TSMC, Samsung, Intel: Kampf der Foundry-Giganten

20. März 2024

Wir setzen unsere Serie zu Halbleiter-Aktien mit einer Analyse der Foundry-Giganten fort. Taiwan Semiconductor (TSMC), Samsung, Intel: Wer macht das Rennen?

In der zweiten Folge unserer Serie zu Halbleiter-Aktien befassen wir uns mit den Technologieführern im Foundry-Sektor: Taiwan Semiconductor, Samsung und Intel. TSMC ist der führende Innovator unter den Halbleiter-Foundries, Samsung liegt beim Gesamtumsatz auf Platz eins. Intel hat an Stärke eingebüßt, spielt aber mit einem Marktanteil von fast 10 Prozent bei Halbleitern immer noch eine wichtige Rolle. Wir gehen auf die Wettbewerbssituation der drei Giganten ein, untersuchen den strategischen Vorteil von TSMC gegenüber Konkurrenten wie Intel und Samsung, wobei insbesondere die Konzentration auf die Fertigung ohne Verzweigung in das Chipdesign hervorgehoben wird.

Navigieren durch die komplexe Landschaft der Halbleiterproduktion

Die strategischen und technischen Herausforderungen, mit denen Halbleiter-Unternehmen bei der Weiterentwicklung von Technologieknoten konfrontiert sind, umfassen allgemeine Branchentrends und spezifische technische Hürden. Dabei sind die Kosten für Forschung und Entwicklung (F&E) immens. Beim Vorstoß zu immer kleineren Technologieknoten geht es nicht nur um den Lithografieprozess (z. B. die hochmodernen Maschinen von ASML), sondern auch um die Komplexität der Integration verschiedener Technologien, die nahtlos in einem einzigen Prozess zusammenarbeiten müssen. Dazu gehört die Beherrschung der komplizierten Materialwissenschaft, der Ätztechniken und des gesamten Herstellungsprozesses, der mit zunehmendem Maßstab immer komplexer wird.

Betriebswirtschaftlich stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Rollen als Konkurrenten und Kollaborateure innerhalb des Halbleiter-Ökosystems auszubalancieren. So steht beispielsweise Intels Doppelrolle in der Chipentwicklung und -herstellung im Gegensatz zu TSMCs reinem Foundry-Modell, was sich auf ihre strategischen Entscheidungen und Marktpositionierung auswirkt.

TSMC, Samsung und Intel: Wettbewerb und Herausforderungen

TSMC im Vorteil durch Fokus auf Halbleiterherstellung

Der Hauptvorteil von TSMC liegt in seinem ausschließlichen Fokus auf die Halbleiterherstellung, ganz im Gegensatz zu Intel und Samsung, die auch im Designbereich aktiv sind. Das erleichtert TSMC, Firmen im Designbereich als Kunden zu gewinnen und damit als neutraler und bevorzugter Partner für Unternehmen wie Apple, AMD und NVIDIA zu agieren. Der Ansatz von TSMC hat eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden gefördert, was zu schnelleren Lernkurven in der Fertigung und einem effizienteren F&E-Prozess geführt hat. TSMC hat beispielsweise in den letzten 20 Jahren seine Gewinne konsequent in Forschung und Entwicklung reinvestiert, eine Strategie, die für den Erfolg bei der Weiterentwicklung der Lithografie und anderer wichtiger Technologien entscheidend war.

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Intel kämpft mit Herausforderungen

Anders Intel: Der Konzern hatte in den letzten Jahren mit Fehltritten bei den Technologiewetten und einer Verzögerung bei der Einführung der EUV-Lithografie zu kämpfen und stand zudem aufgrund seines Chipdesigns und seiner Produktion im direkten Wettbewerb mit potenziellen Kunden.

Intel stand vor großen Herausforderungen, verlor seine dominante Position auf dem Markt für Rechenzentren und kämpfte mit Verzögerungen bei der Umstellung auf kleinere Nanometer-Fertigungsprozesse. Der langsame Übergang des Unternehmens zu den 10nm- und 7nm-Technologien war ein entscheidender Rückschlag – TSMC und Samsung machten unterdessen zügige Fortschritte bei den 10-, 7-, 5- und jetzt 3nm-Prozessen. Durch diese Verzögerung konnte AMD, das sich die Fertigungskapazitäten von TSMC zunutze machte, Marktanteile gewinnen und stellt eine erhebliche Bedrohung für die Wettbewerbsfähigkeit von Intel dar.

