Verhilft ein TikTok-Verbot Alphabet, Meta und Snap zu einer Sonderrally?

15. März 2024

Wenn das republikanisch-dominierte Repräsentantenhaus im Jahr 2024 eine Gesetzesinitiative mit 352:65 Stimmen durchwinkt, dann kann es nur um das große China-Rollback gehen, das Republikaner und Demokraten eint. Und so war es am Mittwoch: Die erste Kammer des US-Kongresses hat für ein TikTok-Verbot gestimmt, sollte die Mutter ByteDance ihre Tochter nicht an einen nicht-chinesischen Investor verkaufen. Das Thema schwelt schon lange, aber die Eindeutigkeit der Initiative kommt überraschend.

Es könnte für viele noch überraschender kommen, wenn China aus dieser faktischen Erpressung kein großes Aufheben machen würde. Beobachter befürchten, dass eine erzwungene Entkonsolidierung des Video-Portals ein erhebliches Eskalationspotenzial für die chinesisch-amerikanischen Beziehungen darstellt. Weil aber Xi Jinping erkennbar desinteressiert ist an den Geschäftsmodellen der B2C-China-Tech-Champions, kann es gut sein, dass die Reaktion Chinas auf rituelles diplomatisches Getöse beschränkt bleibt. Die KPC setzt beim Thema Hochtechnologie ganz andere Akzente. Ihr geht es um kritische Infrastruktur und “Hard Power” im Duell mit “dem Westen”. Anders sieht es für die USA aus. 170 Millionen Amerikaner nutzen TikTok, viele sind mutmaßlich süchtig nach dem Kurzvideodienst. Zudem befürchten die USA, dass TikTok nicht nur die US-Jugend mit “unendlichem Spaß” (David Foster Wallace) zu Entertainment-Junkies macht, sondern bei Bedarf auch das Verhalten von Millionen von Amerikanern  manipulieren kann. Wladimir Putin war mit den typischen, primitiven Russen-Methoden beim US-Wahlkampf 2016 bereits erschreckend erfolgreich. Angesichts des Bedrohungspotenzials von TikTok für die nationale Sicherheit werden die USA kompromisslos agieren.

Was folgt daraus für Anleger? Sollten sich ByteDance/Xi Jinping dem TikTok-Verkauf widersetzen, wären Alphabet (YouTube) und Meta (Reels) die ersten Profiteure des TikTok-Verbots. Auch Snap und andere Musik-Streaming-Dienste würden zunächst aufatmen können. Kurzfristig in die Röhre schauen würde dagegen Oracle, der Cloud-Anbieter, mit dem TikTok die Datensicherheit und die Abgrenzung zu China zu dokumentieren versucht. Die Interessenten am TikTok-Kauf, etwa Walmart oder ein Konsortium um den ehemaligen US-Finanzminister Steven Mnuchin, würden mutmaßlich den Deal ihres Lebens verpassen. Um das Asset TikTok wäre es schade, aber der Fall gibt Anlegern die Chance, sich mit den Folgen vertraut zu machen, die aus der Rückkehr des Primats der Politik in der Weltwirtschaft resultieren.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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