auch wenn sich die Märkte nicht viel darum scheren, ob ein Kalenderjahr zu Ende geht, möchte ich das nahende Jahresende nutzen, um auf die Bilanz des TheDLF einzugehen. Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir sind nicht zufrieden mit der Performance des Digital Leaders Fund. Mit einem Plus von zehn Prozent liegen wir bisher 2023 gut sechs Punkte hinter unserer Benchmark. Das ärgert Anleger, vor allem aber mich. Aber es ist wichtig, an die Gründe zu erinnern – nicht, um uns zu rechtfertigen, sondern um die Aufstellung des The Digital Leaders Fund zu erklären. Erinnern wir uns an die Situation Ende 2022: Es war ein allgemeiner Konsens, dass wir angesichts der hohen Inflation und der stark gestiegenen Zinsen in eine Rezession fallen würden. Daraus speiste sich eine gute Prognose für Anleihen und eine schwache Aktien-Performance. Der Empirie nach liegt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession bei so einer drastischen Zinserhöhung bei über 90 Prozent. Dennoch kam es anders. In den USA ist die Rezession 2023 ausgefallen, dank des bärenstarken US-Konsumenten. Wer sich mit den teuren Magnificent Seven eingedeckt hatte (etwas Nasdaq-ETFs), hatte alles richtig gemacht.
Die Underperformance des TheDLF hatte drei Gründe: wir hatten auf günstig bewertete Aktien auch aus der zweiten und dritten Reihe gesetzt, wir waren in China investiert (was auch mit Bewertungen zu tun hatte), und wir hatten zeitweilig das Marktrisiko abgesichert. Unsere Top-Titel Ende 2022 sind übrigens ziemlich gut gelaufen: Kaspi, Nu Holdings, BBVA, AMD und Spotify. Wir waren auch bei Meta gut dabei, einem Value-Play. Gefehlt haben viele größere Digitalwerte, die heute wieder mit mehr als dem Zehnfachen des Umsatzes bewertet sind, während wir lieber in Unternehmen investiert sind, die mit dem Zehnfachen des Gewinns gepreist werden.
Was wird uns 2024 bringen? Wir werden es spätestens an dieser Stelle im nächsten Dezember zusammenfassen, aber ich meine, dass die Risiken für hoch bewertete Unternehmen massiv gestiegen sind. Die Eurozone ist bereits an der Schwelle einer Rezession, und ich habe in einer Analyse im heutigen Newsletter einige Gründe herausgearbeitet, warum sich der US-Konsument im nächsten Jahr als Scheinriese herausstellen und die US-Wirtschaft in die Rezession schicken könnte. Wo steht der TheDLF? Wir sind da, wo wir auch Ende 2022 standen: bei den günstigeren Aktien, oft aus der zweiten Reihe, die qualitativ hochwertiges Wachstum bieten – hochgewichtet sind wir bei Aktien wie AMD, Kaspi, Nubank, Taiwan Semiconductor, Yalla, Pure Storage und BBVA, breiter gestreut sind wir bei den Nebenwerten. Wir fühlen uns hier wohler, als Momentum-Aktien wie den Magnificent Seven nachzujagen, die teilweise so bewertet sind, als stünde ihre Weltherrschaft bevor.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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