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5. May 2023

Die Notenbanken haben in dieser Woche weiter an der Zinsschraube gedreht; der Leitzins in den USA liegt jetzt bei 5,0 bis 5,25 Prozent, das höchste Niveau seit 2007. Die EZB hat gestern den Leitzins auf 3,25 Prozent angehoben. Das ist nicht so weit weg vom höchsten, jemals erreichten Niveau – 3,75 Prozent in 2001. Es ist auffällig, dass sowohl FED als auch EZB das Tempo gedrosselt haben – es waren jeweils nur 25 Basispunkte. Zugleich hat die FED ihren Sprachduktus gemäßigt und faktisch ein Ende der Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. EZB-Chefin Lagarde wollte nicht so weit gehen („we have more ground to cover and we are not pausing“), aber dass der Euro nach dem EZB-Zinsschritt nachgab, zeigt, dass Anleger das Ende der Fahnenstange sehen. Derweil haben die Aktienmärkte, vor allem in den USA, in dieser Woche nachgegeben. Die Renditen an den Anleihenmärkte waren rückläufig.

 

Die Notenbanken wollen die Folgen der blitzartigen Zinswende der letzten Monate taxieren. Weil diese in der Realwirtschaft nur zeitverzögert ankommt und ein Credit-Crunch zudem die Funktion einer Zinserhöhung erfüllt, ist die Drosselung des Tempos nachvollziehbar. Die Notenbanker hoffen, dass sich die Konjunktur abschwächt, die Inflation sinkt, aber dass eine Rezession vermieden wird. Das wäre ein Traumszenario für Aktien. Bondanleger sehen das anders. Sie gehen von einem Hard-Landing und sinkenden Zinsen in diesem Jahr aus. Das wäre langfristig zwar fein, aber kurzfristig schmerzhaft für Verbraucher, Unternehmen und m.E. auch für Aktienanleger. Es kann aber sein, dass sich die Inflation hartnäckig zeigt und die Zinsen nicht zurückgenommen werden. Wenn dann die Konjunktur auf der Stelle tritt, läuft es auf eine Stagflation hinaus, die für Aktienanleger, Anleihenanleger, Verbraucher, Notenbanken und die Politik ein Worst-Case-Szenario wäre.

Hoffen wir, dass dieses Mal die Notenbanker Recht behalten.

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Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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