Quartals Updates: Zalando, PubMatic und Elastic

10. März 2023

Quartalszahlen Elastic, Zalando, PubMatic

Die Bedingungen für unsere Portfolio Unternehmen sind herausfordernd, sei es die Rückkehr zum stationären Handel (Zalando), der Einbruch des Werbemarkts (Pubmatic) oder verlängerte Investitionszyklen (Elastic). Was die Quartals-Updates noch zu bieten haben.

Zalando – Ausklang 2022 enttäuschend, Ausblick stabil

Die meisten Retailer und E-Commerce Unternehmen haben bereits Zahlen für 2022 präsentiert. Die große Überraschung ist, dass Kunden in viel größerer Zahl wieder stationär einkaufen. Viele Online-Retailer sind daher mit großen Lagerbeständen in das Jahr gestartet und haben mit Rabattschlachten ihre Margen ruiniert. Das hat auch Spuren bei Zalando hinterlassen. 2022 stand im Zeichen von wenig Wachstum und mehr Effizienz. Ab diesem Jahr soll sich das auch in der Profitabilität zeigen.

Q4-Zahlen: Das GMV stieg um 5,3 Prozent und blieb damit unterhalb der Erwartungen. Der Umsatz ist mit 2,2 Prozent noch geringer gewachsen und lag damit auch unter den Erwartungen. Das bereinigte EBIT fiel mit 146 Millionen Euro auch eher schwächer aus, so auch die Marge mit 4,6 Prozent.

Guidance 2023:

GMV: -1 bis +7 Prozent (Konsensus 5,7 Prozent)

Umsatz: -1 bis -4 Prozent (Konsensus 2,4 Prozent)

Ber. EBIT: 280-350 Millionen Euro (Konsensus 305)

Negativ: Der Ausklang 2022 ist eher mau ausgefallen. Der Ausblick fällt auch eher nüchtern aus. Die Bruttomarge ist in Q4 um 440 Basispunkte auf nun 38,1 Prozent gefallen. Das liegt an weiterhin hohen Lagerbeständen (+17 Prozent gegenüber Vorjahr, aber besser als im Vorquartal), die Zalando & Co. zu hohen Preisnachlässen zwingen. Mit Blick auf die digitale Spur fällt der Jahresstart auch eher schwächer aus: Webseitenbesuche und Downloads der App sind besonders im Februar gegenüber Vorjahr niedriger, während die App-Nutzung steigt.

Positiv: Guidance für das bereinigte EBIT liegt deutlich über Konsensus. Das Third-Party-Geschäft gewinnt an Bedeutung und kommt nun auf 36 Prozent Anteil am Fashion Store GMV. Partner nutzen das Fulfillment von Zalando stärker. Der Anteil ZFS-Nutzer liegt nun bei 58 Prozent. Nun bietet Zalando Fullfillment auch außerhalb des eigenen Marktplatzes an und wird somit immer stärker zu einem Enabler von E-Commerce. Auch Zalando Marketing Umsätze steigen und machen nun 2 Prozent vom GMV aus. Bei Etsy liegt dieser Wert bei über 6 Prozent. Da ist also noch viel Raum nach oben.

My Take: Zalando kann nicht nur Wachstum, sondern auch Kostenkontrolle, wenn das Makroumfeld widrig ist. Aber auch in einem schwierigen Umfeld hat Zalando aktuell Nutzer auf 51 Millionen und Zalando-Plus-Mitglieder auf über 2 Millionen steigern können. Mit der steigenden Zahl der Partner wird Zalando ein stabilerer Marktplatz-Player. Mehr Partner bedeuten nicht nur höhere GMV und mehr Umsätze in ZFS, sondern auch bedeutende Umsätze in Retail Media. Zalando bleibt eine sehr solide Investition in E-Commerce, das spiegelt auch der Aktienkurs wider. Mit Blick auf Konkurrenten wie Farfetch ist Zalando sogar ein nahezu langweiliges Investment.

 

Pubmatic – Begrenzte Visibilität, mehr Effizienz

Im Werbemarkt nichts Neues. Die Add-Tech-Unternehmen haben sich in ihren Schützengräben verschanzt und versuchen, ihre Umsätze und Margen zu verteidigen. In diesem Kontext muss man auch die Quartalszahlen von Pubmatic betrachten.

