Der folgende Beitrag ist zuerst erschienen in DAS INVESTMENT Ausgabe Februar 2019.
Derzeit wird von etlichen Marktbeobachtern vor Technologieaktien gewarnt, da diese viel zu hoch bewertet und damit absturzgefährdet seien.
Vielmehr wird für die kommenden Jahre eine Renaissance der Value- und Dividendenaktien erwartet, die tatsächlich optisch günstiger erscheinen.
Ich halte es hingegen für sehr gefährlich, das neue Zeitalter des digitalen Wandels mit früheren Konjunkturzyklen zu vergleichen.
Wir haben es bei der Digitalisierung nicht mit einem Zyklus zu tun, sondern mit einer unumkehrbaren Veränderung unserer Gesellschaft, die zugleich die wohl größte Investmentchance unserer Zeit darstellt.
Die Welt wird gerade in rasender Geschwindigkeit neu verteilt. Beim Investieren in die Gewinner der Digitalisierung gelten neue Spielregeln.
Die Kennzahlen der klassischen Fundamentalanalyse wie Kurs-Gewinn-Verhältnis oder Kurs-Buchwert-Verhältnis sind zur Bewertung von Wachstumsaktien nicht brauchbar.
Denn die Digital Leaders befinden sich in aller Regel im “Land-Grab-Modus” und sind auf maximales Wachstum in neuen Märkten getrimmt. Während die Profitabilität noch gar nicht im Fokus des Managements steht.
Die wichtigsten Vermögensgegenstände solcher Unternehmen sind das geistige Eigentum sowie Netzwerkeffekte.
Diese Werte stehen aber gar nicht in der Bilanz. Sie werden erst offenbar, wenn wieder einmal ein Unternehmen zu einem atemberaubenden Preis von einem der Tech-Riesen übernommen wird.
Doch es gibt Alternativen zu KGV und Co.: Die “Rule of 40” besagt, dass die Summe aus Umsatzwachstum und Free Cashflow-Marge eines erstklassigen Wachstumsunternehmens stetig über 40 Prozent liegen sollte.
Diese Regel ist eine ebenso einfache wie zuverlässige Methode, die Effizienz des Wachstums auch bei einem noch unprofitablen Unternehmen einzuschätzen.
Die Brutto-Marge ist zudem wesentlich besser als der Netto-Gewinn dazu geeignet, den realen Unternehmenswert einzuschätzen, den ein solches Unternehmen außerhalb der Börse hat.
Denn selbstverständlich geht es auch beim High-Growth-Investing darum, in echte Werte zu investieren. Diese können oftmals erheblich von den aktuellen Aktienkursen abweichen.
Mit der richtigen Strategie gelingt es, diejenigen Unternehmen herauszupicken, die in ihrer Nische eine dominante Position erreichen und sich zu den Cash-Maschinen der Zukunft entwickeln werden.
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Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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