1 Millionen und der Free-Cashflow bei 10,7 Millionen Dollar. Pubmatic hat in den letzten Jahren in eine eigene technologische Infrastruktur investiert mit einem großen Entwicklerteam in Pune, Indien (die Gründer haben auch eine indische Herkunft). Adtech-Experten preisen in Gesprächen mit uns die Robustheit und Qualität der Technologie von Pubmatic als einen großen Vorteil gegenüber Wettbewerbern an. Da ein Großteil der Kosten in Indien anfällt, die Umsätze aber hauptsächlich in den USA erwirtschaftet werden, kann Pubmatic die Margen aktuell halten. Die Infrastruktur steht, daher will das Unternehmen 2023 CapEx um 50 Prozent senken. Sobald der Werbemarkt wieder anzieht, will Pubmatic wieder den Umsatz deutlich zweistellig steigern und dabei noch höhere Margen erzielen. Das Unternehmen hat 160 Millionen Dollar Cash und keine Schulden. Aktuell wird es mit einem EV/Sales von 2,3 und einem PE (FWD) von 25 und einem EV/Cashflow von unter 10 bewertet. Wir sehen hier kein unternehmensspezifisches Problem. Pubmatic wächst stärker als der Markt und gewinnt somit Marktanteile. Die aktuelle Schwäche ist u.E. temporär.

Disney Aktie – Abonnenten steigen, Kosten auch

Die Disney-Zahlen haben den Investoren nicht geschmeckt. Der operative Gewinn war mit 684 Millionen und der Umsatz mit 20,3 Milliarden Dollar deutlich unter den Erwartungen. Bei Disney Parks lag der Umsatz zwar über den Konsensusschätzungen, aber die Gewinne fielen magerer aus. Das hat Disney aber gut begründet mit Startkosten für das neue Kreuzfahrtschiff und Investitionen in neue Attraktionen in den Parks.

Dieses Quartal hat anschaulich gezeigt, dass Disney mitten in einer Transformation ist. Kundenabwanderungen (cord cutting), Werbeflaute und hohe Kosten für Austragungsrechte (ESPN) belasten das traditionelle Geschäft mit „linear TV“. Umso mehr erhöht Disney die Investitionen für „connected TV“. Das zahlt sich aus in höheren Abonnentenzahlen für Disyney+, Hulu und ESPN+. Mit 235 Millionen Subscribern liegt Disney deutlich über Plan. Disney+ hat weitere 9,2 Millionen Bezahlkunden im abgelaufenen Quartal gewonnen und kommt auf über 100 Millionen Abonnenten. Das ist deutlich mehr als die Wall Street erwartet hatte.

MAU-Entwicklung Disney-Family vs. Netflix.

Die Monetarisierung hält allerdings nicht ganz mit dem Kundenwachstum mit. ARPU lag mit 5,96 Dollar (Disney+) unter den Erwartungen. Aber das Nettowachstum bei den Kunden trotz Preissteigerung zeigt, dass Disney hier noch viel Spielraum nach oben hat. Bis zu den von Netflix aufgerufenen Preisen hat Disney noch mehr als 100 Prozent Luft nach oben. Die hohen Investitionen in Film-Content haben beim Streamingservice zu einem Verlust von 1,47 Milliarden Dollar geführt, deutlich höher als die erwartete 1 Milliarde Dollar. Allerdings hat das Management nochmals betont, dass man mit Disney+ 2024 profitabel werden will.

Klar, Disney hat mit dem Zahlenwerk enttäuscht. Das Legacybusiness schrumpft, das neue Business kostet sehr viel Geld. Aber das Management hat glaubwürdig dargestellt, dass Disney diese Übergangsphase gut managt und dabei ist, mit den Streamingdiensten bald die Wohnzimmer der Welt zu dominieren. Die aktuellen Kennzahlen lassen die Disney Aktie hoch bewertet erscheinen. Allerdings liegt das KGV auf der Grundlage des für 2024 geschätzten Gewinns „nur“ noch bei 20. Dann aber erst beginnt die Profitabilität für Disney+. Anleger brauchen also einen langen Atem.

Marqeta Aktie – Starkes Wachstum, hohes Klumpenrisiko

Nach den großartigen Zahlen von Block, besonders für die Cash App, waren wir optimistisch für Marqetas Q4 Zahlen. Wir sollten nicht enttäuscht werden: Umsatz +46 Prozent und TPV (Total Processing Volume) +54 Prozent. Damit lagen beide Zahlen deutlich über den Erwartungen.