Q4 Zahlen: Der Umsatz ist YoY 1,7 Prozent auf 74,3 Millionen Dollar gefallen. Erwartet waren 76,7 Millionen Dollar. Das bereinigte EBITDA kam mit 32,6 Millionen Dollar rein, erwartet worden waren 34 Millionen Dollar. Der Gewinn pro Aktie hat mit 33 Cents positiv überrascht. Erwartet waren hier 26 Cent.

Guidance: Für Q1 erwartet Pubmatic einen Umsatz von 50-52 Millionen Dollar. Erwartet worden waren 54,9 Millionen Dollar. Das bereinigte EBITDA soll zwischen 4 und 6 Millionen Dollar liegen, ca. 30 Prozent unter Erwartungen.

Negativ: Marketingausgaben sind im vierten Quartal nochmal kollabiert. Nach Managementangaben war der Schwund von November auf Dezember der größte sequentielle Einbruch seit 10 Jahren. Hier macht sich die Abhängigkeit (zwei Drittel der Umsätze) von Display-Werbung bemerkbar. Das Makroumfeld bleibt schlecht, es gibt aktuell keine verlässliche Visibilität im Werbemarkt.

Positiv: Profitabilität und Free-Cashflow steigen. Das Unternehmen will Capex um 50 Prozent gegenüber 2022 senken. Das wäre in einem normalen Jahr ein Alarmzeichen, aber aktuell vermutlich ratsam. Umsätze in CTV steigen deutlich zweistellig. Die Dominanz in SPO wird weiter ausgebaut. NRR liegt mit 108 Prozent hoch, trotz Eiszeit im Werbemarkt. Im Januar 2023 hat Pubmatic nach eigenen Angaben 50 Prozent mehr Kunden und Upsells gegenüber Vorjahr gewinnen können.

Anteil in Supply Chain Optimization Markt steigt:

Anteil in Supply Chain Optimization Markt steigt
Quelle: Pubmatic

My Take: Die Zahlen waren enttäuschend. Ein bisschen mehr Trade-Desk-Vibes hätte ich mir erhofft, aber die Abhängigkeit von Display ist aktuell noch zu hoch. Die Aussichten für den Werbemarkt sind kurzfristig alles andere als rosig, die Angst vor einer harten Landung wächst wieder. Ist das alles schon in der Bewertung enthalten? Das Unternehmen ist profitabel, generiert ordentlich freies Kapital, hat keine Schulden und 170 Millionen Cash. Es wird mit dem 3,2-fachen des Bruttogewinns bewertet. Pubmatic gehört zu den Unternehmen, die einen wichtigen säkularen Trend dominieren, Marktanteile gewinnen und inzwischen auch unter Value-Gesichtspunkten attraktiv geworden sind. Der inhärente Wert kann zu einem gewaltigen Rebound führen, sobald der Werbemarkt dreht. Bis dahin werden wahrscheinlich noch viele Anleger abspringen.

Elastic: Kosten reduziert, Wachstumsziel kassiert

Die Einschätzung der Anleger zu den aktuellen Elastic Quartalszahlen fiel verhalten aus, es folgte allerdings ein starker Rebound, aber nachhaltig war die Erleichterung offenbar nicht. Dafür gibt es gute und schlechte Gründe.

Wer in der Euphorie ambitionierte Ziele herausgibt, sollte ausgiebig den Rausch des Augenblicks genießen, denn danach wird es schwierig. Ist einmal der Anker geworfen, wird man an diesem Wasserstand gemessen. Und so wurde im Quartals Call von Elastic am 2. März aufmerksam registriert, dass das Unternehmen nun nicht länger für das Finanzjahr 2025 mit einem Umsatz von zwei Milliarden Dollar plant. Die Umsätze im Cloud-Geschäft würden sich nicht so schnell einstellen wie erwartet, kassierte CEO Ash Kulkarni im Call auch den angestrebten Cloud-Umsatzanteil von 50 Prozent im nächsten Geschäftsjahr.

