Speed Updates: FUTU, Kingsoft Cloud und Meituan

10. Juni 2022

Drei Holdings aus dem The Digital Leaders Fund, EM Digital Leaders und China Digital Leaders haben Zahlen vorgelegt, die wir in unserem Speeddating Format analysieren. Das Wichtigste aktuell auf den Punkt gebracht.

FUTU

FUTU hat am Montag seine Quartalszahlen bekannt gegeben. Beginnen wir mal mit der Wirkung am Markt: Die FUTU-Aktie hat bis Dienstag um fast 27 Prozent zugelegt. Waren die Zahlen so berauschend? Eigentlich nicht, aber recht solide waren sie schon. Das reicht ja dieser Tage, um Enthusiasmus bei China-Investoren auszulösen. Vor allem muss man bedenken, dass wir uns in diesem Quartal mit dem ersten Quartal 2021 vergleichen müssen, in dem chinesische Technologie Aktien ihren bisherigen historischen Gipfel erklommen. Der Umsatz ging zwar um 25 Prozent auf 209 Millionen Dollar zurück. Aber die zahlende Kundschaft nahm um 68 Prozent zu. Wichtig an dieser Stelle: mehr als 80 Prozent der neuen zahlenden Kunden kommt aus Hongkong und westlichen Märkten. In den letzten drei Monaten begann der Markteintritt in Australien. Damit befreit sich FUTU von der weiterhin bestehenden regulatorischen Unsicherheit bei einheimischen Kunden in China. Hier fehlt nämlich immer noch die entscheidende lokale Lizenz, was bedeutet, dass in China nur Chinesen mit Vermögenswerten im Ausland akquiriert werden können. Erfreulich ist des Weiteren, dass das Unternehmen seine Produktkosten in den Griff bekommen hat: die Bruttomarge betrug stolze 86 Prozent (im Vergleich zu 80 Prozent in Q1 2021). Bei den Betriebskosten ist FUTU trotz misslicher Großwetterlage an den globalen Märkten noch nicht auf die Bremse getreten: die allgemeinen und Verwaltungskosten stiegen um 128 Prozent; Forschungs- und Entwicklungskosten um 105 Prozent. Lediglich bei den Vertriebs- und Marketingkosten (+5 Prozent) hat man mehr Vorsicht walten lassen. Unterm Strich blieb ein bereinigter Nettogewinn von 79 Millionen Dollar (-47 Prozent).

Kingsoft Cloud

Ganz anders als FUTU beginnt der Quartalsbericht von Kingsoft Cloud mit der Pandemie in China und der schwierigen Makrosituation. Doch das schlechte Omen trügt, denn das Unternehmen hat sich trotz allem tapfer geschlagen: ein Umsatzplus von 20 Prozent im Jahresvergleich. Zwar stiegen auch die Kosten im selben Zeitraum um 23 Prozent, aber im Vergleich zum vorherigen Quartal hat Kingsoft Cloud die Kosten um 20 Prozent reduziert. Die Bruttomarge hat sich infolgedessen von 6,4 Prozent auf 3,7 Prozent verschlechtert. Die Bruttomarge im vorherigen Quartal lag übrigens bei nur einem Prozent. Insofern sieht man hier, dass die kurzfristigen Maßnahmen zur Kostenkontrolle bereits Früchte tragen. Dieser rote Faden zieht sich durch bis zu den Betriebskosten, die zwar im Jahresvergleich mit einem Plus von 31 Prozent ebenfalls gestiegen sind, aber im Vergleich zum vorherigen Quartal (-12 Prozent) reduziert werden konnten. Am Ende bleibt ein bereinigter Nettoverlust von 71 Millionen Dollar, der mehr als doppelt so hoch ausfällt wie im Vorjahr. Das Trostpflaster ist die bereinigte EBITDA Verlustmarge, denn die hat sich von -10,5 Prozent auf -7 Prozent (QoQ) verbessert. Die Bargeldreserven haben sich von 832 Millionen Dollar auf 884 Millionen Dollar erhöht. Auch für das zweite Quartal rechnet das Management mit Schwierigkeiten bei der Offline-Erfüllung von Aufträgen im Bereich Enterprise Cloud wegen der Covid-bedingten Lockdown Situationen in vielen Städten. Ähnlich wie bei FUTU waren die Anleger nicht von den Zahlen enttäuscht: die Kingsoft Cloud Aktie schloss den Tag an der Nasdaq mit +12 Prozent.

