Es gibt gute realwirtschaftliche Gründe, in Infrastruktur zu investieren. Daraus leitet sich ab, dass Anleger Infrastruktur auch einen Platz in diversifizierten Portfolios einräumen sollten. Wir erläutern die Reichweite der Investitionen und die Portfolio-Eigenschaften von Infrastruktur-Investments.
Wir setzen unsere Serie zu Infrastruktur-Investments fort. Heute geht es um die realwirtschaftliche Notwendigkeit, laufend in Infrastruktur zu investieren. Daraus ergeben sich Renditeeigenschaften von Infrastruktur-Anlagen, die diversifizierten Portfolios guttun.
Viele Industrieländer haben eine veraltete Infrastruktur, die ersetzt oder modernisiert werden muss. Allein das Infrastruktur-Investitionsgesetz in den USA (Infrastructure Investment and Jobs Act) sieht Investitionen von 1,2 Billionen US-Dollar über die nächsten fünf Jahre vor. In Deutschland sind nach Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft und das IMK der Hans-Böckler-Stiftung in den nächsten zehn Jahren 600 Milliarden Euro notwendig, um Straßen, Schulen, Schienen zu verbessern und die Dekarbonisierung der Wirtschaft voranzutreiben. Ein Großteil der bestehenden Infrastruktur wurde vor Jahrzehnten gebaut und erreicht das Ende seiner Nutzungsdauer. Neue Technologien, insbesondere in Bereichen wie Telekommunikation, erneuerbare Energien und intelligente Städte, erfordern neue Infrastrukturinvestitionen, um sie zu unterstützen. Investments in Infrastruktur sind auch deshalb nötig, um Staaten an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und den Übergang zu kohlenstoffarmen Volkswirtschaften zu schaffen. Dazu gehören Investitionen in erneuerbare Energien, Ladenetzwerke für Elektrofahrzeuge und klimaresistente Infrastruktur.
Es gibt einen weiteren Grund, für Infrastruktur-Investments: das Bevölkerungswachstum und die Verstädterung. Auch die Schwellenländer bauen ihre Infrastruktur rasch aus, was erhebliche Investitionsmöglichkeiten schafft. Diese wachsende Nachfrage eröffnet Möglichkeiten für Wachstum und Kapitalzuwachs, hauptsächlich für Anlagen in der Entwicklungsphase.
Infrastrukturinvestitionen: verschiedene Ertragsarten
Die Notwendigkeit, laufend in Infrastruktur zu investieren, hat zur Folge, dass Infrastrukturdienstleistungen relativ konjunkturresistent sind. Investments in diesem Sektor bieten folglich eine gewisse Absicherung gegen Marktabschwünge – man spricht auch von „Krisenresistenz“ – die allerdings relativ zum Gesamtmarkt zu betrachten ist. Fallen Aktien, bleiben davon zumeist auch Versorger nicht gänzlich unverschont.
Die Renditen aus Infrastrukturinvestitionen stammen aus verschiedenen Quellen und bieten Anlegern je nach Art des Investments und der Anlagestrategie eine Mischung aus Erträgen und Kapitalzuwachs. Im Folgenden werden die wichtigsten Arten von Renditen beschrieben, die ein Anleger von Infrastrukturanlagen erwarten kann.
1. Einkommensrendite (Cashflow-Renditen)
Viele Infrastrukturanlagen erwirtschaften stetige, langfristige Cashflows. Sie bieten wichtige Dienstleistungen wie Stromversorger, Transport und Energie. Die Cashflows stammen häufig aus Nutzungsgebühren, regulierten Tarifen oder langfristigen Verträgen und werden in der Regel in Form von Dividenden oder Zinszahlungen an Anleger ausgeschüttet.
Dazu können beispielsweise Mauteinnahmen von Straßen, Zahlungen von Verbrauchern für Strom oder Mietzahlungen von Mietern in Rechenzentren gehören. Infrastrukturinvestitionen zeichnen sich durch eine hohe Rendite aus und bieten konsistente Auszahlungen, die im Laufe der Zeit stabil bleiben.
