Die Snap Aktie ist mit einem Minus von 75 Prozent dieses Jahr der große Verlierer unter den Kommunikations-Plattformen. Mehrere Gewinnwarnungen haben Anleger zur Flucht getrieben, und Analysten stuften die Aktie reihenweise ab. Den übertriebenen Pessimismus haben wir genutzt, um unsere Position zu erhöhen. Warum wir heute optimistischer für die Snap Aktie sind.
Absturz der Snap Aktie
Der Absturz der Snap Aktie um 75 Prozent ist atemberaubend. Meta hat ca. 50 Prozent, Pinterest 35 Prozent und Twitter dank Elon Musks Offerte nur 4 Prozent dieses Jahr verloren. Gleich mehrmals dieses Jahr hat Snap CEO Evan Spiegel mit Gewinnwarnungen einen Ausverkauf bei Digitalunternehmen ausgelöst. Doch die aktuelle Berichtssaison hat gezeigt, dass Snaps Geschäftsmodell anfälliger ist als das der Konkurrenz. Snap hat deutlich weniger Anzeigenkunden als Meta, das führt in Zeiten von Werbestreiks schnell zur Preiserosion auf der Ad-Plattform. Das Risiko der Kundenkonzentration war von Investoren bisher unterschätzt worden. Zudem hat IDFA (Apples Datentransparenzinitiative) Snap bisher stärker zugesetzt als der Konkurrenz.
„We saw challenges on the horizon, and hedged our bets accordingly, but still got punched in the face hard by 2022’s new economic reality”, so Evan Spiegel in einer Botschaft an die Mitarbeiter am Dienstag dieser Woche. Manche Analysten sprachen nach dem Kursrutsch von einer Nahtod-Erfahrung. Nahezu alle Wallstreet-Häuser stuften Snap herunter und korrigierten ihre Kursziele für Snap drastisch. Die Aktie notierte zwischenzeitlich bei unter 10 Dollar und einer EV/Sales-Bewertung von gerade mal 3,5. Wir haben bei diesen Kursen zugegriffen, denn tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Gründen, die für ein Comeback von Snap sprechen.
In Krisenzeiten sind Marketingausgaben die ersten Opfer von Einsparungen. Doch der säkulare Trend zum Onlinemarketing ist intakt. Die Werbekunden werden wieder zurückkommen, und sie werden auf den Plattformen werben, wo sie relevante Kunden finden und wo die Rendite ihrer Marketingausgaben am höchsten ist. Ein Blick auf die Grafik unten zeigt: Snap wächst, bezogen auf Nutzerzahlen, deutlich stärker als die Konkurrenz, mit Ausnahme von TikTok.
Aber auch im direkten Vergleich mit TikTok entwickelt sich das Wachstum der Nutzerzahlen von Snap in den letzten Wochen dynamischer (für eine bessere Vergleichbarkeit haben wir die Nutzerzahlen indexiert). In seiner Botschaft an die Mitarbeiter hat Spiegel angekündigt, bis Ende 2023 450 Millionen Daily Active User (DAU) zu erreichen. Aktuell sind es 350 Millionen DAU.
Für den Fall, dass TikTok stärker als die Konkurrenz reguliert werden oder gar ganz aus den App Stores entfernt werden sollte, wäre Snap mit der TikTok-Kopie Spotlight der große Gewinner. Nachdem TikTok aus Indien verbannt wurde, hat sich die Zahl der monatlich aktiven Snap Nutzer vervielfacht, während die Nutzerzahl bei Instagram, Facebook, Twitter und Pinterest unmerklich stieg.
Neues Snap Abomodell
Von der Öffentlichkeit bisher wenig honoriert hat Snap im Juli sehr erfolgreich ein Abomodell eingeführt. Für 3,99 Dollar pro Monat erhalten Nutzer eine ganze Reihe neuer Features. Über eine Million zahlender Abonnenten und über 11 Millionen Dollar Umsatz kamen seit dem Start zusammen. Die Analysten der Bank of America schätzen, dass Snap über ihre Abonnenten bereits im kommenden Jahr 200 Millionen Dollar Umsatz generieren wird. Evan Spiegel ist da deutlich optimistischer. Bis Ende dieses Jahres sollen es 4 Millionen Abonnenten werden, der Subskriptionsumsatz soll bis Ende 2023 350 Millionen Dollar betragen.
Investoren wenden sich der Snap Aktie wieder zu
Auch Investoren wenden sich wieder Snap zu. Nachdem die Memo von Evan Spiegel an die Presse durchgesickert ist, stieg der Kurs in den letzten beiden Tagen zweistellig. 2023 will das Snap-Management einen Umsatz von 6 Milliarden Dollar erwirtschaften, das wären ca. 20 Prozent mehr als dieses Jahr. Für ein Unternehmen, das in den letzten Jahren im Schnitt eher 50 Prozent gewachsen ist, klingt das eher bescheiden. Bemerkenswert finde ich dagegen die Aussagen zum Free-Cashflow. Nach Kostenkürzungen von umgerechnet 500 Millionen Dollar rechnet Snap nun mit einem positiven Free-Cashflow, selbst wenn der Umsatz stabil bleibt. Sollte der Umsatz tatsächlich um 20 Prozent wachsen, dann will Snap einen Free-Cashflow von 1 Milliarde Dollar erwirtschaften. Das ist eine außerordentlich gute Nachricht für Investoren, von denen manche das Überleben von Snap in Frage stellen. Allerdings relativieren sich solche Aussagen schnell in einem Marktumfeld, in dem Snap in monatlicher Taktung die Guidance korrigiert. Wir verlassen uns da lieber auf die digitale Spur. Und die stimmt uns positiv.
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The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Snap. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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One Response
Danke für das Update – diese Position habe ich bisher am wenigsten von allen Investments verstanden!