DiDi-Aktie – Zombi Taxis kommen in Fahrt

16. November 2023

Fast zwei Jahre nach dem verkorksten Börsengang der DiDi-Aktie mit anschließendem Delisting in den USA gibt es nur spärlich Informationen zum “Uber Chinas”. Um Informationen zu Extrahieren, muss man zwischen den Zeilen lesen. Die forensische Arbeit wird belohnt, der Geschäftsbetrieb läuft jetzt auf vollen Touren. Kommt bald neues Leben für die Aktie?

DiDi-Aktie: Zahlen zum dritten Quartal

Im dritten Quartal wurden 51,4 Milliarden RMB umgesetzt, ein Plus von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Wer nicht das letzte Update bemühen möchte: Das erste Quartal lag bei 42,7 und das zweite bei 48,8 Milliarden. Wir sehen also weiter auch sequentielles Wachstum.  

Das Kernsegment China Mobility setzte im ersten Quartal 46,6 Milliarden RMB um und dominierte damit nach wie vor mit über 90 Prozent den Umsatz-Mix. Das internationale Segment erwirtschaftete im ersten Quartal 2,0 Milliarden RMB, ein Plus von 28 Prozent.

Die Kennzahl Core Platform Transactions (die Zahl der Fahrten insgesamt) erreichte 3,6  Milliarden RMB (plus 34 Prozent YoY), davon in China 2,9 Milliarden RMB (plus 32 Prozent YoY). 

EBITDA lag bei Minus 0,3 Milliarden RMB. Im chinesischen Kerngeschäft hat DiDi 1,5 Milliarden RMB verdient und im internationalen Geschäft 800 Millionen RMB verloren. Der Verlust im sonstigen Geschäft (Sammelsurium verschiedener Initiativen wie E-Bikes) lag bei einer Milliarde RMB.

Die Gesellschaft berichtete Cash in Höhe von 54,6 Milliarden RMB, Ende Juni waren es noch 53,8.

Der Hammer: Aktienrückkauf Programm

Der Hammer dann am Ende des Quartalsbericht: Der Aufsichtsrat hat am 11. November einen Aktienrückkauf in Höhe von einer Milliarde Dollar für die nächsten 24 Monate beschlossen. Das ist für sich schon eine gute Nachricht, aber steckt vielleicht mehr dahinter?

Hong Kong IPO

Wir haben immer wieder auf die Möglichkeit des Hongkong IPOs hingewiesen, der DiDi eine Rückkehr an den geregelten Kapitalmarkt ermöglichen und für die chinesische Regulierer akzeptabel sein dürfte. Zum Thema schweigt sich auch der aktuelle Quartalsbericht aus. Bloomberg berichtet jetzt unter dem Verweis auf Quellen, die lieber nicht genannt werden möchten, dass die Platzierung für nächstes Jahr geplant sei.

Allerdings: Um erfolgreich in Hongkong an die Börse gehen zu können, müsste der Pink-Sheet Preis in den USA steigen: Wir vermuten, dass das Rückkaufprogramm dem Kurs in die Puschen helfen soll.

Bewertung und Fazit der DiDi-Aktie

Zwischenzeitlich gehen die Dinge bei DiDi aber in die richtige Richtung: Das Unternehmen wächst weiter.

Die DiDi-Aktie steht weiter bei nur einem Viertel des Emissionskurses und hat damit eine Marktkapitalisierung von 18,6 Milliarden Dollar beziehungsweise einen Unternehmenswert von 13,4 Milliarden Dollar. Auf Basis der letzten Zahlen ergibt sich für dieses ein EV/Umsatz von 0,46 und 0,41 für das folgende Jahr. EV/Umsatz des Branchenführers Uber 2023 liegt bei 3,2 und 2024 bei 2,7. Der ist allerdings schon profitabel.

Damit hat das Papier außerordentliches Potenzial, aber das OTC (“Pink Sheet”) Listing ist nicht jedermanns Sache. Angesichts der sehr niedrigen Liquidität und der intransparenten Kursbildung sollten sich Anleger ohne große Risikotoleranz zurückhalten. Der Hongkong IPO würde der DiDi-Aktie Leben einhauchen, weil sie dann für breitere Anlegerschichten investierbar wäre. Denn: Die mangelnde Liquidität der DiDi-Aktie schreckt größere Fonds aktuell noch ab; kleinere Fonds wie der Emerging Market Digital Leaders sind da im Vorteil. Wir halten unverändert eine Position.

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Disclaimer

The EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von DiDi. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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