Earnings Season: Streuen Universalbanken und Netflix Anlegern Sand in die Augen?

20. Oktober 2023

Die Berichtssaison in den USA ist gestartet, und wie immer haben die US-Banken den Anfang gemacht – und konnten gleich mit starken Zahlen aufwarten. Mit Millionen von Retailkunden ist das Deposit-Beta recht träge, ganz im Gegensatz zu den Kreditzinsen, und so ist die Zinsmarge gut ausgefallen. Mit den hohen Volatilitäten hat das Fixed-Income-Trading von JPMorgan & Co profitiert, während die Ergebnisse auf der Equity-Seite gemischt ausfielen (das Investmentbanking war solala). Aber auch einige Tech-Werte haben positiv überrascht. Netflix hat hohe Abonnentenzahlen vorgelegt; die Konversion von Schnorrern zu Zahlern gelingt erstaunlich gut. Das ist allerdings nicht beliebig wiederholbar. Da Netflix keine Nutzerzahlen mehr veröffentlicht, mögen manche Investoren vielleicht etwas in die Irre geführt worden sein. Die User-Zahlen sind nämlich geschrumpft. Unser Top-Portfolio-Holding TSM hat auch solide Ergebnisse veröffentlicht, siehe hierzu unser Update weiter unten. Bemerkenswert ist, wie gut sich Tesla gehalten hat. Umsätze und Margen lagen unter Erwartungen, Prognosen wurden kassiert, dennoch hat die Aktie bisher nur einstellige Verluste einstecken müssen. Die Gewinnwarnung von SolarEdge (nicht mehr im Portfolio) hat gestern nachbörslich für einen Absturz von über 20 Prozent geführt. 

Investoren sollten sich von den Ergebnissen der großen Universalbanken nicht einlullen lassen. Die Banken bestehen nicht nur aus BoA, Citi oder JPMorgan. Bereits bei Morgan Stanley war die Zinsmarge deutlich schlechter. Wealth-Management-Kunden fragen kritischer als Kleinkunden nach, wie ihre Einlagen verzinst werden. Kritisch sind die Kunden auch gegenüber den Regionalbanken, die nach wie vor mit Abflüssen kämpfen. Kunden wenden sich entweder der sicheren Bank in der ersten Reihe zu, oder sie tragen ihre Ersparnisse lieber zu Geldmarktfonds. Gut möglich also, dass wir in der nächsten Woche angesichts bescheidener Zahlen und volatiler Märkte im Kontext der geopolitischen Risiken einen etwas anderen Ton an dieser Stelle einschlagen werden.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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