Wizz Air-Aktie: Wann endet die Pechsträhne?

16. November 2023

Wizz Air-Aktie Quartalszahlen

Wizz Air bringt optisch eindrucksvolle Halbjahreszahlen und die Wizz Air-Aktie stürzt dennoch ab. Das Papier handelt mittlerweile auf dem Niveau von 2015. Der Markt hatte mehr erwartet, und die jüngsten Probleme überschatten den Aufschwung in der Tourismusindustrie. Allerdings ist die Aktie bereits abgestürzt und die andauernde Misere könnte zur Gelegenheit werden.

Wizz Air-Aktie Kursverlauf

Wizz Air-Aktie: Zahlen zum ersten Halbjahr 2024

Am 9. November hat die ungarische Billig-Airline die Halbjahreszahlen für das erste Halbjahr 2024 für den Zeitraum bis April bis September 2023 gebracht. Die Vergleichsbasis im letzten Jahr mit den vielen Flugverzögerungen und Ausfällen war leicht zu schlagen. Die Erwartungen waren hoch, denn die Gesellschaft hatte im Sommer einen starken Ausblick gegeben.

Die Flotte wuchs um 11 Prozent auf 187 Flugzeuge, die Zahl der verfügbaren Sitze stieg um 16,9 Prozent auf 35.625. Es wurden 33 Millionen Passagiere befördert, ein Anstieg um 24,6 Prozent. Der Load Faktor erhöhte sich um 5,7 Prozentpunkte auf 92,6 Prozent.

RASK (RASK – Revenue per Available Seat-Kilometer)  stieg um 9,6 Prozent auf 4,91 Euro Cent. Der Ex-Fuel CASK (Cost of Available Seat Kilometer) lag mit 0,8 Prozentpunkten niedriger bei 2,62 Euro Cent. Fuel CASK lag um 26,5 Prozent niedriger bei 1,55 Euro Cent.

Der Halbjahres-Umsatz stieg um 39,1 Prozent auf 3,05 Milliarden Euro. Das lag laut Bloomberg-Daten genau im Rahmen der Erwartungen. 

EBITDA hat sich zwar auf 878,1 Millionen Euro vervierfacht, lag aber 7,1 Prozent unter den Erwartungen. Die EBITDA-Marge stieg von 9,9 auf 28,8 Prozent.

Der Reingewinn lag bei 400,7 Millionen Euro, eine starke Verbesserung gegenüber dem Vorjahreszeitraum (Verlust von 384,3 Millionen Euro). Erwartet waren aber 500 Millionen Euro, also ein Earnings-Miss von 19 Prozent.

Cash stieg gegenüber Ende März um rund 300 Millionen auf 1,84 Milliarden Euro an. Die Gesamtverschuldung des Unternehmens ist mit 5,6 Milliarden Euro (ohne rund 3 Milliarden Leasing-Verbindlichkeiten) nicht unerheblich.

Ausblick für die Wizz Air-Aktie: Gemischt bis wechselhaft

Das bereits in unserem Update zur Make-My-Trip Aktie ausführlich beschriebene Problem mit den Brad and Whitney GTF Motoren, die aufgrund fehlerhafter Komponenten in die Revision müssen, betreffen auch Wizz Air. Von den 600 bis 700 Triebwerken, die der US-Hersteller bis 2026 demontieren und überprüfen wird, ist Wizz Air mit 45 Motoren “voll dabei”. Das ist ein Schlag für Wizz Air, da die Motoren bis Ende 2024 nicht zur Verfügung stehen. Wir sehen das nicht als höhere Gewalt an, sondern als Managementfehler. Man hätte besser diversifizieren müssen. 

Das Unternehmen reagierte mit der Verlängerung von 13 Leasingverträgen. Außerdem wird es eine Entschädigung durch den Motorenhersteller geben, Details darf Wizz Air allerdings nichts preisgeben. Trotz dieser Probleme sollte die Sitzkapazität im zweiten Halbjahr 20 Prozent über dem Vorjahr liegen.

Allerdings ist Wizz Air auch durch den Israel-Krieg betroffen (5-6 Prozent der Kapazität im ersten Halbjahr). Der Flugbetrieb im Nahen Osten liegt bis auf weiteres auf Eis.

Positiv

Das Unternehmen macht endlich Gewinn und baut Cash auf, sowohl im letzten als auch im kommenden Halbjahr. Die bedrohliche Schuldenlast schmilzt jetzt merklich ab. 

Die Knappheit bei Flugzeugen am Markt dürfte gut für die Flugpreise im nächsten Jahr sein. 

Die Bewertung der Wizz Air App ist trotz der vielen Probleme erstaunlich gut. Im Apple Store liegt diese bei 4,7 Sternen, bei Google Play sind es 4,5.

Negativ

Ein altes Sprichwort sagt: “It’s better to be lucky than smart”. Es gibt zahlreiche Interpretationen dieser Weisheit. Im Bezug auf Wizz Air meine ich: Hinter scheinbarem Pech können Fehlentscheidungen, z.B. im Risikomanagement, stecken, und die haben sich in den letzten Jahren bei Wizz Air die Hand gegeben: Der fehlende Ölpreis-Hedge angesichts des drohenden Ukraine-Krieges, das Ticket-Rückerstattungs-Fiasko im Sommer 2022 und jetzt das Motoren-Debakel. Dass die Flugausfälle infolge der beiden Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten nicht weiterhelfen, kommt hinzu, auch wenn Wizz Air hier keine Schuld trifft.

My Take zur Wizz Air-Aktie

Die Wizz Air-Aktie reagierte am Tag nach der Veröffentlichung mit einem Minus von 10 Prozent auf die schwachen Zahlen und den traurigen Ausblick. Der Markt hat jetzt wirklich die Nase voll, die Aktie steht auf dem Niveau von 2015.

Das ist allerdings wahrscheinlich der falsche Moment, um das Handtuch zu werfen. Die schlechten News sind jetzt eingepreist. Die Gesellschaft wird in den nächsten Jahren, sofern keine neuen Katastrophen dazu kommen, bis zu 500 Millionen Euro jährlich an Gewinn und Cashflow generieren. Mit einem EV/EBITDA von 5,1 für das aktuelle Jahr und 4,1 für das nächste Jahr ist die Wizz Air-Aktie moderat bewertet.

Es wundert uns daher nicht, dass sich die Aktie zwischenzeitlich wieder erholt hat. Die schlechten News sind jetzt im Preis und es würde neue Katastrophen bedürfen, um die Wizz Air-Aktie in den nächsten Jahren auf dem aktuellen Niveau zu halten.

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Disclaimer

The EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Wizz Air. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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