Wer die Bilder aus San Fransisco sieht, könnte meinen, dass sich zwei alte Bekannte zu einem Plausch getroffen hätten. Es ging betont persönlich zu, Xi Jinping wie Joe Biden bemühten sich, die lange gemeinsame Historie hervorzuheben (sie waren beide vor 2012 Vizepräsidenten). Beim Treffen mit US-Wirtschaftsvertretern gab sich Xi betont handzahm und entgegenkommend. Mit der Charmeoffensive will Xi westliche Investoren wieder für den chinesischen Markt begeistern. Doch deren Misstrauen ist gerade allgegenwärtig, viele Unternehmen haben das Land verlassen, alle anderen schmieden De-Risking-Pläne.
Im Grunde kann sich Joe Biden bei Xi bedanken. Der hat mit seiner erratischen Politik die chinesische Wirtschaft nahezu gegen die Wand gefahren. Die große Party nach der Wiedereröffnung ist in China ausgefallen, somit ist auch der Hunger Chinas nach Rohstoffen gering. Der Ölpreis liegt aktuell bei 73 Dollar/Barrel. Keiner hat mehr zum Rückgang der Inflation weltweit beigetragen als Xi Jinping. Das ist bemerkenswert angesichts der sehr robusten US-Wirtschaft. Dauert dieser Effekt an, dann könnte Xi zum Steigbügelhalter für die zweite Amtszeit Bidens avancieren. Die Schwäche Chinas drückt auf die europäische (lies: deutsche) Konjunktur. Anders sieht es in einigen Emerging Markets aus. Hier profitieren gerade Länder wie Mexiko, der neue Produktions-Hinterhof der USA. Auch andere Emerging Markets könnten angesichts der deflationären Tendenzen mit Zinssenkungen voranschreiten, was ihre Wirtschaft stabilisieren würde. In diesem Zusammenhang empfehle ich Euch unsere Updates zur Nubank, XP, Wizz Air und DiDi – die Berichtssaison ist in den Emerging Markets noch voll im Gange.
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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