Passend zur “Goldman Sachs Communacopia + Technology Conference” hat das Investmenthaus das Strategiepapier “Why AI is not a Bubble” veröffentlicht. Framing ist bekanntlich die halbe Miete. Entsprechend war der Ton der Goldman-Analyse bullish. Ja, die Kurse der Tech-Aktien sind stark gelaufen, ja, Tech macht inzwischen den größten Sektor des US-Aktienmarkts aus, aber alles in Ordnung, denn die Kurse seien durch starke Fundamentaldaten unterfüttert, und die Bewertungen nicht im Bubble-Bereich. Spiegelbildlich haben sich die Unternehmen beim großen AI-Schaulaufen vor Investoren im hellstmöglichen Licht präsentiert. Die größte Investorenkonferenz in Sachen Techs und Telecoms ist traditionell eine faszinierende Kombination aus Marketing- und Innovationsschau. Man muss nur verstehen, wo die eine aufhört und die andere anfängt.
Auch wir haben mit unseren Deep Dives zu AI Anlegern schon etliches an Research präsentiert – nach einer Artikelserie zu Hardware-Unternehmen starten wir heute eine Reihe zu den AI-Strategien der Software-Hersteller. Dabei ist eins schon klar: Beim Thema KI kann es nicht nur Gewinner geben. Ich gehe noch einen Schritt weiter: nur die wenigsten werden das große Geld verdienen. Die meisten Unternehmen, auch im Tech-Sektor, werden zunächst viel investieren müssen, um überhaupt Schritt halten zu können. Der CEO von Pure Storage, der sich zu den Gewinnern zählen kann, hat es auf den Punkt gebracht: Außer bei den GPU-Herstellern (AMD, Nvidia) sollte sich die AI-Phantasie zumeist im niedrigen zweistelligen Prozentbereich beim Umsatz manifestieren. Ich denke, es wird sich bei der Integration von künstlicher Intelligenz in das operative Geschäft ähnlich verhalten wie bei der Digitalisierung vor zehn Jahren. Was glamourös klingt, ist bei der Implementierung ziemlich nitty-gritty, und viele Unternehmen können nicht einmal auf hausinterne Kompetenz zurückgreifen. Neben AMD und Nvidia werden also auch die Deloittes und Accentures den großen Reibach machen. Deren Kunden können sich aber nicht darauf verlassen, dass die teuer bezahlte AI-Transformation erfolgreich ist, wie der zähe Verlauf der Digitalisierung vieler Euro-Unternehmen noch immer zeigt.
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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