Spotify-Aktie: Kursfeuerwerk nach Rekordzahlen – und jetzt?

6. February 2025

Spotify-Aktie Quartalszahlen Q4 2024

Die Spotify-Aktie haussiert. Die Gewinnzone ist nachhaltig erreicht, das Turbo-Wachstum hält an, neue Produkte verstärken die Kundenbindung und wecken die Erwartung auf weiter wachsende Profitabilität. Unser Take zum führenden Anbieter für Audiostreamings.

Der Spotify-Aktienkurs zog nach Vorlage der Zahlen um über 13 Prozent an. Seit unserem letzten Update zu Spotify im November 2024 hat die Aktie nochmals 50 Prozent zulegen können.

Spotify-Aktie Performance

Spotify-Aktie Performance-Chart

Spotify-Aktie Chart seit Februar 2024; USD

Kein Wunder, das Unternehmen strotzt nur so vor Kraft: Umsatz, Bruttomarge, Gewinn und Free Cash Flow markierten im vierten Quartal neue Höchststände. Erstmals seit dem Start 2008 hat Spotify ein positives Jahresergebnis vorgelegt. Ich kann mich erinnern, dass vor wenigen Jahren die vielen Kassandras prognostizierten, dass man mit diesem Geschäftsmodell niemals Geld verdienen werde. 

Aber der Reihe nach:

Rekordwachstum bei Nutzern und Umsatz

Spotify meldete im vierten Quartal 675 Millionen monatliche aktive Nutzer (MAU), ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2023 (alle Zahlen im Vorjahresvergleich). Die Zahl der Premium-Abonnenten stieg um elf Prozent auf 263 Millionen. Getrieben wurde das Wachstum vom Geschäft in Schwellenländern und der erfolgreichen „Wrapped“-Kampagne, die über 245 Millionen User einband. Der Umsatz kletterte auf 4,2 Milliarden Euro (+16 Prozent), wobei das Premium-Segment mit 3,7 Milliarden Euro (+17 Prozent) den Löwenanteil stemmte. Spotify-CEO Daniel Ek fasste selbstbewusst zusammen: 

„2024 haben wir gezeigt, wozu wir fähig sind – sowohl als Produkt als auch als Geschäft.“

Operative Gewinnentwicklung: Profitabilität trotz Sozialabgaben

Der operative Gewinn erreichte mit 477 Millionen Euro einen Rekordwert nach minus 75 Millionen Euro. Das war leicht unter der Guidance von 481 Millionen Euro. Grund waren unerwartet hohe Social Charges von 96 Millionen Euro. In Schweden muss der Arbeitgeber Sozialabgaben auf aktienbasierte Vergütungen zahlen. 50 Prozent Aktienrally in nur drei Monaten hätte sich auch Daniel Ek nicht erträumt. 2024 markiert somit den ersten profitablen Gesamtjahresabschluss mit einem operativen Gewinn von 1,4 Milliarden Euro. 

Der Free Cash Flow stieg im vierten Quartal auf 877 Millionen Euro (+121 Prozent), das ist eine Cash-Flow-Marge von 21 Prozent! Damit schrammt Spotify nur knapp an der Rule-of-40 vorbei. Noch. 

Der Weg zum ersten profitablen Geschäftsjahr war nicht ohne Risiko:

Als die Periode des rasanten Wachstums mit dem Inflationsschock 2021/2022 abrupt endete und die stark gestiegenen Zinsen das Wachstumsmodell in Frage stellte, musste Ek schnell umsteuern. 2023 wurde die Belegschaft um 25 Prozent reduziert und ein hartes Sparregiment gefahren. Man werde zugleich gezielt investieren, um langfristig erfolgreich zu sein, aber auch das Effizienzniveau beibehalten, das man 2024 erreicht habe, so Ek im Analysten-Call. Dass der Kurs der Spotify-Aktie einen Sprung machte, war nicht nur auf die guten Zahlen zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Anleger die “Spotify Story” Daniel Ek abkaufen. 

Jetzt steht wieder Wachstum im Vordergrund: Neben dem Musikgeschäft wurde zugleich die Ausrichtung auf Podcast,Videos und Hörbücher diversifiziert, um neue Kunden zu gewinnen und die Abhängigkeit vom Musik-Streaming zu reduzieren. Die neuen Dientste haben auch maßgeblich zu den Rekordmargen beigetragen.

