Baidu inmitten von Corona-Krise und anderen Herausforderungen

21. Mai 2020

Baidu Corona Krise Herausforderung - Lupe auf chinesische Flagge mit Kursbewegung und Viren im Hintergrund

Unser letztes Update zu Baidu hier im Blog ist gerade mal 4 Monate her. Dennoch scheint es so, als sei seitdem eine Ewigkeit vergangen. Grund ist – wieder einmal – die Corona-Pandemie.

Im Januar hatten wir uns über die 50 Prozent Erholungsrallye bei Baidu gefreut – und dann kam der Corona-Crash. Der Baidu-Anteilschein hat im März 2020 nochmals neue Tiefstände unter 90$ erreicht und war damit so billig zu haben wie zuletzt 2013.  Damals machte Baidu circa $5 Milliarden hochprofitablen Umsatz, der nahezu ausschließlich mit der in China damals wie heute marktführenden Suchmaschine erzielt wurde.

Heute ist der Baidu Umsatz mehr als doppelt so hoch ($11,3 Milliarden in 2019) bei wesentlich geringeren Margen, u.a. da Baidu erheblich in den Aufbau weiterer zukunftsträchtiger Geschäftsfelder rund um KI (Künstliche Intelligenz) und in die Videostreaming-Tochter iQIYI investiert.

Soweit zum Big Picture, das man als Investor in Baidu nie aus den Augen verlieren sollte.

Baidu Herausforderungen - Entwicklung der Baidu Aktie

Wir nehmen die gerade vorgelegten Zahlen zum Q1 2020 zum Anlass, nochmals auf eines unserer wenigen Sorgenkinder im Portfolio von The Digital Leaders Fund zu schauen.

Besonders interessiert uns inwieweit der Konzern bei seinen Bemühungen vorankommt, seine Abhängigkeit vom Suchgeschäft zu verringern.

Baidus Zahlen zum Q1 2020

  • Der Umsatz ist im Corona-belasteten Q1 um 7 Prozent auf  $3,2 Milliarden gesunken. Dabei fiel der Umsatz im Kerngeschäft um 13 Prozent auf $2,2 Milliarden und war damit stärker rückläufig. Der Umsatz der noch defizitären Video-Streaming Tochter iQIYI ist um 9 Prozent auf knapp $1,1 Milliarden angewachsen.
  • Das Baidu Kerngeschäft war auch im Q1 eine echte Cashcow und glänzte mit einer EBITDA-Marge (Non-GAAP) von 30 Prozent.
  • Das führte trotz der Belastungen von iQIYI zu einem positiven Free Cashflow von $233 Millionen.
  • Es wurde ein operativer Verlust von $62 Millionen ausgewiesen. Exklusive iQIYI wurde ein operativer Gewinn von $261 Millionen erzielt.
  • Die Barreserven zum 31.03.2020 betrugen damit umgerechnet $20,7 Milliarden beziehungsweise $19,3 Milliarden, wenn man die Reserven von iQIYI nicht mit berücksichtigt.

Die Guidance für das Q2 2020

Es ist erfreulich, dass sich die Lage rund um die Corona Pandemie in China zumindest soweit stabilisiert hat, dass das Baidu-Management sich eine Prognose für das laufende 2. Quartal zutraut: man erwartet einen Umsatz zwischen $3,5 Milliarden und $3,9 Milliarden, die Mitte dieser Spanne entspricht ziemlich genau dem Umsatz des Vorjahresquartals.

Die Entwicklung bei iQIYI

Die Ergebnisse bei Baidu werden seit Jahren von der Tochter iQIYI belastet. Das ebenfalls börsennotierte Videostreaming-Unternehmen wird immer wieder als „Netflix von China“ betitelt, wobei dieser Vergleich nicht ganz zutreffend ist, da iQIYi im Gegensatz zu Netflix ein zweigleisiges Geschäftsmodell betreibt und Umsätze nicht nur aus Subskriptionen, sondern auch aus Werbung erzielt.

Diese beiden Umsatzströme haben sich in der Corona-Krise sehr unterschiedlich entwickelt:

  • Die Anzahl der Abonnenten ist im Q1 im Vorjahresvergleich um 23 Prozent auf knapp 119 Millionen angestiegen. Mit diesen Mitgliedern wurde circa 60 Prozent des Gesamtumsatzes erzielt: Dieser wichtigste Umsatzstrom ist dabei um 35 Prozent gegenüber Vorjahr gewachsen.
  • Demgegenüber ist das Werbegeschäft um 27 Prozent regelrecht eingebrochen. Der Umsatzanteil betrug nur noch circa 20 Prozent.
  • Weitere 11 Prozent Umsatzanteil erzielte man mit der Lizenzierung von eigenem Content auf anderen Plattformen.

