Theon-Aktie: Nachtsicht-Spezialist profitiert vom Rüstungsboom

25. June 2025

Theon Aktie

Die Theon-Aktie hat sich seit dem IPO 2024 im Spannungsfeld von Verteidigung, Hightech und geopolitischem Wandel rasant entwickelt. Zuletzt kamen beim griechischen Wehrtechnik-Unternehmen zahlreiche neue Aufträge hinzu – aber ist die Bewertung noch irdisch?

Theon-Aktie: Vorstellung des Geschäftsmodells

Die Theon-Aktie steht für ein griechisches Hightech-Unternehmen, das sich auf Nachtsicht- und Wärmebildsysteme für militärische und sicherheitsrelevante Anwendungen spezialisiert hat. Der Unternehmensname „Theon“ leitet sich vom griechischen Wort für „Gott“ ab – ein Verweis auf die übermenschliche Sicht, die Soldaten durch die Produkte bei Nacht gewinnen sollen. Zwar ist die Holding formal in Nikosia (Zypern) registriert, doch die gesamte operative Tätigkeit – inklusive Entwicklung, Fertigung und Management – findet in Griechenland statt, konkret im Großraum Athen. Theon wurde 1997 gegründet und zählt heute zu den führenden europäischen Anbietern tragbarer optoelektronischer Systeme. Kunden sind vor allem NATO-Staaten, Verteidigungsministerien, Polizei- und Spezialeinheiten. Zum Produktportfolio gehören modulare Nachtsichtgeräte, Wärmebildsysteme sowie zunehmend auch digitale AR-Lösungen.

Besonders hervorzuheben ist die technologische Architektur der A.R.M.E.D.-Produktlinie: Statt isolierter Nachtsicht- oder Wärmebildsysteme bietet Theon eine vernetzte, modulare Lösung, die taktische Daten, visuelle Erkennung und digitale Lagebilder auf einem einheitlichen System integriert. Die AR-Lösung blendet sensorbasierte Echtzeitinformationen in das Sichtfeld der Soldaten ein. Die Möglichkeit, verschiedene Sensoren – etwa Restlichtverstärker, Thermalsensoren oder ballistische Zielhilfen – je nach Einsatzszenario zu kombinieren, verschafft Theon hier einen funktionalen Vorsprung gegenüber vielen Wettbewerbern. Zudem ist das Gewicht der Systeme vergleichsweise gering, was bei mobilen Infanterieeinheiten einen operativen Unterschied macht.

Der Markt für Nachtsicht- und Wärmebildsysteme wächst seit Jahren zweistellig, getrieben durch geopolitische Spannungen, asymmetrische Konflikte und die zunehmende Technologisierung militärischer Einsätze. Nach Schätzungen von Branchenanalysten dürfte das globale Marktvolumen für militärische Nachtsichttechnik bis 2030 auf über 10 Milliarden US-Dollar anwachsen. Dabei verlagert sich die Nachfrage zunehmend von einfachen Bildverstärkern hin zu integrierten, vernetzten Systemen mit AR-Komponenten – einem Segment, in dem Theon frühzeitig investiert hat.

Mit mehr als 200.000 ausgelieferten Geräten in 71 Ländern und starken NATO-Verbindungen hat sich Theon in den letzten Jahren unter die führenden Anbieter Europas geschoben. Während US-Konzerne wie L3Harris oder Elbit Systems global dominieren, hat sich Theon vor allem in europäischen Ausschreibungen erfolgreich positioniert – insbesondere dank A.R.M.E.D. Die Kombination aus hoher Fertigungstiefe in Griechenland und der Fähigkeit zur kundenspezifischen Anpassung gilt in vielen Beschaffungsverfahren als Wettbewerbsvorteil.

Präsentation und Einordnung der Geschäftszahlen für das letzte Jahr

Im Geschäftsjahr 2024 erzielte die Theon-Aktie einen Umsatz von 352,4 Millionen Euro. Das bereinigte EBITDA lag bei 88,5 Millionen Euro, was einer operativen Marge von 25,1 Prozent entspricht. Der Nettogewinn belief sich auf 63,5 Millionen Euro – ein deutlicher Sprung gegenüber den Vorjahren.

Da es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keine Analystenschätzungen gab, ist ein Abgleich mit Erwartungen nicht möglich. Das Management selbst hatte im IPO-Prospekt für 2024 Umsätze zwischen 330 und 350 Millionen Euro in Aussicht gestellt – die tatsächlichen Zahlen lagen also am oberen Ende.

Das Unternehmen meldete für 2025 bereits fest gebuchte Aufträge im Umfang von 160 Millionen Euro sowie weitere Optionen über rund 100 Millionen Euro. Theon gibt keine regionale Umsatzverteilung nach Ländern oder Regionen bekannt. Es ist lediglich bekannt, dass ein Großteil der Kunden in Europa sowie in NATO-Staaten sitzt – darunter Deutschland, die Niederlande, Norwegen und Frankreich. Da konkrete Länderzahlen fehlen, kann die regionale Umsatzverteilung nicht dargestellt werden.