Musikindustrie und Partnerschaften: Der Universal-Deal als Gamechanger?

Spotify zahlte 2024 rund 10 Milliarden Dollar an Royalties an die Musikbranche – ein neuer Rekord. Die jüngst vereinbarte Partnerschaft mit Universal Music Group (UMG) ermöglicht flexiblere Lizenzbedingungen, was Ek als „Grundstein für zukünftige Produktinnovationen“ bezeichnete. Auf Nachfragen zu den Beziehungen zu den anderen Major-Labels („3 Sisters“) antwortete Ek diplomatisch:

„Wir betrachten dies als Win-Win-Dynamik – wenn wir wachsen, profitieren auch unsere Partner“

Genaues weiß man also nicht.

Kritisch bleibt das Werbegeschäft: 537 Millionen Euro Ad-Umsatz (+7 Prozent sind meines Erachtens enttäuschend. Wie bei Netflix ist das Inventar und die kritische Masse da, die Monetarisierung bleibt aber bisher hinter den Erwartungen zurück. 

KI, Video-Podcasts und „Superfan“-Tarif

Mit 330.000 Video-Podcasts und 270 Millionen Streams dieser Formate setzt Spotify auf multimediale Expansion. Die KI-gesteuerte Personalisierung – darunter der „AI DJ“ – trieb die Engagement-Raten, während Tools wie „Offline Backup“ die Nutzerbindung stärken. Gustav Söderström, Chief Product Officer, verwies im Call auf die „enorme Skalierbarkeit von KI“, die Kosten für Inhaltsmoderation und Empfehlungsalgorithmen senke. Für 2025 kündigte Ek ein Premium-Superfan-Tarif an, das exklusive Inhalte und höhere Preise ermöglicht – ein direkter Hebel für die durchschnittlichen Erlöse pro Nutzer (ARPU), die bereits auf 4,85 Euro stiegen

Ausblick: Vorsichtige Guidance, aber langfristige Ambitionen

Für das erste Quartal 2025 prognostiziert Spotify 678 Millionen MAU (+3 Millionen) und 265 Millionen Premium-Abonnenten (+2 Millionen) bei einem Umsatz von 4,2 Milliarden Euro. Die Bruttomarge soll sich bei 31,5 Prozent stabilisieren, während operative Investitionen in Kernbereiche wie KI und Video-Podcasts prioritär bleiben. Ek nannte 2025 das „Jahr der beschleunigten Ausführung“ und kündigte an: „Wir werden schneller liefern, uns auf Musik konzentrieren und gleichzeitig effizient bleiben“. Aber es gibt neben den Chancen auch Risiken.

Während Schwellenländer wie Brasilien und Indonesien das Nutzerwachstum antreiben, stammt der Großteil der Profitabilität weiter aus entwickelten Märkten. Die geplanten Preiserhöhungen – bereits 2024 ein Treiber des ARPU-Wachstums – könnten jedoch die Preiselastizität testen. Doch nach den uns vorliegenden Zahlen sind die Retentionswerte für Spotify-Kunden noch besser als bei Netflix. Spotify sollte sich noch eine Reihe von Preiserhöhungen leisten können. 

Die Margenentwicklung ist allerdings nicht geradlinig. CFO Christian Luiga warnt vor „variabler Marge“ durch Investitionen in neue Produktlinien. Regulatorische Risiken, etwa im Umgang mit KI-generierten Inhalten oder Lizenzstreits, bleiben eine Herausforderung. 

My Take zur Spotify-Aktie

Mit einem EV/Revenue (jeweils FWD) von 6 und einem KGV von 60 ist die Spotify-Aktie nach Konsensdaten von Bloomberg sportlich bewertet. Allerdings haben Analysten schon begonnen, ihre Schätzungen deutlich anzuheben. Spotify ist in der Pole Position als Musik-Streaming-Marktführer weltweit. Die Kombination aus hohen Nutzerzahlen, wachsendem Engagement und einer niedrigen Churn ist ziemlich einzigartig im Streaminggeschäft. Die Loyalität der Nutzer ist sogar noch höher als bei Netflix. Auch daher hat Spotify noch sehr viel Spielraum für Preiserhöhungen. Wir werden das führende europäische digitale Unternehmen weiterhin prominent in unserem Fonds gewichten. 

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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