Uber ist nun börsengelistetes Unternehmen. Es hat einen der größten Börsengänge aller Zeiten hingelegt und zugleich auch eines der schlechtesten IPOs, zumindest nach Performance in den ersten Tagen. Dafür gibt es gute Gründe.
100 Milliarden, ach was 120 Milliarden Dollar und mehr sollte Uber wert sein, so tönten das Management und die Investoren um Softbank und Saudi-Arabien noch vor wenigen Monaten.
Mit 82 Milliarden USD Bewertung kam die Aktie an die Börse.
Knapp 68 Milliarden USD ist das Unternehmen heute bewertet, zwischenzeitlich sogar noch deutlich weniger.
Nach Berechnungen der Financial Times ist Uber somit das acht schlechteste IPO überhaupt unter allen milliardenschweren Börsengängen.
8,2 Milliarden Dollar hat das Unternehmen durch den Börsengang eingenommen.
Das klingt nach viel, doch allein in 2018 hat Uber 3 Milliarden USD Verluste eingefahren.
In den letzten drei Jahren hat es 10,1 Milliarden Dollar verbraten. Im ersten Quartal dieses Jahr über 1 Milliarde Dollar.
Das Geld reicht also keine drei Jahre, wenn der Cash-Burn anhält.
Inhaltsverzeichnis
Die widerspenstigen Uber-Fahrer
Wie kann Uber so viel Geld verbrennen, wenn das Unternehmen keine Fahrzeugflotte unterhält und die Fahrer nicht fest anstellt?
Das hat CB Insights in einem sehr lesenswerten Artikel nun beantwortet.
Uber hat ein Problem mit der Fluktuation seiner Fahrer, ein Problem, das auch alle anderen Lieferdienste kennen.
Nur 20 Prozent der Uber-Fahrer bleiben nach einem Jahr auf der Plattform.
Die monatliche Abwanderungsquote liegt bei 12,5 Prozent.
CB Insights schätzt, dass etwa 80 Prozent der 3,1 Milliarden Dollar Ausgaben für Vertrieb und Marketing in 2018 für die Akquise und Pflege von Fahrern aufgewendet wurden.
Dazu kommen zusätzlich 900 Millionen Dollar Ausgaben für zusätzliche Incentivierung der Fahrer.
Auch wenn Uber damit wirbt, dass Fahrer im Schnitt 90.000 Dollar im Jahr verdienen können, also 25 Dollar in der Stunde, sieht die Realität anders aus.
In den USA verdient der durchschnittliche Fahrer nach Berechnungen von CB Insights gerade mal 10 Dollar, das ist nah an der Armutsgrenze.
Wie Uber bei solchen Zahlen die Fluktuation der Fahrer bremsen möchte und gleichzeitig die Kosten runterfahren und die Marge steigern, bleibt ein Rätsel.
Auch wenn die Auslastung der Fahrer über Mitfahrgelegenheiten wie uberPOOL und dem Essens-Lieferdienst Uber Eats steigen sollte, werden die inkrementellen Verdienste auf Dauer die Fahrer nicht bei Laune halten.
Gleichzeitig kann sich Uber es aber auch nicht leisten, die „take rates“, also den eigenen Anteil am Bruttoumsatz, weiter zu erhöhen.
Der Trend ist sogar rückläufig, sowohl bei Uber als auch beiUber Eats.
Uber Aktie – Kunden lieben Uber
Bei den Kunden sieht die Rechnung gänzlich anders aus.
In Anfangsjahren sind Kunden über Freunde und Bekannte auf den Fahrdienst aufmerksam geworden.
Die Kundenakquisekosten waren und sind hier minimal.
Uber ist als Marke weltweit bekannt und etabliert.
In den USA hat das Unternehmen einen Marktanteil von 70 Prozent, die restlichen 30 Prozent entfallen auf Lyft.
Über 10 Prozent der US-Bevölkerung nutzt den Dienst von Uber, die Kundenzahl steigt ununterbrochen.
Kunden neigen sogar dazu, den Dienst mehr zu nutzen, was Uber Investoren gerne als „negative churn“ preisen.
Das ist aber kein reines Uber-Phänomen. Wir haben viele Unternehmen im Portfolio, deren „Net Retention Rate“ weit über 100 liegt, teilweise sogar über 140 wie im Falle von Twilio.
Dennoch hat Uber kein Kunden-Problem.
Ihre „two-sided-platform“ funktioniert leider nur auf einer Seite.
Das Fahrer-Problem hat Uber nicht unter Kontrolle.
Der Traum von selbstfahrenden Taxis
Daher ist Ubers Vision das fahrerlose Transportmittel.
Doch auf diesem Markt sind finanzkräftige Techgiganten wie Alphabet mit Waymo bestens vorbereitet.
Nahezu alle relevanten Autokonzerne, nicht nur Tesla, haben entsprechende Programme.
Konkurrenten wie Didi haben Uber schnell aus dem chinesischen Markt gedrängt und greifen nun in Brasilien, Mexiko, im Mittleren Osten, Afrika und Australien an. Die Eintrittsbarrieren in den Markt sind niedriger als vermutet.
In Russland hat Uber gegen Yandex kapituliert, in Südostasien gegen Grab.
Es war im nachhinein klug von Uber, sich stattdessen an den Konkurrenten zu beteiligen.
Uber hält 15 Prozent der Anteile an Didi (die Genehmigung durch die chinesische Kartellbehörde steht immer noch aus), 35 Prozent an Yandex und 23 Prozent an Grab.
Diese Anteile kann Uber im Zweifel versilbern.
Uber Aktie – Umsatz-Problem
Uber hat auch ein Umsatzproblem.
Das exponentielle Wachstum der Anfangsjahre ist vorbei. Im vierten Quartal 2018 ist Uber gerade mal 22 Prozent gewachsen gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Quartal 2019 sind es gerade mal 23 Prozent, aber gegenüber Vorquartal nur noch 7,5 Prozent Wachstum.
In Q4 2017 lag das Wachstum noch bei 107 Prozent.
Auch die Bruttomarge ist in Q4 auf 46 Prozent gefallen, nachdem diese in den Vorquartalen noch teilweise bei über 50 Prozent lag.
Da hilft auch das steile Wachstum bei Uber Eats nicht, das 2018 für 13 Prozent der Umsätze verantwortlich war und im ersten Quartal 2019 sogar knapp 90 Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen ist.
Die Margen sehen hier noch schlechter aus.
Uber Aktie – Fazit
Die Uber Aktie ist eine Wette gegen den ökonomischen Sachverstand.
Investoren wie Softbank und Saudi-Arabien haben die Bewertung des Unternehmens von Finanzierungsrunde zu Runde absurd ausgereizt.
Jeder Private-Equity-Investor durfte ein Stück mitverdienen und Uber in kürzester Zeit maximal aggressiv global expandieren, ohne sich um die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells zu kümmern.
Mit dem Börsenlisting ist das Unternehmen ein stückweit entzaubert worden.
Nun muss es einer größeren und kritischen Anlegergemeinde zeigen, dass es Wachstum ohne Cash-Burn kann.
Wir zweifeln sehr daran und beobachten das interessiert von der Seitenlinie aus.
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Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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