Die Kehrseite der Zinssenkungs-Phantasien oder was passiert, wenn die Notenbanker erfolgreich sind

24. November 2023

Seit heute Morgen ist es amtlich: Das Statistische Bundesamt hat bekannt gegeben, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal geschrumpft ist. Angesichts der trüben Indikatoren wird es wohl auch zwischen Oktober und Dezember zu einem Minus-BIP-Wachstum kommen: Wir sind also in der Rezession. Es ist kein Trost, dass die Industrieländer insgesamt drohen, in eine rezessive und deflationäre Spirale zu geraten. In den USA kommen die Konsumenten verstärkt unter Druck: die wiederangelaufene Rückzahlung von Studienkrediten, die steigenden Ausfälle von Kreditkarten- und Autokrediten sowie die wachsenden Zinslasten – all das spricht dafür, dass sich der US-Konsument in den nächsten Quartalen als Scheinriese entpuppen könnte. China fällt als Hoffnungsträger aus.

Das zeigt mir, dass Aktieninvestoren, vor allem in den USA, vor einem unsanften Erwachen stehen. Bisher sprudelten die Renditen aus der Phantasie der sinkenden Zinsen. Die bisher ignorierte Kehrseite der Medaille: die Konjunktur schwächelt und eine mögliche Rezession wird auf die Gewinne der Unternehmen drücken. Anleger sind keine Stütze: sie plündern ihre Einlagen und kaufen Geldmarktfonds. Banken wird somit das Kapital entzogen, sie müssen entweder mitziehen und sinkende Zinsmargen in Kauf nehmen, oder aber bilanzverkürzende Maßnahmen ergreifen. Apropos Zinsmarge. Das bringt mich zu einem nur scheinbar abseitigen Thema: Die Cash-Bestände einiger unserer chinesischen Portfolio-Unternehmen sind inzwischen höher als ihre Marktkapitalisierung. Die Details lest Ihr in unseren Updates zu Agora, Yalla und Baidu weiter unten. Am Ende weiß keiner, was die nächsten Quartale mit sich bringen, was indes Halt gibt, sind die Bewertungen, und die sehen bei vielen Werten der zweiten und dritten Reihe ziemlich gut aus. Bei einigen digitalen China-Playern kann man da aktuell nur staunen.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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