Ist die Apple-Aktie nach dem 40% Kurssturz ein Kauf?

7. Januar 2019

Apple Aktie nach Kurssturz Analyse

Nun ist es also passiert: das erste Mal seit der Erfindung des Smartphones vor 11 Jahren hat Apple eine Umsatz- und Gewinnwarnung herausgeben müssen.

In der Folge hat der Apple Konzern innerhalb von 24 Stunden nochmals $65 Milliarden an Marktkapitalisierung eingebüßt.

Das ist übrigens mehr als der gesamte Daimler-Konzern derzeit wert ist. Insgesamt hat die Apple-Aktie in den vergangenen 3 Monaten damit 40 Prozent ihres Wertes verloren.

Bei der Gewinnwarnung durch Tim Cook wurde ausschließlich das iPhone-Geschäft und zwar hauptsächlich in China verantwortlich gemacht:

“While we anticipated some challenges in key emerging markets, we did not foresee the magnitude of the economic deceleration, particularly in Greater China.”

Tim Cook, Apple CEO

Die Abhängigkeit Apples von seinem iPhone – Geschäft ist nicht neu und war neben der fehlenden Offenheit des Apple-Ökosystems der entscheidende Grund, warum wir mit dem DLF noch nie in den Digital Leader Apple investiert haben.

Diese Abhängigkeit wurde auch immer wieder thematisiert, aber letztlich von vielen Marktteilnehmern offenbar doch zu sehr verdrängt.

 

Apple verliert Marktanteile in China

China ist der weltweit größte Smartphone-Markt und für Apple der drittgrößte Markt.

Der Smartphone-Markt verändert sich in China schneller als anderswo zugunsten der lokalen Hersteller Huawei und Xiaomi.

Huawei stellt mittlerweile mehr Smartphones her als Apple und ist die #2 weltweit hinter Samsung.

Die einheimischen Produkte sind mittlerweile technisch mindestens ebenbürtig und kosten nur die Hälfte eines aktuellen iPhones.

Die Hochpreispolitik von Apple scheint zumindest in China angesichts einer schwächelnden Konsumentenstimmung an ihre Grenzen zu stoßen.

Dazu kommt durch den China-US-Handelskrieg eine schwer quantifizierbare indirekt wirkende politische Komponente.

Gerade nach der Verhaftung der CFO von Huawei ist die patriotische Stimmung in China und die Skepsis gegenüber US-amerikanischen Produkten gestiegen.

Chinesen besuchen laut Tim Cook deutlich weniger die Apple Stores. Die Financial Times berichtet sogar von lokalen Restaurants, in denen Kunden einen Rabatt bekommen, wenn sie mit einem Huawei Smartphone bezahlen.

 

Erlebt Apple ein Desaster wie Nokia anno 2007?

Die Analystenzunft wurde anscheinend völlig überrascht von der Gewinnwarnung und revidiert erst jetzt reihenweise ihre Ziele für 2019.

Rod Hall von Goldman Sachs geht sogar soweit und vergleicht die Situation mit Nokia anno 2007.

Ich denke, dass ist dann doch etwas voreilig. Denn die damals führenden Nokia-Produkte wurden disrupted von der Erfindung des Smartphones durch iPhone und Android.

Nokia hatte dem Angriff lange Zeit nichts entgegenzusetzen.

Diese Situation ist nicht zu vergleichen mit dem heutigen Aufkommen von Huawei und Co. und den normalen Sättigungseffekten des Smartphone-Massenmarktes, den wir derzeit erleben.

Nokia hatte niemals ein nur annähernd so mächtiges Ökosystem wie Apple.

Diese zufriedene und loyalen Userbasis von 750 Millionen Apple-Kunden ist das Pfund mit dem Apple wuchern kann.

 

Services-Geschäft als Wachstumsmotor

Es gibt rund um Apple tatsächlich nicht nur negative Nachrichten.

Denn man macht durchaus Fortschritte in der Diversifizierung des Geschäftes.

So sind alle non-iPhone Geschäftsbereiche kombiniert laut Tim Cook im vergangenen Quartal um 19 Prozent auf weit über $30 Mrd. gewachsen.

Diese Umsatzströme aus den Services wie ApplePay, AppStore, iCloud, Apple Music werden auch in 2019 stetig neue Rekordzahlen erzielen, zunächst unabhängig vom iPhone Umsatz.

Doch langfristig ist der Umsatz aus Payment, Streaming und App-Services natürlich von der Nutzung des iPhones abhängig.

Ein weiterer Kurseinbruch könnte daher passieren, falls die Anzahl von derzeit 750 Millionen genutzten iPhones zurückgehen sollte.

Das weltweite Ausrollen von 5G könnte in 2019 durchaus dazu führen, dass vor allem Kunden in Asien ihre Kaufpräferenzen zugunsten der alternativen Anbietern ändern.

Denn bei Samsung, Huawei + Co. wird das ultraschnelle 5G-Netz schneller unterstützt werden als von Apple, die 5G-Support in neuen iPhones wohl nicht vor 2020 anbieten werden.

Weiterer Druck kommt aus dem Provisionsgeschäft. Derzeit verdient Apple immer mit, wenn auf Apple-Geräten Abonnements für Netflix, Spotify, Tinder & Co abgeschlossen werden.

Diese App-Steuer, die mancher auch als digitale Wegelagerei bezeichnet, wird zunehmend kritisiert.

Unter anderen haben Netflix und Spotify angekündigt, auf den Vertriebskanal Apple-Appstore zukünftig zu verzichten, um die üblichen Provisionen von 15-30 Prozent nicht an Apple abführen zu müssen.

Sollte dieses Beispiel Schule machen, so hat Apple ein echtes Problem.

 

Die Apple-Aktie nach dem Crash

Von ihrer Bewertung her betrachtet war die Apple-Aktie schon lange nicht mehr so attraktiv wie heute.

Apple-Aktie Chart 3 Jahre
Chart der Apple-Aktie der vergangenen 3 Jahre. (Quelle: Finanztreff)

Das KGV beträgt nach dem 40 Prozent Kurssturz nur noch circa 12, die Free Cashflow Marge liegt weit über 20 Prozent. Das Unternehmen sitzt auf über $100 Milliarden Cash.

Dieses Geld wird in 2019 wohl auch zunehmend für Aktienrückkäufe verwendet werden.

Dennoch könnte die Apple-Aktie in den nächsten Monaten noch weiter unter Druck geraten.

Denn noch immer entscheiden die iPhone-Umsätze über den Verlauf des Aktienkurses.

Und es ist wohl nicht zu erwarten, dass die nächsten Quartale da operativ positiv überraschen werden.

Für das Portfolio des DLF kommt ein Einstieg in die Apple-Aktie daher derzeit nicht in Frage.


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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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2 Antworten

  1. Hallo Stefan Waldhauser,
    dies ist eine absolut zutreffende und ehrliche Analyse zu APPLE. Auch solche Börsensterne können verglühen.
    mit freundlichen Grüssen
    Ernst

    1. Hallo Ernst,
      vielen Dank für das positive Feedback.
      Ja, Investoren sollten sich nicht darauf verlassen, dass die wertvollsten Unternehmen der Welt auch in 10 Jahren noch ganz oben stehen werden. Das ist kein Apple-spezifisches Problem, sondern ein genereller Trend. So wird prognostiziert, dass 50% der heutigen S&P 500 Unternehmen innerhalb der nächsten 10 Jahre aus diesem Index verschwinden werden.
      VG Stefan

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