Dagegen hob er hervor, dass man im FY 2024 (es wurden letzte Woche die Q3-Zahlen per Ende Januar präsentiert) auf eine operative Marge (non-GAAP) von zehn Prozent kommen werde – Dank einer stärkeren „Disziplin“. Er hob auch die operative Marge von 7,9 Prozent per Ende Q3 hervor. „Wir liefern eine stetig steigende Profitabilität“, zeigte sich Kulkarni zufrieden – musste aber eingestehen, dass die besser als erwartete Marge auch dadurch zustande kam, dass man schneller als erwartet mit dem Abbau von 13 Prozent der Stellen vorangekommen sei und “gewisse Kosten” ins jetzt laufende Quartal geschoben habe. Auch für die nächsten Quartale rechne man mit geringer als erwarteten Umsätzen, so Kulkarni. Wer die Entwicklung der vergangenen Quartale verfolgt hat, hätte davon nicht überrascht werden dürfen. Das hatten einige Anleger wohl nicht, weshalb nach Bekanntgabe der Zahlen am vergangenen Freitag der Kurs der Elastic Aktie nachbörslich um gut zwei Prozent nachgab.

Das Rumgeeiere der Elastic Führung zeigt, dass man darum ringt, Anleger davon zu überzeugen, dass man:

  1. nicht schuld am schwächelnden Wachstum ist (das Schlagwort „Makro Headwinds“ hört man in diesen Tagen häufig in Management Calls)
  2. alles daran setze, die Profitabilität zu verbessern.

 

Eigentlich kann man bei beiden Punkten ein Häkchen setzen. Bereinigt um die schon fast ikonischen “headwinds” waren die Zahlen zum dritten Quartal ordentlich. Der Umsatz stieg YoY um 23 Prozent auf 275 Millionen Dollar, wobei der Cloud-Umsatz trotz des verlangsamten Wachstums um 38 Prozent zulegte (in den zwei Quartalen zuvor lag das Wachstum bei über 50 Prozent). Inzwischen macht Cloud 40 Prozent des Umsatzes aus. Die Subscriptions stiegen von 17.900 auf 19.900 Kunden und auch die ACV von 100.000 Dollar und mehr stieg um 25 Prozent. Der Bruttogewinn erhöhte sich von 163 Millionen auf 199 Millionen Dollar, und der Free Cashflow bewegte sich mit 7 Millionen Dollar in positivem Terrain – erwartet worden war ein Minus von drei Millionen Dollar. (Der Nettoverlust stieg indes von 57 Millionen Dollar auf 73 Millionen Dollar, was vor allem auf aktienbasierte Kompensationen zurückging).

Vermutlich haben sich die Anleger nach Markteröffnung am Folgetag bewusst gemacht, dass das Management am Vorabend durchaus auch Positives zu berichten hatte: ein immer noch solides Wachstum, Kundentreue und ein funktionierendes Geschäftsmodell. Die Kombination aus Search Security und Full-Stack Monitoring/Analytics machen Elastic zu einem Konsolidierungs-Gewinner, erhöhen das Cross-Selling, und steigern die Wechselkosten. Die Elastic Aktie reagierte daher positiv auf die Zahlen.

My Take: Die Abschwächung der Wachstumsdynamik war im abgelaufenen Jahr noch ausgeprägter als zuvor. Die Saleszyklen werden länger, es werden weniger Neukunden gewonnen (nur 200 gegenüber 400 und 700 in den Vorquartalen), Upselling mit bestehenden Kunden wird schwieriger (net expansion rate nur noch 120 vs. 125 Prozent im Vorquartal), und Cloud-Umsätze wachsen nur noch knapp 40 Prozent. Prima, dass Elastic in so einem Umfeld auf mehr Profitabilität setzt und das mit Zahlen unterlegt. Aber Anleger brauchen auch mehr Belege dafür, dass Elastic ein großer Gewinner sein wird, wenn Unternehmen ihre IT-Ausgaben für Search, APM, SIEM, Infrastructure Monitoring u.a. zunehmend auf eine Full-Stack-Observability Plattform konsolidieren. Immerhin hat das Management im Call über 4 Großkunden berichtet, die genau das gemacht haben.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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