Quartalszahlen im Detail

Im ersten Quartal 2025 erzielte die Theon-Aktie einen Umsatz von 90,8 Millionen Euro, was einem Anstieg von 19,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das bereinigte EBIT lag bei 23,0 Millionen Euro, ein Plus von 34,2 Prozent. Die operative Marge verbesserte sich auf 25,3 Prozent (Vorjahr: 22,6 Prozent). Die Bruttomarge lag bei 39,6 Prozent, die Nettomarge bei 19,6 Prozent – für ein projektorientiertes Hardwaregeschäft ein außergewöhnlich hoher Wert. Der Nettogewinn stieg im Vergleich zum Vorjahr um 38,9 Prozent auf 17,8 Millionen Euro. Auch bilanziell bleibt Theon äußerst solide aufgestellt: Zum Quartalsende verfügte das Unternehmen über eine Netto-Cash-Position von 169,8 Millionen US-Dollar – bei null Finanzverbindlichkeiten. Die Kombination aus hoher Profitabilität und schuldenfreier Bilanz verschafft dem Unternehmen operativen Spielraum für Investitionen, Fertigungsaufbau und strategische Flexibilität.

Der Auftragseingang erreichte im Q1 ein Volumen von 117,9 Millionen Euro – mehr als eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Die Book-to-Bill-Ratio lag bei 1,3; unter Einbeziehung von neuen Optionsaufträgen (rund 100 Millionen Euro mit hoher Umsetzungswahrscheinlichkeit) sogar bei über 2,0. Der „Soft Backlog“ stieg auf 668,6 Millionen Euro.

Ausblick

Für das Gesamtjahr 2025 erwartet Theon einen Umsatz zwischen 410 und 430 Millionen Euro. Die bereinigte EBIT-Marge soll sich im Bereich der „mittleren Zwanzigerprozentwerte“ bewegen. Investitionen (Capex) sollen rund 20 Millionen Euro betragen. Die Dividendenquote wird mit 30 bis 40 Prozent des Nettogewinns angegeben.

Die Nachfrage wird zusätzlich durch strukturelle geopolitische Entwicklungen gestützt: Seit dem Beginn des umfassenden Ukrainekriegs 2022 haben zahlreiche europäische Staaten ihre Verteidigungsausgaben signifikant erhöht. Laut dem Forschungsinstitut SIPRI sind die Militärausgaben im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um knapp zehn Prozent gestiegen – so deutlich ging es seit dem Kalten Krieg nicht aufwärts mit den Rüstungsausgaben – Europa war neben dem Nahen Osten für diesen Anstieg maßgeblich verantwortlich. 

Insbesondere die Nachtsicht- und Aufklärungsfähigkeit der Infanterie rückt stärker in den Fokus, da moderne Konflikte zunehmend bei schlechter Sicht, in urbanem Gelände und unter elektronischer Störung stattfinden. Auch Länder wie Südkorea, Indien und mehrere Golfstaaten investieren gezielt in digitale Nachtsicht- und AR-Systeme. Theon profitiert davon als spezialisierter Anbieter, der NATO-kompatible Systeme mit hoher Interoperabilität liefert.

Im aktuellen Q2-Trading-Update vom 23. Juni 2025 berichtete das Unternehmen über neue Aufträge im Umfang von rund 50 Millionen Euro, überwiegend aus Europa. Zusammen mit den bereits verbuchten 160 Millionen Euro an Bestellungen sowie Optionen im Wert von etwa 100 Millionen Euro sieht sich Theon gut aufgestellt, um „bei Erfüllung der Auslieferungen das obere Ende der Umsatzprognose von 430 Millionen Euro zu erreichen“. CFO Dimitris Parthenis unterstrich dabei die hohe Visibilität für das Gesamtjahr und betonte die anhaltend starke Nachfrage nach Nachtsicht- und AR-Systemen, insbesondere im Rahmen größerer Ausschreibungen europäischer NATO-Staaten.

Theon-Aktie: Fazit & Bewertung

Theon verkörpert den strukturellen Wachstumstrend im Rüstungs- und Sicherheitssektor. Das Unternehmen hat sich in den letzten Jahren von einem Nischenanbieter zu einem strategisch relevanten Ausrüster für westliche Streitkräfte entwickelt. Der Umsatz ist zwischen 2020 und 2024 von 54 Millionen auf über 350 Millionen Euro gestiegen – eine Steigerung um mehr als 500 Prozent. Besonders beeindruckend ist die EBITDA-Marge von über 25 Prozent – eine Seltenheit in der Hardwareproduktion.

Nach Veröffentlichung des Q1-Updates legte die Theon-Aktie leicht zu und schloss am 23. Juni 2025 bei 30,60 Euro – ein Tagesplus von 1,16 Prozent. Seit Jahresbeginn beträgt der Kursanstieg damit rund 145 Prozent.

Mit Blick auf die Bewertung ergibt sich auf Basis der FY-2026-Schätzungen aktuell ein KGV von 21,4, ein EV/Sales von 4,12 sowie ein EV/EBITDA von 16,94. Die Bewertung bleibt damit ambitioniert, spiegelt aber die starke operative Entwicklung und das strukturelle Marktwachstum im Bereich taktischer Sensortechnologie wider. Zugleich reflektieren diese Multiples die aktuelle geopolitische Realität mit gestiegener Verteidigungsbereitschaft, einer Zunahme asymmetrischer Konflikte und dem Druck auf NATO-Staaten, ihre Verteidigungsausgaben dauerhaft deutlich zu erhöhen.

Zwischen dem 12. Dezember 2024 und dem 11. Februar 2025 haben wir für den EM Digital Leaders Theon-Aktien zu Kursen zwischen 13,66 und 15,09 Euro erworben. Die Position behalten wir weiterhin im Fonds.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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