Kaspi-Aktie: New York Calling

26. Oktober 2023

Kaspi-Aktie Quartalsupdate Q3 2023

Wieder liefert Kaspi starke Quartalszahlen und wieder hat die Kaspi-Aktie kaum reagiert. Wir schauen uns den Umsatzmix näher an, analysieren die Gründe für die phlegmatischen Kursreaktionen der Aktie und erklären, warum sich das bald ändern sollte.

Kapi-Aktie Kursverlauf

Q3 Zahlen: E-Commerce Feuerwerk

Kaspi schlägt die eigenen Erwartungen. Im dritten Quartal wuchs der Umsatz (alle Zahlen im Jahresvergleich) um 51 Prozent auf 508 Milliarden KZT (1,1 Milliarden Dollar). Der Gewinn stieg um 40 Prozent auf 232 Milliarden KZT (0,5 Milliarden Dollar). Das ist angesichts des Investments in E-Commerce Delivery und E-Geocery sowie der anhaltend hohen Zinsen ein starkes Ergebnis.

Kaspi hat das Engagement der 13,5 Millionen aktiven Kunden mit den 0,6 Millionen aktiven Händlern weiter steigern können: die Zahl der Transaktionen pro aktiven Kunden in Q3 stieg um 18 Prozent auf 68. Das Verhältnis von DAU (täglich aktiven Kunden) zu MAU liegt bei 65 Prozent, ein absoluter Spitzenwert im globalen Vergleich. Lediglich Kommunikations-Apps wie WeChat (85,5 Prozent) und WhatsApp (53,1 Prozent) kommen im globalen Vergleich auf ähnliche Werte. Alipay liegt bei immerhin 40 Prozent, Nubank bei 39,3 Prozent und Mercadolibre bei 26,4 Prozent; auch das sind schon sehr gute Werte.

Der Payment Bereich brummte weiter. TPV (das Zahlungsvolumen) wuchs um 42 Prozent, der Umsatz um 41 Prozent und der Gewinn um 47 Prozent. Die Take Rate Edge, unverändert bei 1,2 Prozent. Kaspi QR- und Kartentransaktionen machen 71 Prozent der Zahlungsströme aus, gefolgt von Rechnungszahlungen mit 18 Prozent und privaten Überweisungen mit 7 Prozent. Das Volumen bei B2B Payments verdoppelte sich und erreichte 4 Prozent.

Das Wachstums-Highlight war wieder einmal der Marktplatz: Die Zahl der aktiven Kunden konnte um 20 Prozent auf 6,9 Millionen gesteigert werden. GMV wuchs um 50 Prozent, der resultierende Umsatz um bärenstarke 85 Prozent und der Gewinn um 64 Prozent. Die Take Rate stieg von 8,4 auf 9,1 Prozent.

M-Commerce bleibt mit 57 Prozent des GMV nach wie vor der größte Bereich, gefolgt von E-Commerce mit 34 Prozent und Kaspi Travel mit 9 Prozent. Ein von uns bisher nicht beleuchteter Aspekt des Geschäftsmodells: Kaspi analysiert die Umsätze im M-Commerce akribisch und nutzt die Daten für das Angebot im E-Commerce.

Das E-Commerce GMV Wachstum beschleunigte sich auf 56 Prozent. Der noch kleine E-Grocery Bereich verdreifachte sich und macht jetzt 4 Prozent der E-Commerce Umsätze aus. Take Rate im E-Commerce stieg um 1,2 auf 10,8 Prozent. Das lag an der verstärkten Monetarisierung der Versandkosten (1,4 Prozent der Take Rate) und erhöhten Werbeeinnahmen (0,4 Prozent der Take Rate). Hier sieht das Kaspi Management noch deutliches Potenzial.

Die 5.223 (YoY +73 Prozent) Kaspi Postomats erledigen jetzt 37 Prozent der Auslieferung, bis zum Jahresende sollen es 6.000 werden. Postomats sind nicht nur kosteneffizient, sondern auch gut für die Umwelt. 

Die Fintech Margen bleiben weiter unter Druck, gebremst von den anhaltend hohen Zinsen. FTV (Finanzierungsvolumen) erhöhte sich um 41 Prozent und führte zu einem Umsatzwachstum von 39 Prozent. Der Reingewinn konnte ”nur” um 17 Prozent zulegen. 

Die Zahl der Einlage-Kunden stieg um 30 Prozent auf 4,5 Millionen, die Einlagen nahmen um 42 Prozent auf durchschnittlich 4,7 Billionen KZT zu.

Die Zahl der Kredit-Kunden stieg um 12 Prozent auf 6 Millionen, das Kreditportfolio erhöhte sich um 35 Prozent auf 3,6 Billionen KZT. Kurzfristiger und kleinteilige BNPL (buy now pay later). Kredite machten dieses Jahr 45 Prozent des Finanzierungsvolumen aus, gefolgt von Betriebsmittelkrediten für Händler mit 15 Prozent des Volumens. Jeder fünfte Kaspi-Händler nimmt das Finanzierungsangebot in Anspruch. Automobilkredite machen 2 Prozent aus: Damit bringt die Akquisition der Plattform für Automobilinserate Kolesa erste Früchte. Die Zinsmarge sank um 1 Prozent auf 6 Prozent (annualisiert 19 Prozent). Cost of Risk sank noch einmal von 1,7 Prozent auf 1,5 Prozent.

