Value – GARP – Growth: Das Diversifikationskonzept des The DLF

27. August 2021

The DLF Investmentstrategie

Wir verfassen in unserem Blog regelmäßig Beiträge zu unseren Portfolio Unternehmen. Heute machen wir einen größeren Wurf und zeichnen ein “Big Picture”. Das Zusammenspiel zwischen drei Unternehmenstypen ist für unsere Investment-Praxis entscheidend. Ein Blick in den Maschinenraum des The DLF.

The DLF: Digitalisierung breit gefasst

Wer den The Digital Leaders Fund kennt, weiß, dass wir nicht nur auf die kleinen Champions, den Hard- und Software Digitalisierungs-Enablern, setzen. Anlässlich der Verleihung des Morningstar Fünf Sterne Ratings haben wir bereits gezeigt, dass der The DLF kein Themenfonds ist, sondern ein breit aufgestellter globaler Aktienfonds, der es mit dem MSCI World aufnimmt. (Einige Fonds-Ratinghäuser ordnen den The DLF der Kategorie der Growth Aktienfonds zu.)

Investieren in den digitalen Wandel wird oft thematisch eng interpretiert. Die meisten Anleger rücken die Träger des Wandels, die High Growth Unternehmen, in den Fokus. Eine solche Strategie ist zumeist mit hohen Konzentrationsrisiken verbunden. Im Frühjahr 2021 etwa wurden viele kleine, stark wachsende Software-Firmen von einer Korrektur erfasst, die aufgrund der äußerst luftigen Bewertungen auch überfällig war. Weil Anleger anfingen, ihre Erwartungen nicht nur an den Umsatz, sondern auch auf den Gewinn zu formulieren, gingen die Kurse vieler Unternehmen um 20, 30 Prozent oder mehr nach unten. Derartig ausgerichtete Themenfonds erlitten entsprechend massive Einbrüche. Und sie konnten nicht vom Aufschwung der “Legacy” Unternehmen aus klassischen Branchen profitieren.

Die drei Digitalisierungs-Gewinner

Der The Digital Leaders Fund verfolgt einen anderen Ansatz. Unser Fonds ist breiter aufgestellt. Unser Universum besteht aus drei Gruppen von Unternehmen.

An erster Stelle stehen die Leader der digitalen Transformation.

Das sind substanzstarke, etablierte Unternehmen, die einen hohen digitalen Reifegrad erreicht haben und infolgedessen einen Wettbewerbsvorsprung gegenüber Konkurrenten haben. Häufig finden sich hier sogar Value-Unternehmen. Player aus Branchen, die man sonst wenig mit Technologie in Verbindung bringt, und die auch oft entsprechend bewertet sind. Gerade die Früchte der Digitalisierung tragen dazu bei, dass diese Unternehmen in ihren Branchen signifikante Wettbewerbsvorteile gewinnen.  

Beispiele hierfür sind Finanzdienstleister wie DBS, die spanische Großbank BBVA und  Automobilwerte wie VW, aber auch Medienunternehmen wie Disney und Basiskonsumwerte wie Walmart. Diese Unternehmen haben wir aktuell am höchsten unter allen drei Gruppen gewichtet. Es finden sich viele Zykliker in ihren Reihen, was uns dieses Jahr zugutekam.

Die zweite Gruppe ist die der Digital Business Leader.

Diese sind die großen und kleinen Plattformen, die bestehende Industrien revolutionieren. Prominente Beispiele sind Alphabet, Facebook, Baidu oder Amazon. Viele dieser Unternehmen haben sich vom klassischen Zyklus gelöst. Sie wachsen in jedem Umfeld, egal, ob die Konjunktur schwächelt oder gerade der Reflation Trade läuft. Hier kommt bei der Bewertung der klassische GARP-Zwiespalt ins Spiel. Ja, die Firmen wachsen, aber wie viel ist das Wachstum wert? Diese Frage ist nicht immer eindeutig zu beantworten, sondern kann immer wieder den Stimmungen des Marktes unterliegen. Hier helfen uns unsere digitalen KPIs weiter, die die klassischen fundamentalen Bewertungs- und Analysekennziffern ergänzen. Hier sind wir aber auch in zahlreiche “neue” Plattformen investiert, wie z.B. The Trade Desk, Square und auch in “Ur-Plattformen”wie MasterCard.

Erst als dritte Gruppe finden sich beim The DLF die sogenannten digitalen Enabler.

Das sind sie, die Träger des digitalen Wandels, die Digitalisierer, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen den digitalen Wandel erst ermöglichen und nahezu immer profitieren, egal wer sich beim Endkunden durchsetzt. Das sind in der Regel die High Growth Unternehmen, die bei der Gruppe der stark wachsenden Themenfonds im Vordergrund stehen.

Als die Digitalisierungsfantasie im Jahr 2020 keine Grenzen kannte, profitierten diese Unternehmen auf besonders spektakuläre Weise von dem Digitalisierungs-Hype. Spiegelbildlich hierzu fielen die Verluste besonders hoch aus, als Anleger im Frühjahr dieses Jahres innehielten. Allerdings war diese Korrektur keine nachhaltige. Ende des zweiten Quartals und auch aktuelle haben diese Unternehmen wieder sehr kräftig zugelegt. In dieser Gruppe finden sich Unternehmen wie Marqueta, Upstart, HubSpot, DocuSign oder Arista.