Der ehrgeizige Plan von Intel CEO Pat Gelsinger

Unter der Leitung von CEO Pat Gelsinger leitete Intel jedoch eine transformative Strategie ein, die darauf abzielt, die technologische Führungsposition wiederzuerlangen und seine Fertigungskapazitäten neu zu beleben. Gelsingers ehrgeiziger Plan sieht vor, Intel innerhalb von vier Jahren über fünf Technologieknoten zu führen und mit dem 18A-Knoten die Prozessführerschaft zu erreichen. Damit will Gelsinger wieder auf Augenhöhe mit TSMC und Samsung kommen. Intel muss dabei nicht nur in der Prozesstechnologie aufholen, sondern will sie mit Innovationen wie Backside Power und Gate-Allaround-Transistoren übertreffen.

Die IDM 2.0-Strategie von Intel, die die Öffnung seiner Fertigungskapazitäten für externe Kunden und damit eine Umwandlung in eine Foundry vorsieht, ist ein bedeutender Wandel, der darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit und die Rentabilität seiner Fertigungsbetriebe zu steigern. Im Vergleich dazu sind TSMC und Samsung führend in Sachen Innovation und Effizienz, wobei TSMC oft als erstes Unternehmen neue Technologien einführt und den Übergang zu den nächsten Knotenpunkten beschleunigt. Beide Unternehmen haben sich eine starke Position in der Halbleiterindustrie erarbeitet, indem sie aus ihren technologischen Fortschritten und ihrem rechtzeitigen Markteintritt Kapital geschlagen haben.

Ertragsprobleme bei Samsung aufgrund mangelnder Investitionen

Samsung ist zwar ein bedeutender Marktteilnehmer, hat aber mit Ertragsproblemen zu kämpfen und konzentriert sich nicht nur auf Logikchips, sondern auch auf Speicher und Displays, was seine Wettbewerbsfähigkeit auf dem Markt für Foundry-Dienstleistungen beeinträchtigt. Samsung sieht sich mit Herausforderungen konfrontiert, wenn es darum geht, während des Halbleiterherstellungsprozesses eine hohe Produktionseffizienz zu erreichen. Die Ausbeute misst im Zusammenhang mit der Halbleiterherstellung den Anteil der in einer Produktionscharge hergestellten funktionsfähigen Chips. Eine hohe Ausbeute bedeutet, dass ein größerer Prozentsatz der Chips funktionstüchtig ist und die erforderlichen Qualitätsstandards erfüllt, während Ausbeuteprobleme einen geringeren Anteil an brauchbaren Chips anzeigen, was zu höheren Kosten führt und möglicherweise die Fähigkeit zur Deckung der Nachfrage beeinträchtigt.

Diese Probleme sind zum Teil darauf zurückzuführen, dass Samsung nicht wie TSMC vertrauensvoll in neue Prozesse investieren kann. Dieser Mangel an Vertrauen in Investitionen ist auf ein weniger stabiles Engagement von Unternehmen zurückzuführen, die Samsung als Foundry-Option in Betracht ziehen könnten. Diese Situation steht im Gegensatz zu TSMC, das von starken, langfristigen Partnerschaften mit Großkunden wie Apple profitiert. Diese Partnerschaften verschaffen TSMC eine berechenbarere Geschäftsperspektive und ermöglichen es dem Unternehmen, zuversichtlich in die Weiterentwicklung seiner Fertigungsprozesse und -technologien zu investieren. Die Beziehung zu diesen Kunden ist symbiotisch, da TSMC die fortschrittlichen Fertigungskapazitäten bereitstellt, die für Hochleistungschips erforderlich sind, und so eine schnelle Skalierung und Iteration bei Chipdesign und Produktion ermöglicht. Während sich TSMC aufgrund der stabilen Nachfrage und der Investitionen in Forschung und Entwicklung auf die Optimierung seiner Prozesse und Erträge konzentrieren kann, ist Samsungs Position prekärer, was dazu führt, dass es schwierig ist, ein ähnliches Niveau an Fertigungseffizienz und Ertrag zu erreichen.

Ertragsprobleme bei Samsung aufgrund mangelnder Investitionen

Eine der größten Herausforderungen sind die immensen Investitionen, die für Forschung und Entwicklung (FuE) erforderlich sind, um die Grenzen der Technologieknoten zu erweitern. TSMC zum Beispiel hat seine Gewinne in den letzten 20 Jahren konsequent in Forschung und Entwicklung reinvestiert, eine Strategie, die für seinen Erfolg bei der Weiterentwicklung der Lithografie und anderer wichtiger Technologien entscheidend war.

Dies steht in krassem Gegensatz zu anderen Unternehmen, die sich in Zeiten massiver Gewinne dafür entschieden haben, Kasse zu machen. Die Fokussierung auf Forschung und Entwicklung, einschließlich der Weiterentwicklung der Lithografie (mit maßgeblicher Unterstützung durch die Spitzentechnologie von ASML), war entscheidend für die Fähigkeit von TSMC, eine führende Rolle in der Halbleiterfertigung zu übernehmen. Diese Strategie hat TSMC in die Lage versetzt, komplexe Technologien nahtlos zu integrieren und so seinen Wettbewerbsvorteil im Herstellungsprozess zu erhalten.