Umsatz in Q3 10 Millionen Dollar über Erwartungen

Marqeta Akie Q3 Umsatz
Quelle: Marqeta

Marqeta hat zahlreiche neue Kunden für das digitale Card Issuing gewonnen, darunter One (Walmart), Raiffeisen (zunächst für Polen und Rumänien), Scalapay in Italien, Lydia in Frankreich. Dennoch wächst die Abhängigkeit von einem Großkunden. Der Umsatzanteil von Block ist im dritten Quartal von 69 Prozent auf 72,5 Prozent gestiegen. Die Cash App läuft so gut (nun auch in UK auf der Überholspur), dass Marqeta die Guidance für das vierte Quartal deutlich angehoben hat. Statt 22 Prozent Umsatzwachstum geht man nun von 30 Prozent aus.

Das Unternehmen ist noch weit von der Profitabilität entfernt. Immerhin soll die EBITDA Marge in Q4 bei nur noch minus 5,5 Prozent liegen. Der Cashflow ist negativ. Die Kosten der Aktienoptionen für Mitarbeiter machten in Q3 22 Prozent des Umsatzes aus. Morgan Stanley erwartet ab nächstem Jahr einen positiven operativen Cashflow. Das Unternehmen ist aber mit 1,2 Milliarden Dollar Cash in einer sehr komfortablen Lage. In den nächsten Quartalen muss Marqeta einen klaren Pfad hin zu Profitabilität bieten und die Abhängigkeit von Block deutlich reduzieren.

Die Marqeta Aktie stieg gestern nach den Zahlen um 14,9 Prozent.

Digital Turbine Aktie – 60 Prozent Kursgewinn an einem Tag

Das erlebt man selten: 60 Prozent hat die Digital Turbine Aktie gestern zulegen können! Dabei waren die Q3 Zahlen auf den ersten Blick eher durchwachsen. Der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um 7 Prozent auf 175 Millionen Dollar gefallen. Aber nach dem Verlust im Vorquartal hat Digital Turbine wieder 11,7 Millionen Dollar Gewinn erzielt. Auch die adjustierte Brutto- und EBITDA Margen sind deutlich besser ausgefallen. Die Guidance für Umsatz und Gewinn sind tendenziell niedriger ausgefallen. Und warum legt die Aktie dann 60 Prozent zu? I have no clue! Die Aktie hat seit Wochen geschwächelt, seit Oktober bis zu den Zahlen fast 40 Prozent verloren. Die Erwartungen waren nach all den katastrophalen Zahlen der Werbeplattformen extrem niedrig, der Short Interest war mit knapp 8 Prozent hoch. Wahrscheinlich war das Plus das Ergebnis einer Mischung aus „short sqeeze“ und der Erleichterung, dass APPS (so das Börsenkürzel) weiterhin sehr profitabel in einem extrem schwierigen Marktumfeld operiert. Immerhin hat Digital Turbine die Zahl der Geräte, auf denen Ignite installiert ist, von 68 Millionen auf nun 75 Millionen erhöht. Zudem hat man die Partnerschaft mit Google erweitert. SingleTap ist nun über die Google Cloud verfügbar. Zudem hat APPS CEO Bill Stone eine Lizenzvereinbarung für SingleTap mit einem großen Gaming- und einem sehr großen E-Commerce-Unternehmen bekanntgegeben. Vielleicht kommt der Durchbruch bei SingleTap doch, auch wenn nennenswerte Umsätze erst mittelfristig zu erwarten sind.

Mir ist der Kurssprung um 60 Prozent unheimlich, daher habe ich die Gewichtung etwas reduziert. Aber die Aktie hat weiterhin einen festen Platz in unserem Portfolio.

Bumble Aktie – Starker Dollar trübt die Stimmung

Bumble hat durchwachsene Zahlen präsentiert. Der Umsatz kam mit 233 Millionen Dollar (+16,8 Prozent geg. Vorjahr) etwas schwächer rein, der hohe Dollar belastet das Geschäft von Anbietern wie Match und Bumble, da ARPU (Average Revenue Per User) im Ausland nahezu genauso hoch ist wie in den USA (im krassen Unterschied zu Facebook, Alphabet, Snap und vielen Streamingdiensten). Dafür ist der Nettogewinn mit 26,4 Millionen Dollar höher ausgefallen als erwartet. Inzwischen gibt es 3,3 Millionen zahlende Kunden nach 2,9 Millionen im Vorjahreszeitraum.