Auch wenn der Vergleich von iQIYI mit Netflix hinkt: Vergleichbar ist die Tatsache, dass sowohl Netflix als auch iQIYI unterm Strich seit Jahren heftige Verluste ausweisen, da beide umfangreich in eigene Inhalte investieren und originalen Content produzieren. So hat iQIYI alleine im Q1 2020 $836 Millionen d.h. mehr als 75 Prozent des Umsatzes für die Erstellung eigenen Contents ausgegeben. Damit ist iQIYI weiterhin deutlich defizitär mit einem operativen Verlust von $317 Millionen, das bedeutet eine negative Marge von 29 Prozent.

Weitere Herausforderungen von Baidu

Die Corona-Pandemie war nicht das einzige Problem, das die Entwicklung bei Baidu in den vergangenen Wochen belastete:

  1. Vorwürfe der Shortseller gegen iQIYI

Ein aktivistischer Shortseller namens “Wolfpack Research” veröffentlichte im April 2020 einen Bericht über angeblich künstlich aufgeblähte User- und Umsatzzahlen bei iQIYI in 2019. Das Unternehmen hat die Anschuldigungen in einer Pressemeldung pauschal zurückgewiesen, aber nicht im Detail entkräftet. Eine finale Beurteilung ist für uns Außenstehende nicht möglich. Der Wert von iQIYI steht nicht im MIttelpunkt unseres Investment Cases für Baidu. Die entsprechenden Unsicherheiten sind im Anteilspreis von iQIYI und Baidu wohl bereits eingepreist.

  1. Ärger mit der chinesischen Zensur

Am 8. April musste Baidu bekannt geben, dass man aufgrund von Problemen mit den chinesischen Regulatoren einige News Channels in der Baidu App vorübergehend stilllegen musste. In einer Pressemitteilung wies man darauf hin, dass diese Maßnahme im Q2 einen nicht näher spezifizierten negativen Einfluss auf den Online-Werbeumsatz mit der Baidu App haben wird.

Fazit zur aktuellen Lage von Baidu

Du fragst Dich jetzt vielleicht warum wir mit The Digital Leaders Fund trotz all dieser Probleme langfristig in Baidu investiert sind?

Baidu kommt trotz aller Schwierigkeiten gut damit voran, seinen Umsatz weg vom reinen Suchgeschäft zu diversifizieren. Die Nutzung der Baidu Super App mit ihren Mini-Apps ist im Q1 gegenüber Vorjahr um 28 Prozent auf 222 Millionen DAUs (täglich aktive User) angewachsen, das User-Engagement (also die Aktivitäten der User in der App) ist noch deutlich stärker gewachsen. Insgesamt erreicht Baidu monatlich mehr als 500 Millionen User. Das ist eine gute Basis für ein solides zukünftiges Wachstum in Baidus Kerngeschäft – auch wenn die Nutzung sich tendenziell weg vom Browser hin zu mobilen Apps verlagert.

Wir hatten in früheren Blogbeiträgen zu Baidu schon mehrfach die führende Rolle des Unternehmens rund um verschiedene Anwendungen von AI (Artificial Intelligence) thematisiert. Diese Geschäftsfelder werden noch nicht monetarisiert, bergen unserer Meinung nach aber das Potenzial für eine Neubewertung der Aktie und sind der eigentliche Kern unserer Investment-These.

Der Baidu-Konzern wird derzeit mit einem Enterprise Value von $27 Milliarden bewertet. Das EV/Sales-Verhältnis beträgt damit weniger als 2. Wir halten es für wahrscheinlich, dass Baidu in einigen Jahren die gewohnte Profitabilität mit einem EBIT von >$3 Milliarden p.a. erreichen kann.

Insgesamt deutet schon eine solche oberflächliche Betrachtung auf eine klare Unterbewertung des Baidu-Anteilscheins hin. Immer vorausgesetzt, es gelingt dem Baidu-Management, sich weiterhin als führende Kraft in den strategischen Feldern der AI in China zu positionieren.

Baidu ist für uns ein Investment in die Zukunft Chinas. Auch wenn wir hier einen besonders langen Atem brauchen werden, fühlen wir uns angesichts der niedrigen Bewertung sehr wohl mit diesem Anteilschein im Portfolio von The Digital Leaders Fund.

Wenn Du die weitere Entwicklung von Baidu gemeinsam mit uns verfolgen willst, dann kannst Du Dich jetzt hier für unseren Newsletter anmelden.


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The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Baidu. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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