In der Kombination liegt die Würze: Das Portfolio des The DLF im Zeitverlauf

Kommen wir nun zum Wandel der Gewichtungen der drei Unternehmens-Typen im Laufe der vergangenen zwei Jahre im The DLF.  Die untere Grafik zeigt, dass die Gruppe der Enabler, also der Digitalisierer, zumeist das niedrigste Gewicht der drei Pfeiler unseres Fonds hatten. Seit März 2019 lag der Durchschnitt bei einem Portfolio Gewicht von 26 Prozent.

Anteil der drei Pfeiler des The DLF in Prozent, Daten per 30.6.2021, Quelle: Universal-Investment

Der Anteil der Enabler stieg leicht im Zuge der Corona-Krise Ende März 2020 auf 27 Prozent und lag damit sogar über dem Anteil der Digital Transformation Leaders. Das lag gleichermaßen an der Robustheit der Kurse auf dem Höhepunkt der Corona-Krise, aber auch daran, dass die klassischen Value-Aktien a la Walt Disney massiv unter den Lockdowns litten. Auch die anderen Aktien in den Brick-and-Mortar Sektoren wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Enabler auf dem Rückzug, zumindest kurzfristig 

Nachdem diese Aktien bis zum dritten Quartal 2020 massiv zugelegt haben, habe ich mich entschlossen, diese Aktien zu reduzieren. Das passierte ab dem dritten Quartal 2020. Das war rückblickend betrachtet etwas früh, aber als die Kurse der SaaS Unternehmen im ersten Quartal einbrachen, hatten wir den Anteil von Aktien wie The Trade Desk, Elastic oder Match bereits reduziert. Per Ende Juni haben wir den Anteil dieser Aktien wieder leicht erhöht, was allerdings auch darauf zurückgeht, dass die Kurse der Digital Transformation Leaders (lies: Value Aktien) seit Juni relativ gesehen stagnieren.

Wenn es rückblickend betrachtet  etwas zu früh war, einige Gewinne bei den Enablern mitzunehmen, so lagen wir bei den Digital Transformation Leaders goldrichtig. Pünktlich zu Beginn des dritten Quartals 2020 hatten wir deren Quote auf ca. 30 Prozent erhöht. Zwischen November 2020 und Juni 2021 fand ein Re-Rating dieser Aktien statt, was Holdings wie Goldman Sachs, BBVA oder VW zugutekam.

Ende Juni war der Anteil unserer Value-Aktien wieder um drei Punkte auf einen Anteil von 27 Prozent gesunken. Die Rückkehr der Corona-Angst bzw. vor wirtschaftlichen Einbußen bei einer starken Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus hat den Konjunkturoptimismus vieler Anleger gedämpft, und die Enabler sind heute wieder auf dem Vormarsch.

Sind Plattformen die Nifty Fifty von heute?

Kommen wir abschließend zur Rolle der dritten Gruppe unserer Portfolio-Unternehmen, den Plattformen, die wir als Digital Business Leader bezeichnen. Die Grafik, die den Verlauf der Gewichtungen zeigt, deutet an, dass es sich hier recht entspannt zugeht. Die Plattformen sind unsere sichere Bank zwischen den volatilen SaaS Anbietern und den Value-Unternehmen, die in den vergangenen zwei Jahren ebenfalls häufig für Volatilität gesorgt haben.

Leader wie Facebook, Amazon, Alphabet, Pinterest, Tencent oder eBay, lagen zwischen März 2019 und Ende 2020 im Schnitt bei einem Portfolio Anteil von 45 Prozent, mit recht geringen Schwankungen. Diese Stabilität korrespondiert mit der Macht dieser Geschäftsmodelle, die über nachhaltige Wettbewerbsvorteile verfügen, die sie bei vielen Anlegern sehr beliebt machen.

In gewisser Weise erinnern diese Unternehmen an die säkular wachsenden Unternehmen, die in den 1960-er und 1970-er Jahren so beliebten sogenannten Nifty Fifty. Anleger lieben stabile Geschäftsmodelle und monopolartige Marktstellungen. Das macht den Charme der Digital Business Leader aus, die häufig als vollkommen überbewertet angesehen werden, aber die bisher immer wieder in ihre Bewertungen „hineingewachsen“ sind.

Der Anteil der Plattformen ist in diesem Jahr erstmals auf unter 40 Prozent gesunken. Das ist auch dem Umstand geschuldet, dass Unternehmen wie Alibaba, Baidu oder Tencent sich derzeit im China-Sog befinden. Regelmäßig sind die Unkenrufe zu vernehmen, die von einer Überbewertung der sogenannten FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google) und deren baldigem Crash künden. Diese Meinung teilen wir nicht, auch wenn die schmerzhaften Ereignisse in China ein Reminder sind, dass auch die Tech-Giganten nicht unverwundbar sind. 

Fazit

In der Rückschau ist die Entscheidung, dem The DLF eine breit angelegte Definition von Digitalisierung zugrunde zu legen, extrem gut aufgegangen. Die drei Säulen unseres Fonds haben hervorragend harmoniert. Die Korrelation zwischen den Bestandteilen war so gering, dass The DLF seit Bestehen in der Lage war, in jeder Marktphase Performance zu liefern. 

Darüber hinaus konnten unser fundamentales Research und die Analyse der digitalen Spur der Unternehmen uns wichtige Indikationen für die Kalibrierung des Portfolios liefern. Somit hat sich gezeigt, dass Value, GARP und Growth in der Praxis eine harmonische Gemeinschaft bilden können.

Disclaimer

Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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