Zu den wichtigsten Merkmalen von Infrastrukturinvestitionen gehören vorhersehbare und stetige Cashflows mit relativ geringer Volatilität. Diese Zahlungsströme sind häufig an die Inflation gekoppelt, was ihre Attraktivität als stabile Einkommensquelle noch erhöht. Diese Zuverlässigkeit macht sie für ertragsorientierte Anleger wie Pensionsfonds besonders attraktiv.
2. Kapitalzuwachs
Eine Wertsteigerung liegt vor, wenn der Wert einer Infrastrukturanlage im Laufe der Zeit steigt. Der Wertzuwachs kann auf die steigende Nachfrage nach der Infrastrukturleistung zurückzuführen sein. Anleger können Kapitalgewinne entweder durch den Verkauf der Anlage oder durch den Anstieg des Werts ihrer Investition realisieren.
So kann beispielsweise der Wert einer Mautstraße steigen, wenn das Verkehrsaufkommen zunimmt, oder ein Projekt für erneuerbare Energien kann an Wert gewinnen, wenn die Energienachfrage und die betriebliche Effizienz steigen. Im Gegensatz zu den unmittelbaren und stetigen Erträgen aus Infrastrukturanlagen wird der Wertzuwachs in der Regel über einen längeren Zeitraum erzielt und durch das wirtschaftliche Umfeld, die Nachfrage nach den erbrachten Dienstleistungen und etwaige Verbesserungen oder Erweiterungen der Anlage beeinflusst.
Zu den wichtigsten Merkmalen der Kapitalwertsteigerung gehört das Potenzial für langfristiges Wachstum, das oft erst beim Verkauf oder Ausstieg aus der Anlage realisiert wird. Einige Infrastrukturanlagen, insbesondere solche in der Wachstums- und Entwicklungsphase, bieten beträchtliche Möglichkeiten für Kapitalwertsteigerungen.
3. Inflationsgekoppelte Renditen
Bei vielen Infrastrukturanlagen sind die Einnahmen direkt an die Inflation gekoppelt, entweder durch gesetzliche Rahmenbedingungen oder durch Konzessionsverträge. Diese Kopplung ermöglicht Preisanpassungen, die mit der Inflation Schritt halten, und schützt so die Kaufkraft der Investoren.
Versorgungsunternehmen und Mautstraßen haben zum Beispiel oft inflationsbereinigte Tarife, die es ihnen ermöglichen, die Preise entsprechend der Inflationsrate zu erhöhen. Dieser Mechanismus bietet eine natürliche Absicherung gegen die Inflation und stellt sicher, dass der Wert der Investition auch bei steigenden Kosten erhalten bleibt.
Diese an die Inflation gekoppelten Erträge machen Infrastrukturinvestitionen in Zeiten steigender Inflation besonders attraktiv und bieten im Laufe der Zeit stabile reale Erträge. Die Möglichkeit, Preise oder Gebühren an die Inflation anzupassen, trägt dazu bei, die Stabilität und Kaufkraft der aus diesen Vermögenswerten erzielten Erträge zu erhalten.
4. Risikoadjustierte Renditen
Infrastrukturanlagen haben im Vergleich zu anderen Anlageklassen im Allgemeinen ein geringeres Risikoprofil, was auf ihren grundlegenden Charakter und das regulierte Umfeld, in dem sie tätig sind, zurückzuführen ist. Dieses geringere Risiko schlägt sich häufig in günstigen Renditen nieder, wenn man die inhärente Stabilität des Vermögenswerts berücksichtigt.
Ein regulierter Versorger bietet zum Beispiel stetige, risikoarme Renditen, die häufig durch langfristige Verträge gesichert sind, die Einnahmeschwankungen minimieren. Diese Verträge und der wesentliche Charakter der von ihnen erbrachten Dienstleistungen tragen zu den stabilen Cashflows des Vermögenswerts bei.
Die risikobereinigten Renditen von Infrastruktur -Investments sind oft stabiler als die von Aktien und Anleihen, da sie eine geringere Volatilität aufweisen. Langfristig bringt diese Eigenschaft wettbewerbsfähige Renditen.