Meituan

Bereits am 2. Juni hatte Meituan seine Zahlen für das erste Quartal vorgelegt und nicht enttäuscht: sowohl beim Umsatz als auch bei der Profitabilität hat das Unternehmen die Analystenerwartungen übertroffen. Die Einnahmen stiegen um 25 Prozent auf 46 Milliarden Yuan (6,9 Milliarden Dollar). Das bereinigte EBITDA und der bereinigte Nettoverlust verbesserten sich sowohl im Jahresvergleich als auch im Quartalsvergleich auf -1,8 Milliarden Yuan (270 Millionen Dollar) bzw. 3,6 Milliarden Yuan (540 Millionen Dollar). Die Kernsegmente Food Delivery und In-Store sowie Hotel & Travel erzielten einen Betriebsgewinn von 5,1 Milliarden Yuan (760 Millionen Dollar) für das erste Quartal 2022 gegenüber 3,9 Milliarden Yuan (580 Millionen Dollar) im Vorjahreszeitraum. Lediglich im Segment “Neue Initiativen”, womit hauptsächlich das Community Group Buying aka “Meituan Select” gemeint ist, hat sich der Betriebsverlust auf 9 Milliarden Yuan (1,35 Milliarden Dollar) ausgeweitet.

Gleichzeitig muss man dazu zweierlei anmerken: die Betriebsverluste bei den “Neuen Initiativen” haben sich zum vorherigen Quartal verringert. Dieses Segment ist mittlerweile das mit 47 Prozent am schnellsten wachsende Geschäftsfeld von Meituan. Also eine echte Zukunftswette. Das Management teilte im Earnings Call mit, dass das Gesamtvolumen der Lebensmittellieferungen im April aufgrund der Lockdowns in Shanghai leicht zurückgegangen ist, während das Gesamtvolumen in den letzten zwei Wochen im Mai gegenüber dem Vorjahr wieder leicht positiv war. Daher geht man davon aus, dass im zweiten Quartal ein weitgehend unverändertes tägliches Bestellvolumen erreicht werden kann. Gute Vorzeichen für eine positive Q2 Berichtssaison. Mit über 100 Milliarden Yuan (15 Milliarden Dollar) an Barmitteln muss sich Meituan erst einmal keine Sorgen um die Zukunft machen. Nicht zu vergessen ist auch die Tatsache, dass in Krisen wie die jetzige die kleineren Wettbewerber im Zweifel immer noch viel stärker leiden als die großen Platzhirsche. Die Anleger sahen es ähnlich und verhalfen der Meituan Aktie zu neuen Höhenflügen mit einem Plus von über 10 Prozent seit Bekanntgabe der Zahlen.

Disclaimer
China Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile der genannten Unternehmen. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Mirko Wormuth

    Mirko war 23 Jahre lang in China als Anwalt und Unternehmer tätig. Zuletzt war er Global Head of HR für das chinesische EV Startup BYTON in Nanjing. Davor lagen seine unternehmerischen Tätigkeiten im Bereich des chinesischen E-Commerce und Einzelhandels. Seit 2020 managt Mirko den auf die chinesische Digitalisierung spezialisierten “China Digital Leaders” Fonds.

Picture of Mirko Wormuth

Mirko Wormuth

Mirko war 23 Jahre lang in China als Anwalt und Unternehmer tätig. Zuletzt war er Global Head of HR für das chinesische EV Startup BYTON in Nanjing. Davor lagen seine unternehmerischen Tätigkeiten im Bereich des chinesischen E-Commerce und Einzelhandels. Seit 2020 managt Mirko den auf die chinesische Digitalisierung spezialisierten “China Digital Leaders” Fonds.

Aktuelle Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Neueste Beiträge

Tags

Neuste Kommentare

Twitter

Instagram