Die Twitter Aktie und Gründer Jack Dorsey machen wieder Schlagzeilen. Vor 15 Jahren ging der erste Tweet von Dorsey online. Nun wurde sein Tweet „just setting up my twttr“ in einer spektakulären Auktion als „Non-Fungible Token“ auf Valuable für sagenhafte 2,91 Millionen Dollar verkauft. Damit hat er einen Rekord aufgestellt, so Kunstexperten.
Doch dazu später mehr, richten wir zunächst einen Blick auf die Twitter Aktie. The DLF hat die Aktie im Januar 2020 bei Kursen um 30 Dollar in das Portfolio des The Digital Leaders Fund aufgenommen, vor einigen Wochen hat die Twitter Aktie dann mit Notierungen bei 77 Dollar ein neues Allzeithoch erreicht. Nach der jüngsten Korrektur notiert die Aktie knapp über 60 Dollar.
Für Dorsey‘s Unternehmen, das bereits 2013 den Börsengang wagte, war der Weg zum Erfolg an der Börse holprig und von einer Berg- und Talfahrt geprägt. Siehe dazu auch “Wie aus Twitter ein profitables Unternehmen geworden ist”. Seit etwa zwei Jahren ziehen die Nutzerzahlen wieder deutlich an und die Einnahmen steigen. Dabei hat das vergangene Jahr, das nahezu vollständig unter dem Corona-Einfluss stand, einen Rekord an mDAU (monetarisierbare täglich aktive User) gebracht.
Inhaltsverzeichnis
Twitter Geschäftszahlen 2020
Die Geschäftszahlen in 2020 waren geprägt vom Einbruch des Werbemarktes zu Beginn der Corona Pandemie. Insgesamt konnte Twitter seinen Umsatz im Krisenjahr “nur” um 7 Prozent auf $3,7 Milliarden steigern.
Langfristig wichtiger für die weitere Entwicklung ist das Nutzerwachstum: Für 2020 berichtete Twitter einen Anstieg der mDAU (monetarisierbare täglich aktive Kunden) um 27 Prozent auf 192 Millionen.
Der Umsatz legte in Q4 schon wieder um 28 Prozent auf 1,29 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn Q4 zog gegenüber dem Vorjahresquartal von 119 auf 222 Millionen Dollar an.
Monetarisierung kommt voran
Soziale Medien nehmen nicht erst seit Corona einen immer wichtigeren Stellenwert ein. Werbung verlagert sich zusehends auf wenige Online Plattformen, für die Betreiber ein lukratives Umfeld. Twitter steht jedoch noch weit am Anfang der Monetarisierung seiner Nutzerbasis.
Als Social Media-Dienst aus der zweiten Reihe konnte man in den vergangenen Jahren noch nicht die gleichen, traumhaften Umsatzsprünge wie Facebook verzeichnen, dennoch sieht sich Dorsey gut aufgestellt: Die optimierte Server MAP 2.0 (Mobile Ad Promotion) gewährleiste nun eine bessere Funktion für das Bewerben neuer Apps fürs Smartphone, die Kinderkrankheiten seien mittlerweile ausgeräumt. Ein neues Analytics-Tool soll Werbekunden bessere Auswertungen als bisher ermöglichen.
Zudem möchte Dorsey den „qualitativen“ Content auf dem Dienst fördern, er dürfte in Zukunft sogar Contributoren eine Vergütung anbieten, wenn sie journalistische und fachkundige Artikel posten und so den Mehrwert für die gesamte Audience steigern.
Auch die Idee, ein Abo-System für erweiterte Funktionalitäten z.B. in TweetDeck einzuführen kommt plausibel daher. Die Möglichkeit zur Platzierung von Podcasts wird ebenfalls erwogen. Twitter will es Usern seiner Audio-Chat-App „Spaces“ bald ermöglichen, ihre Diskussionen aufzuzeichnen und in Podcasts umzuwandeln. Weitere geplante neue Geschäftsmodelle wurden in dem Beitrag Twitter als Social Network vor radikalem Umbruch diskutiert.
