XP Aktie – Folgen die Fundamentaldaten bald dem Aktienkurs?

19. Mai 2023

Es sind keine einfachen Zeiten für den brasilianischen Vermögensverwalter: Angesichts der hohen Zinsen und der Unsicherheit an den Finanzmärkten halten Kunden ihr Erspartes gerne in risikolosen und liquiden Anlagen bei der Hausbank und sind weniger wechselwillig. Entsprechend schwach waren zuletzt auch die Wachstumsraten. Die XP Aktie hat Ende März gedreht und ist um 50 Prozent gestiegen. Wie passen die Quartalszahlen dazu?

XP Aktie: Zahlen zum vierten Quartal

Der Bilanzskandal und die nachfolgende Pleite des Einzelhandelsunternehmens Americanas sorgte für Unruhe an den Märkten, die bis heute nachwirken. Die Schulden belaufen sich auf insgesamt acht Milliarden Dollar. 

Die Zahl der IFAs (Unabhängige Finanzvermittler) stieg im Vergleich zum Vorquartal um sechs Prozent auf 13.000. Die haben aber aktuell einen schwierigen Job: Die Zahl der aktiven Kunden konnte gerade einmal um zwei Prozent auf vier Millionen gesteigert werden, die Zuflüsse waren mit 16 Milliarden Real besonders niedrig, gerade einmal die Hälfte des Vorquartalsniveaus. Die Kunden-Assets stiegen um dürftige ein Prozent. Die Take Rate kontrahierte leicht um einen Basispunkt auf 1,21 Prozent Der Umsatz war mit 3,3 Milliarden Real damit genau auf dem Vorjahresniveau.

Bei den Kosten half der Personalabbau um elf Prozent auf 6.146. SG&A (Vertriebsgemeinkosten) konnten um 24 Prozent gesenkt werden. Cost to Income fiel um 160 Basispunkte auf 40,4 Prozent.

Der Nettogewinn konnte um zwei Prozent auf 796 Millionen Real gesteigert werden. Es wären 927 Millionen Real oder plus 18 Prozent gewesen, hätte man nicht eine Anleihe der bankrotten Americanas abschreiben müssen.

Einordnung der Quartalszahlen und Ausblick

Ausblick

Der Ausblick für den Umsatz 2023 bleibt unverändert bei 3,8 bis 4,4 Milliarden Real. Die Situation bleibt schwierig, solange die Zinsen nicht fallen. Dazu kommt die Unsicherheit nach der Americanas Pleite erschwerend hinzu. Der Fokus des Managements liegt daher weiter auf Kostenersparnis und dem Cross-Selling von Produkten.

XP hat im Jahre 2022 rund 80 Basispunkte Marktanteile hinzugewonnen und liegt bei rund elf Prozent bei Privatkunden (und bei acht Prozent, wenn man auch Unternehmen berücksichtigt). Die starke Position sollte sich auszahlen, sobald die Rahmenbedingungen besser werden.

Positiv

Das Unternehmen ist mit 70 Prozent Marktanteil bei den IFAs in Brasilien gut aufgestellt und bleibt dank erfolgreicher Kostensenkung auch in schwierigen Zeiten profitabel. Wenn die Zinsen fallen und die Unsicherheit vorbei ist, wird das kostenoptimierte Geschäftsmodell dann besonders attraktiv.

Negativ

Die Makrolage bleibt kurzfristig wenig hilfreich. Die Americanas-Abschreibung ist kurzfristig unangenehm und belastet den Umsatz aus dem Bereich Fixed Income auch mittelfristig. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es noch zu weiteren Firmenpleiten kommt.

XP Aktie: My Take

Die Zahlen lagen beim Umsatz um zwei Prozent und beim Gewinn um neun Prozent über den Erwartungen. Absolut sind die Wachstumsraten aber recht übersichtlich. Das ist im aktuellen Umfeld eben “so gut es geht”.

Die XP-Aktie scheint zum Quartalsende bei rund elf Dollar den Tiefpunkt gefunden zu haben und ist seither fast 50 Prozent nach oben geschossen. Mit einem KGV von elf ist das Unternehmen dennoch alles andere als teuer, bei den Kursen im März handelte es sich um einen Ausverkauf. Die Gesellschaft hat dies genutzt und YTD bereits Aktien im Wert von 916 Millionen BRL zurückgekauft.  

XP bleibt mittelfristig eine günstige Wette auf fallende Zinsen und eine Entspannung am brasilianischen Kapitalmarkt.

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Disclaimer

Emerging Markets Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von XP. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

Steffen Gruschka

Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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