5. Vorteile für Portfolio-Diversifikation
Infrastrukturinvestitionen weisen in der Regel eine niedrige Korrelation mit traditionellen Anlageklassen wie Aktien und Anleihen auf, was sie zu einem effektiven Diversifizierer innerhalb eines breiteren Anlageportfolios macht. Infrastrukturanlagen können in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs eine gute Performance erzielen, was vor allem auf die unelastische Nachfrage nach den von ihnen erbrachten wichtigen Dienstleistungen zurückzuführen ist.
So bleiben beispielsweise Infrastrukturanlagen wie Versorgungs- oder Transportsysteme oft stabil, wenn andere, volatilere Anlagen zurückgehen, und bilden so ein Gegengewicht im Portfolio. Durch die Beimischung von Infrastrukturanlagen können Anleger die Gesamtvolatilität ihres Portfolios verringern und gleichzeitig stabile Erträge und Renditen erzielen.
6. Langfristige Renditen
Infrastrukturinvestitionen sind von Natur aus langfristig angelegt, da die Anlagen oft eine Lebensdauer von mehreren Jahrzehnten haben. Diese Eigenschaft macht Infrastrukturen besonders attraktiv für Anleger mit langen Anlagehorizonten, wie Pensionsfonds und Versicherungsgesellschaften.
Ein Projekt im Bereich der erneuerbaren Energien könnte beispielsweise eine Betriebsdauer von 25 Jahren haben, während eine Mautstraßenkonzession 30 Jahre lang laufen könnte. Diese langfristigen Investitionen bieten stabile und vorhersehbare Renditen, die einen stetigen Cashflow und das Potenzial für eine Wertsteigerung des Vermögens im Laufe der Zeit bieten.
Performancevergleich MSCI World Index versus FTSE Global Infrastructure Index
Wir haben die Performance des MSCI World Index im Vergleich zur Performance des FTSE Global Infrastructure Index von Januar 2006 bis September 2024 analysiert.
Der FTSE Global Infrastructure Index erzielte bis 2020 eine kontinuierlich bessere Performance als der MSCI World Index. Mit der Marktrally nach dem COVID Markteinbruch wechselte die Führung und dies brachte den MSCI World Index zum ersten Mal in diesem Zeitraum in die Spitzenposition. Das lag vor allem an der Tech-Hausse, die alle anderen Branchen bis Ende 2021 in den Schatten stellten.
Indes zeigte sich der Infrastrukturindex während des Marktabschwungs im Jahr 2022 widerstandsfähig. In der anschließenden kräftigen Erholung übernahm der breitere Marktindex jedoch wieder die Führung und übertrifft derzeit den Infrastrukturindex für diesen Gesamtzeitraum. Allerdings lohnt sich ein Blick auf die Risikokennzahlen.
Die obige Tabelle verdeutlicht, dass der Infrastrukturfonds eine um 20 Prozent geringere Volatilität als der breite Aktienmarkt aufweist, wobei der maximale Verlust (maximum drawdown) mehr als 10 Prozentpunkte unter dem des breiten Marktindex liegt. Obwohl die annualisierte Rendite des Infrastrukturfonds etwas niedriger ist, ist seine risikoadjustrierte Rendite in Gestalt der Sharpe Ratio, die die Rendite ins Verhältnis zur Schwankungsbreite des Investments stellt, deutlich höher. Man spricht hier von einer besseren risikobereinigten Performance. Mit seiner niedrigeren Marktsensitivität (Beta) mag der Infrastruktursektor bei Aufschwüngen ins Hintertreffen geraten. Bei einem künftigen Marktabschwung kann sich die Lücke zum breiten Markt schneller schließen, als es Fans des MSCI World erahnen. In solchen Phasen zeigen diversifizierte Portfolios ihre Stärken.
"Währungen mit höheren Zinsen neigen dazu, an Wert zu gewinnen.
Anleger profitieren also doppelt."
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Autor
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Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.
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