TSMC ist bekannt für seine betriebliche Effizienz, seine ingenieurzentrierte Kultur und seine effektiven Management- und Organisationspraktiken. Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass TSMC durch die kontinuierliche Weiterentwicklung von Technologieknoten und die Verbesserung von Ausbeute und Leistung seine Führungsposition in der Halbleiterfertigungsbranche behaupten konnte. 

TSMC, Samsung und Intel: Performance und Fundamentaldaten

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Die Aktien von Taiwan Semiconductor und Samsung haben seit Ende der Growth-Korrektur Anfang 2023 mit der Performance der Halbleiterindustrie nicht Schritt gehalten. Intel hingegen zeigte bis Anfang dieses Jahres beeindruckende Ergebnisse, verzeichnete dann aber einen deutlichen Rückgang. Die Volatilität der Intel-Aktie ist fast doppelt so hoch wie die von Samsung und Taiwan Semiconductor. Mittelfristig sticht Taiwan Semiconductor mit einem bemerkenswerten Zuwachs von 195 Prozent in den letzten fünf Jahren hervor.

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Schauen wir auf die Fundamentaldaten, so finden wir, dass Intel beim historischen Umsatz- und Gewinnwachstum hinter den Markt zurückgefallen ist. Die Gewinnprognose ist jedoch bemerkenswert hoch und fast doppelt so hoch wie die erwartete Wachstumsrate für die durchschnittliche Halbleiter-Aktie.

TSMC und Samsung haben in der Vergangenheit ein solides Gewinnwachstum gezeigt, das über dem Marktdurchschnitt liegt. Auch ihre zukünftigen Gewinnprognosen sehen vielversprechend aus und übertreffen die Markterwartungen. Es ist jedoch zu beachten, dass die Gewinnwachstumsprognosen von Samsung für 2023 von einer relativ niedrigen Basis ausgehen.

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Die Zahlen in der Profitabilitäts-Tabelle (siehe unten) zeigen eindeutig, dass TSMC auch bei der Rentabilität überragend ist. Samsung erzielt zwar eine respektable Gewinnmarge, doch bleibt die freie Cashflow-Marge hinter den Erwartungen zurück. Intel befindet sich derzeit in einer Phase des ‚Cashburns‘, in der es seine Barreserven aufbraucht, um den Rückstand auf die Branchenführer aufzuholen, was die negativen Free Cash Flow Zahlen erklärt

Die Bewertungsfrage der Halbleiter-Aktien Unternehmen

Die Bewertungen von TSMC und Samsung sind im Vergleich zu anderen Halbleiter-Aktien günstig. Technologieführer TSMC leidet unter den geopolitischen Spannungen rund um Taiwan. Die Halbleitersparte von Samsung macht 30 Prozent des Gesamtumsatzes aus und bietet Anlegern, die in den Halbleitersektor einsteigen wollen, einen attraktiven Abschlag. In Anbetracht der fundamentalen Bewertung des Unternehmens ist es eines der attraktivsten Unternehmen im Halbleitermarkt. TSMC genießt bei Tech-Investoren einen guten Ruf und ist optimal positioniert, von der Expansion des Halbleitersektors zu profitieren. Samsung erweist sich als eine langfristige Anlagemöglichkeit, die aufgrund ihrer robusten Fundamentaldaten einen erhebliche Chance darstellt.

Obwohl Intel zahlreiche Rückschläge hinnehmen musste, zielt seine strategische Neuausrichtung unter der neuen Führung darauf ab, seinen technologischen Vorsprung zurückzuerobern und den Wettbewerb mit Samsung und TSMC zu verschärfen. Der Erfolg dieser Strategien könnte die Landschaft der Halbleiterindustrie umgestalten, insbesondere wenn Intel seine ehrgeizigen Pläne umsetzen kann. TSMC ist ein prominent gewichteter Titel in The Digital Leaders Fund. Samsung und Intel sind auf unserer Watchlist.

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Autor

  • Stefan Hartmann

    Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.

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Stefan Hartmann

Stefan schaut auf eine mehr als 20-jährige Erfahrung in den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Derivate und Hedge Funds zurück. In seiner Tätigkeit als globaler Leiter des Quantitativen Research Teams bei ABN AMRO, hat er über 300 institutionelle Kunden in den USA, Europa und Asien zu allen Fragen des Investment Prozesses beraten. Zuvor war er 10 Jahre bei Salomon Smith Barney als Leiter des quantitativen Research Teams für Europa tätig, wo er Top Rankings in den großen Research Surveys erzielte. Stefan hat über 50 Research Veröffentlichungen zu allen Aspekten des Investment Prozesses in Aktien, festverzinsliche Wertpapiere und Währungen publiziert.

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