Im Umsatzmix macht Fintech jetzt nur 37 Prozent aus, folgt von 36 Prozent Payments und 27 Prozent Marktplatz.

Ausblick

Im November steht Juma an, sozusagen Black Friday, Kasach-Style. 

Es gibt außerdem endlich Neuigkeiten zum sehnlich erwarteten US-Börsengang. Am 19. Oktober gab das Unternehmen die Registrierung des US-Platzierung bekannt. Jetzt stellt sich “nur noch” die Frage, ob der Markt bereit für die Kapi-Aktie ist. Bereits Ende November könnte der Börsengang kommen. 

Im Nachgang haben wir mit dem Unternehmenssprecher noch das mittelfristige Wachstum besprochen: E-Commerce macht aktuell nur 7 Prozent der Einzelhandelsumsätze in Kasachstan aus, da ist noch erhebliches Potenzial: im weltweiten Durchschnitt sind es 19 Prozent. Damit wird der Marktplatz auch in den nächsten Jahren der Wachstumstreiber bleiben. 25 bis 30 Prozent Wachstum sollten also auch in den kommenden Jahren drin sein.

Außerdem haben wir zudem mehr zu den Plänen für die kürzlich erworbenen Kolesa erfahren können. Kaspi hatte bereits Informationen zu 70 Prozent der Automobilzulassungen, die mittels der Kaspi Super-App durchgeführt werden. Die ausgewerteten Daten ermöglichen nun zum einen eine nuancierte Kreditvergabe, zum anderen greifen die Erfahrungen aus dem BNPL auch bei Automobilen: Verkäufer sollen die Möglichkeit bekommen, eine Kreditfinanzierung durch Kaspi (mittels einer höherer Gebühr) zu finanzieren, um ihr Automobil für potentiell Käufer noch attraktiver zu machen. Außerdem können Test und Wartungsarbeiten angeboten werden. Aber auch ein Einstieg in den An- und Verkauf von Gebrauchtwagen wäre möglich, entsprechende Experimente laufen bereits.

Positiv

Bärenstarke Zahlen: vor allem das Wachstum im Marktplatz liegt deutlich über den Erwartungen. Ein Ende der Dynamik ist aktuell nicht in Sicht.

Eine massive Steigerung der Einlagen stärkt die Liquidität und schafft Optionalitäten bei der Kreditvergabe.

Der US-Börsengang wird das Profil und die Liquidität der Kaspi-Aktie deutlich erhöhen.

Negativ

Fintech bleibt aufgrund der anhaltend hohen Einlagezinsen und dem Fokus auf BNPL weniger profitabel. 

Es könnte, wie im Sommer bereits analysiert, regulatorisch bedingt auch noch mehr Druck auf die Margen geben.

My Take zur Kaspi-Aktie

Die Kaspi-Aktie reagierte trotz der starken Zahlen am schwachen Börsentag nach der Veröffentlichung im anämischen Handel phlegmatisch und schloss am Ende nach einer positiven Eröffnung tatsächlich noch im Minus.

An der Bewertung liegt der Mangel an Enthusiasmus nicht. Auf Basis der letzten Zahlen liegt das analysierte KGV unter zehn und sieht damit angesichts des Wachstums immer noch sehr günstig aus. Die Wachstumsraten würden auch ein doppeltes KGV  rechtfertigen.

Die Dividende steigt gegenüber dem letzten Quartal von 750 auf 850 KZT, eine annualisierte Dividendenrendite von 7 Prozent. Ein weiteres GDR-Rückkaufprogramm über 100 Millionen Dollar wurde angekündigt. Kaspi gab bekannt, dass im Rahmen des Rückkaufprogrammes seit April 2022 insgesamt GDRs im Gegenwert von 248 Millionen Dollar zurückgekauft worden sind.

Alle guten Zahlen machen der Kaspi-Aktie keine Beine. Das Schicksal der Aktie dürfte auf absehbare Zeit an das Listing in den USA gebunden sein. Das große Aktienpaket der Private Equity Investoren von Baring Vostok stellt bisher einen immerwährenden Überhang dar, der im Rahmen des Börsengangs abgebaut werden soll. Dann könnte die Aktie wieder zum Sprung ansetzen. Von der US-Notierung erwarten wir uns also nicht nur größere Liquidität, sondern auch mehr Dynamik beim Kurs.

Der Unternehmenssprecher stellte außerdem eine verstärkte M&A Aktivität nach der US Platzierung in Aussicht. Weitere Fortschritte bei der Internationalisierung des Geschäftes würden sich mit Sicherheit auch positiv auf den Bewertungsmultiplikator der Kaspi-Aktie auswirken.

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Disclaimer

The EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Kaspi. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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