Mit den Zahlen zum vierten Quartal hat Snap die Investoren diesmal nicht erneut schockiert. Im Gegenteil: Das Unternehmen präsentierte solide Ergebnisse, die anfangs sogar für eine positive Reaktion nachbörslich sorgten. Doch die Euphorie für die Snap-Aktie hielt nicht lange an. Die Hintergründe.
Im regulären Handel gab die Snap-Aktie am Tag nach Vorlage der Zahlen um 8,5 Prozent nach. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Quartalszahlen, die Reaktion der Anleger und auf das Unternehmen, dessen Schicksal die Snap-Aktie maßgeblich beeinflussen könnte: TikTok.
Snap-Aktie Performance Chart; 14.2.2024-14.2.2025, in USD
Snap-Aktie: Q4-Zahlen über den Erwartungen
Mit einem soliden Umsatzwachstum von 14 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar (immer im Vorjahresvergleich) hat Snap Zahlen am oberen Ende der Prognosen berichtet. Die Umstellung der Werbeplattform auf „Direct Response“ kommt gut voran, denn der Umsatz mit Brand-Kampagnen war sogar rückläufig. Die Nutzerzahlen stiegen auch im vierten Quartal. Die Zahl der täglich aktiven Nutzer stieg um 39 Millionen auf 453 Millionen. Die Nutzerzahlen waren allerdings nie das Problem von Snap, sondern deren Monetarisierung. Auch hier kommt Snap voran, siehe die Entwicklung des durchschnittlichen Umsatzes pro Nutzer (ARPU).

Gerade das ARPU-Wachstum in der Region „Rest of World“ ist beeindruckend, woher mehr als die Hälfte der DAU (Daily Acitve Users), nämlich 250 Millionen, stammt und wo das DAU-Wachstum am stärksten ist. Nach den Kostensenkungen der Vorjahre hat Snap das verwässerte EBITDA von 159 Millionen auf 276 Millionen Dollar gesteigert. Der freie Cashflow stieg auf 182 Millionen Dollar, und es gab sogar einen „echten“ Gewinn in Höhe von 9 Millionen Dollar.
Beeindruckend ist auch die Entwicklung von Snapchat+. Die Zahl der Abonnenten ist auf 14 Millionen gestiegen. Die Subskriptionseinnahmen haben um 131 Prozent zugelegt. Die annualisierte „Run-Rate“ liegt bereits bei über 500 Millionen Dollar.
Entwicklung monatlicher Umsätze mit Snapchat+

Monatliche Gesamteinnahmen (06.2022 – 01.2025); Quelle: Sensor Tower, Pyfore Capital
Von Investoren wird dieser Erfolg bisher wenig honoriert, obwohl diese Einnahmen mit einem viel höheren Multiplikator in der Bewertung berücksichtigt werden sollten. Keine andere Social-Media-Plattform ist derzeit annähernd so erfolgreich mit einer Abo-Lösung.
Snap will wieder mehr investieren
Was hat den Anlegern nicht gefallen? Snap will wieder mehr Geld ausgeben. Nach vielen Quartalen radikaler Kostensenkung will das Unternehmen massiv in KI/ML, Produktentwicklung und Content-Partnerschaften investieren. Für 2025 erwartet Snap eine Erhöhung der Kosten um 13-15 Prozent. Das Management hat daher einen Rückgang der Margen in den kommenden Quartalen angekündigt. Für Anleger kam das zu früh, denn die Kapitaldecke von Snap ist relativ dünn. Eine Woche nach Bekanntgabe der Zahlen hat das Unternehmen einen Junk-Bond im Volumen von 700 Milliarden Dollar angekündigt. Weil die Nachfrage groß war, wurde das Volumen auf 1,5 Milliarden erhöht. Zinssatz: 6,87 Prozent.
Wie geht es mit TikTok weiter?
Das kurzfristige TikTok-Verbot am 19. Januar, das für 14 Stunden in den USA in Kraft war, führte nur zu einem leichten Anstieg der Snapchat-Nutzung. Allerdings ist das Schicksal von TikTok für Snap ein zweischneidiges Schwert. Während ein dauerhaftes Verbot in den USA kurzfristig zu einer Abwanderung von Nutzern und Content-Erstellern zu Snapchat führen könnte, wären Instagram und YouTube voraussichtlich die größeren Gewinner.
Darüber hinaus würde Snap mit TikTok auch einen wichtigen Werbekunden verlieren, was sich kurzfristig stärker in den Zahlen bemerkbar machen dürfte. Nach einem Dekret von Donald Trump hat TikTok 75 Tage Zeit, zusammen mit der US-Regierung eine Lösung zu finden. Trump strebt einen Verkauf von TikTok an ein US-Unternehmen oder ein Konsortium an, mindestens jedoch einen Zwangsverkauf von TikTok USA. Seither kursieren täglich neue Gerüchte darüber, wer als potenzieller Käufer in frage käme. Mit Werbeausgaben in den USA hält sich TikTok daher zurück. Neue Downloads sind dort eingebrochen. Auch die Nutzerzahlen gehen aktuell zurück.
Ich halte den Verkauf von TikTok weiterhin für unwahrscheinlich, da Trump Xi Jinping einen Deal anbieten müsste, der für China so attraktiv ist, dass Xi nicht als Verlierer dasteht. Falls ein Deal jedoch zustande kommt, halte ich Oracle für den aussichtsreichsten Kandidaten – möglicherweise mit Musk, mit Trumps Truth Social oder vielleicht sogar mit dem angekündigten US-Staatsfonds. Larry Ellison verbringt derzeit sehr viel Zeit im Oval Office, er ist ein Förderer und Freund Elon Musks und an all seinen Projekten beteiligt. Zudem ist Oracle der Cloud-Service-Anbieter für TikTok und kennt die Entscheidungsträger von ByteDance besser als andere potenzielle Käufer.
Fazit: Snap-Aktie ist attraktiv bewertet
Unabhängig vom Schicksal TikToks ist Snap meines Erachtens auf einem sehr guten Kurs. Die Nutzerzahlen wachsen, das Werbeinventar wird über Direct-Response endlich besser monetarisiert, und das Subskriptionsgeschäft mit Snapchat+ hat bereits eine signifikante Größe erreicht. Snap wird aktuell mit einem EV/Revenue von 3,2 bewertet, Meta dagegen mit 9,6 und Google mit 6,6. Snap ist nicht annähernd so profitabel, aber die Kombination aus einer endlich funktionierenden Werbeplattform und stetigen Abo-Einnahmen macht die Snap-Aktie attraktiv.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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