Twitter erzielt mit seinem Traffic im Vergleich zu Mitbewerbern wie Facebook, aber auch im Vergleich zu klassischen Medien wie CNN oder New York Times, immer noch relativ wenig Einnahmen und besitzt Nachholpotential. Im vergangenen Jahr vereinnahmte Twitter pro Nutzer gerade mal 18,40 Dollar. Der Mehrwert der Plattform ist damit noch nicht annähernd ausgeschöpft.
Twitter und NFT
Twitter macht sich auch den Hype um NFTs und Bitcoin zunutze. Dorsey’s „NFT“, Non-Fungible Token, mit dem allerersten Tweet aus dem Jahr 2006 wurde für sagenhafte 2,91 Millionen Dollar verkauft. Die amerikanische Basketball-Profiliga NBA hat damit begonnen, NFTs von den besten Top Shots offiziell über ihre Website zu vermarkten. Potentielle Käufer, Anleger und Sportinteressierte können sich darüber austauschen und in den sozialen Medien posten – am besten auf Twitter.
Dorsey hat zugesagt, den Verkaufserlös aus der Auktion des Tweet Nr. 1 an eine gemeinnützige Organisation zu spenden. Nachdem er den Tweet zur Auktion in den ersten Märztagen abgesetzt hatte, stieg die Zahl der Gebote markant an. Es kamen 2.915.835,47 Dollar herein, so kann sich die auserwählte Charity glücklich schätzen. Für Dorsey ist das die Mega-Publicity, genau rechtzeitig zum 15. Gründungstag von Twitter!
Übrigens: Dorsey macht keinen Hehl aus seiner Vorliebe für Bitcoin. Er hatte gemeinsam mit Rapper Jay-Z zuletzt mehr als 19 Millionen Euro in eine neue Bitcoin-Stiftung namens Btrust gesteckt.
Twitter wird ein Post-Pandemie-Gewinner
Twitter ist die Plattform, auf der Weltpolitik kommentiert und diskutiert wird und manchmal sogar Weltpolitik passiert. Im Januar hat Twitter Donald Trump den Ton abgeschaltet und so entscheidend die politische Diskussion in den USA geprägt. Mehr als 150 Staatsführer weltweit nutzen Twitter.
Die Präsidenten kommen und gehen – Twitter bleibt. Selten waren die politischen Diskussionen hitziger als in dieser Pandemie-Zeit. Das mag zwar nicht direkt die Einnahmen erhöhen, ist aber für das Engagement auf der Plattform und das Kundenwachstum förderlich.
Twitter ist aber kein „Corona-Gewinner“. Die Zeit von Twitter kommt nach den Lockdowns. Denn Twitter lebt von Kampagnen und Liveevents. Mit dem Ende der Lockdowns und mit mehr Events und Großveranstaltungen, sollte der Traffic aber vor allem die Einnahmen wachsen. Davon würde entsprechend auch die Twitter Aktie profitieren.
Twitter Aktie Fazit
JP Morgan geht in seiner neuesten Studie von einem Umsatzwachstum bei Twitter von 27 Prozent für 2021 und ca. 30 Prozent in 2022 und kontinuierlicher Steigerung der Marktanteile aus.
Das Unternehmen selbst berichtet, dass die Kostensteigerungen 2021 deutlich unterhalb des Umsatzwachstums liegen werden. JP Morgan rechnet mit 219 Millionen mDAU zum Jahresende 2021.
Auch die Daten der digitalen Spur zeigen, dass das Kundenengagement bei Twitter seit Mitte Februar 2021 wieder deutlich anzieht.
Twitter sollte von der bevorstehenden Erholung der Wirtschaft und von der Rückkehr zu Normalität besonders profitieren. Allerdings nimmt der Kursverlauf der Twitter Aktie in den vergangenen 12 Monaten schon einige positive Nachrichten vorweg. Mit einem EV/Sales-Verhältnis von 13 (TTM) ist das Unternehmen wesentlich höher bewertet als z.B. Facebook mit einem EV/Sales-Verhältnis von 9.
Den Artikel hat unser Gastautor Adam Maliszewski verfasst.
Adam war viele Jahre im Fixed Income- und Zinsderivate-Handel tätig und betreute Multiasset-Mandate bei einem Berliner Privatbankhaus. Zudem war er als Finanzjournalist bei diversen Publikationen tätig.
Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Twitter. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.