Den ehrwürdigen Rosengarten des Weißen Hauses umwob am Mittwochabend eine Aura der Absurdität. Donald Trump verkündete am „Liberation Day“ die Details der US-Zollpolitik. Die Formel, mit der die US-Administration die Zölle gegen die verschiedenen Handelspartner berechnet hat, ist atemberaubend hanebüchen. Wie kommt Donald Trump auf, sagen wir, einen pauschalen Zollsatz von 27 Prozent für Kasachstan? Nun, Kasachstan hat 2024 Waren im Wert von 2,3 Milliarden Dollar in die USA exportiert, aber nur Waren im Wert von 1,1 Milliarden Dollar importiert. Ergibt ein Handelsbilanzdefizit von 54 Prozent. Um so viel betrügen die perfiden Kasachen nach Trumps Lesart die USA. Aber weil Trump „so nice“ ist, wird nur die Hälfte des Defizitsatzes „reziprok“ als Zoll erhoben. Und so kommt man nach Adam Kindergarten auf einen Zollsatz von 27 Prozent.
Aber dass die Trumpsche Zollformel Banane ist und bar jeglicher ökonomischer Ratio aufgestellt wurde, heißt nicht, dass dahinter nicht eine perfide Strategie steckt. Dass die USA über Handelsbilanzdefizite „abgezogen“ würden, ist eine jahrzehntealte Obsession Donald Trumps. Das ist eine schlechte Nachricht. Denn die Rosengarten-Deklaration bietet im klassischen Verhandlungsschema den Handelspartnern keinen Exit-Pfad aus der Zollspirale. Auch wer seine Einfuhrzölle für US-Waren auf null senkt, entgeht der US-Zollschranke nicht, wenn ein Handelsbilanzdefizit besteht, und das ist bei den allermeisten Partnern der USA der Fall, die über mehrere Jahrzehnte den US-Konsumrausch finanziert haben. Der Nachkriegs-Deal ist „off“, und man findet mit den USA Stand heute nur einen Ansatzpunkt für Verhandlungen: mehr US-Waren kaufen, um das Defizit zu reduzieren. Das bedeutet, dass sich die Regierungen dieser Welt jetzt in Einzelverhandlungen mit der Trump-Administration stürzen werden. „Du willst mein Handelsdefizit reduzieren? Dann kaufe Soja made in USA und nicht made in Brasilien!“ LNG dann bitte nicht mehr aus Norwegen oder Katar importieren. Und schmeckt US Beef nicht besser als die Fleischlappen aus Argentinien?
Die Trumpsche Zoll-Logik lässt sich nur aushebeln, wenn man bereit ist, seine anderen Handelspartner vor den Bus zu werfen. Die US-Handelspartner stecken im klassischen Gefangenendilemma: Wer seine Partner im Stich lässt, trägt dazu bei, dass alle verlieren. Ich bin daher der Meinung, dass die EU mit maximaler Härte auf den Affront aus Washington reagieren sollte. Auch wenn das kurzfristig Schmerzen verursacht. Die Legitimität dieser Strategie sollte unter allen Umständen negiert und zurückgewiesen werden. Welche Instrumente die einzelnen Länder besitzen, haben wir in einem Artikel in diesem Newsletter für Sie aufbereitet.
Disclaimer
Die vorstehenden Darstellungen der Pyfore Capital GmbH stellen rechtlich eine Werbemitteilung dar und dienen ausschließlich Informationszwecken. Sie stellen insbesondere weder ein Angebot oder eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebotes noch einen Rat oder eine persönliche Empfehlung bezüglich des Haltens, des Erwerbs oder der Veräußerung eines Finanzinstruments dar. Die Pyfore Capital GmbH empfiehlt, sich vor Abschluss eines Geschäftes kunden- und produktgerecht und unter Berücksichtigung Ihrer persönlichen Vermögens- und Anlagesituation beraten zu lassen und Ihre Anlageentscheidung nicht allein auf diese Veröffentlichung zu stützen. Es wird empfohlen, sich von Angehörigen der steuerberatenden Berufe über die individuellen steuerlichen Folgen des Erwerbs, des Haltens oder der Veräußerung des in dieser Unterlage beschriebenen Finanzinstrumentes beraten zu lassen. Diese Marketingmitteilung unterliegt nicht den regulatorischen Anforderungen, welche die Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen/Anlagestrategieempfehlungen sowie das Verbot des Handels vor der Veröffentlichung der Anlageempfehlung/Anlagestrategieempfehlung vorschreiben.
Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Links zu Texten, die von einem Dritten erstellt wurden, dienen lediglich unverbindlichen Informationszwecken.
Autor
-
Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
View all posts