Aufgrund des hohen Dollars und des Makroumfelds und auch wegen der Verschiebung einiger Produktinitiativen ist die Guidance für Q4 und auch für 2023 leicht schlechter ausgefallen als erwartet. Die Aktie sackte nachbörslich um bis zu 20 Prozent ab, am ersten Handelstag nach den Zahlen waren die Anleger derart in Champagner-Laune, dass auch die Bumble Aktie im Plus abschloss, nämlich +10 Prozent. Das zeigt anschaulich, wie stark das Sentiment aktuell die Fundamentaldaten überlagert.

Der Online-Dating Markt wird dominiert von Match und Bumble. Wir haben beide Aktien im Depot, favorisieren aber derzeit Bumble, in erster Linie aufgrund der deutlich niedrigeren Verschuldung gegenüber Match (ca. -300 Millionen gegenüber 3,4 Milliarden Dollar). International steht das Wachstum erst am Anfang, besonders in Asien und Lateinamerika.

Fiverr Aktie – Niedriges, aber zunehmend profitables Wachstum

Ende April haben wir ausführlich über die Fiverr Aktie berichtet. Damals notierte die Aktie bei ca. 50 Dollar und stand ganz oben auf unserer Watchlist. Bei Kursen von 28 Dollar haben wir diese Woche vor Veröffentlichung der Zahlen zugegriffen. Das Timing hätte nicht besser sein können: Der führende israelische Online-Marktplatz für Freiberufler hat sehr gute Zahlen präsentiert. Der Umsatz stieg um 11 Prozent auf 82,5 Millionen Dollar, der Nettoverlust (GAAP) wurde im Gegenzug reduziert – Non-GAAP hat das Unternehmen deutlich bessere Gewinnzahlen geliefert. Auch die anderen Metriken zeigen in die richtige Richtung: Aktive Buyer sind gegenüber 2021 um 4 Prozent auf 4,2 Millionen, die durchschnittlichen Ausgaben dieser Kunden um 12 Prozent auf 262 Dollar und die Take Rate von 28,4 auf 30 Prozent gestiegen. Mit einer Kostendisziplin hat das Unternehmen nun die Bruttomarge auf 82,8 Prozent steigern können. Die Guidance ist einen Tick besser ausgefallen als von der Wall Street erwartet.

MAU von Fiverr

Die Fiverr Aktie hat in den zwei Handelstagen nach den Zahlen um ca. 25 Prozent zugelegt. Wir halten Online-Marktplätze für Freiberufler für einen säkularen Trend, der in einer noch sehr jungen Phase ist. Fiverr ist u.E. der international führende Player mit einem starken Geschäft in den USA. Mit einem EV/Sales von ca. 4 ist das Unternehmen attraktiv bewertet, aber immer noch kein Schnäppchen angesichts des aktuell niedrigen Umsatzwachstums. Aber das Unternehmen ist Cashflow-positiv, der Trend zur Profitabilität ist intakt und ist finanziell solide aufgestellt für das derzeit herausfordernde Umfeld. Wir haben unseren ersten Schritt in diesen Markt nun gemacht und werden Fiverr und die anderen spannenden Recruiting-Player wie Upwork, Rekruit, Ziprecruiter weiter intensiv beobachten.

SolarEdge Aktie – Die Rally geht weiter

Auch unser Portfoliowert SolarEdge hat geliefert. Der israelische Spezialist für Solarwechselrichter hat im dritten Quartal einen Umsatz von 837 Millionen Dollar erzielt und damit die Erwartungen der Analysten übertroffen. Gegenüber dem Vorjahresquartal war das ein Plus von 59 Prozent. Die Bruttomarge lag bei 26,5 Prozent. Das war weniger als im dritten Quartal 2021, aber diese für Growth Aktien freundliche Zeit liegt inzwischen im Nebel der Geschichte. Entscheidender ist, dass die Zahlen deutlich besser waren als im zweiten Quartal. Die SolarEdge Aktie legte gestern um knapp 14 Prozent zu. Bereits im Vorfeld war die Aktie im Sog von Enphase, die Ende Oktober gute Zahlen vorgelegt hatte, deutlich gestiegen. Im November lag das Plus bei SolarEdge bisher bei 26 Prozent.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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