Kaspi-Aktie: Nasdaq-Listing lässt (noch) nicht die Korken knallen

26. Januar 2024

Kaspi-Aktie Update

Das lange erwartete Listing der Kaspi-Aktie an der Nasdaq ist endlich da. Das Unternehmen gibt sich aber zurückhaltend. Der Börsengang sei nur einer von vielen notwendigen Schritten für einen höheren Aktienkurs. Tatsächlich notiert die Aktie in New York unter den Höchstpreisen, die wir 2023 in London gesehen haben. Warum wir glauben, dass dies nicht so bleiben wird.

Bekanntes Geheimnis

Die transatlantischen Börsenpläne des kasachischen Tausendsassas mit dominanter Position im heimischen E-Commerce, Fintech und in Payment waren bereits vor Jahren publik, haben sich allerdings deutlich länger hingezogen als erwartet. Unmittelbar nach Beginn des Krieges in der Ukraine fehlten US-Investoren der Appetit zum Investment in die Region, dann stand eine erhöhte Risikoaversion bei Wachstumsaktien im Weg. Als im letzten Jahr alle Ampeln schließlich auf Grün standen, lag es zeitweise an der langsamen Arbeit der Bürokraten bei der SEC. Das OK des Regulators kam am 26. Dezember.

Am 19. Januar waren genug Anleger wieder da und die drei Hauptaktionären verkauften in einer Platzierung unter Führung von Morgan Stanley JP Morgan zu einem Preis von 92 Dollar 11,3 Millionen ADRs an Investoren . Das war mehr als erwartet, ursprünglich sollten nur 9 Milllionen ADRs platziert werden. Das deutet auf starkes Anlegerinteresse hin.

Kein erkennbarer Effekt auf den Kurs der Kaspi-Aktie

Es ist angesichts der vielen Einflussfaktoren unmöglich, den Kurseffekt des zweiten Börsenganges auf die bisher nur in London notierte Aktie zu isolieren. Kurzfristig hat der Markt die Notierung jedenfalls nicht honoriert. Die Kaspi-Aktie, eine der Top-Holdings in TheDLF und EMDL, stieg im letzten Kalenderjahr bereits um rund 30 Prozent und damit etwas weniger als der Gewinn. 

Der Platzierungspreis von 92 Dollar lag für uns voll im Rahmen der Erwartungen. Das gilt auch für die phlegmatische Kursreaktion in den Folgetagen: Der Kurs fiel nach einem kurzen Sprung auf 92 Dollar. Es scheint aktuell einfach so, als ob der Kurs das erhöhte Volumen der Platzierung erst einmal verarbeiten muss.

Kaspi-Aktie Kursverlauf-2

Auch Liquidität ist relativ

Die Liquidität der Kaspi-Aktie am ersten Börsentag in New York enttäuscht nicht: 3,41 Millionen ADRs wechselten den Besitzer. Allerdings versiegte die Liquidität im Sog der Platzierung schnell. Am zweiten Tag an der Nasdaq waren es noch 1,02 Millionen, gefolgt von Handelstagen mit 340, 275 und zuletzt nur 121 Tausend Stücken. Die Bäume wachsen also auch in New York nicht in den Himmel. 

Dennoch sprechen wir auch auf aktueller Basis von einer deutlichen Verbesserung gegenüber dem durchschnittlichen London-Umsatz von 34.837 Stücken (Durchschnitt der letzten 12 Monate). Dieser wird jetzt allerdings durch das US-Listening kannibalisiert: zuletzt waren es gerade einmal 10.000 Kaspi-Aktien.

Kaspi-Aktie

Back to Basics: Show me the money

Nach dem erfolgreichen Zweitlisting hat das Management keine Zeit zum Feiern, denn nach dem Listing rücken die Fundamentaldaten wieder in den Vordergrund. Wir müssen uns zwar noch bis Ende Februar gedulden, bis die Zahlen für das Gesamtjahr 2023 präsentiert werden; auf jeden Fall sind hier aber keine negativen Überraschungen zu erwarten. Laut einem Unternehmenssprecher hätte die Gesellschaft im Rahmen der Platzierung die Anleger darüber informieren müssen, wenn die Zahlen für das vierte Quartal materiell unter den aktuellen Analystenschätzungen gelegen hätten. Die aktuelle Berichtssaison bietet also ein wenig Schlaraffenland: nur positive Überraschungen sind möglich.

Guidance für 2024

Für das Gesamtjahr dürfte Kaspi laut Unternehmenssprecher anlässlich der Präsentation der Zahlen für das vergangene Jahr wohl, wie auch im vergangenen Jahr, 25 Prozent Wachstum beim Reingewinn guiden und dieses selbst gesteckte Ziel dann hoffentlich auch in diesem Jahr wieder deutlich schlagen.

Der Kicker für die Kaspi-Aktie: Internationale Expansion

Nachdem das US-Listing jetzt vollbracht ist, dürfte das zweite bereits lange Jahre erwartete Thema in den Vordergrund rücken: Die regionale Expansion des extrem erfolgreichen Kaspi-Modells.

Neben den Ex-Sowjetischen Republiken Usbekistan und Aserbaidschan erwägt Kaspi eine E-Commerce Akquisition in Osteuropa, insbesondere in Rumänien (Kandidat:eMAG) oder Polen (Allegro) mit anschließendem Einstieg ins Finanzierungsgeschäft. 

Es mangelt nicht am Verkaufswillen der bisherigen Eigentümer, Kaspi möchte aber nicht zu viel bezahlen, das schätzen wir auch und bisher war Abwarten richtig: Die Preise sind in den letzten Jahren gefallen: Allegro handelt bei rund einem Drittel der Höchststände.

Die Wahrscheinlichkeit eines Deals in Europa gibt der Unternehmenssprecher mit 50 Prozent innerhalb eines und 80 Prozent innerhalb von zwei Jahren an.

Das US-Listing hat auch die Anlegerbasis verbreitert. Sollte Kaspi im Rahmen einer Übernahme Geld brauchen, wäre das jetzt einfacher.

Fazit: Die Kaspi-Aktie ist nach dem Börsengang noch attraktiver

Der ein oder andere Investor mag sich von der Platzierung eine unmittelbar positive Auswirkung auf den Kurs der Kaspi-Aktie erhofft haben und wurde enttäuscht. Wir bleiben entspannt und haben uns im EMDL diese Woche bei Kursen unter 92 Dollar wieder eingekauft.

Mit einem KGV von 9,5 für das letzte Jahr und einer erwarteten Gewinnsteigerung von mindestens 25 Prozent – wahrscheinlich aber eher jenseits von 30 Prozent für dieses Jahr – kann Kaspi weiter als sehr attraktiv bezeichnet werden.

Das aus regulatorischen Erwägungen kurzfristig eingestellte Aktienrückkaufprogramm soll wieder aufgenommen werden und auch die Dividendenzahlungen dürften weiter steigen. Der Konsens auf Bloomberg schätzt die Dividendenrendite auf 9 Prozent.

Die Kaspi-Aktie unterliegt den typischen Emerging Markets Risiken – umso mehr, weil Kaspi nach wie vor von einer Jurisdiktion abhängt. Die internationale Expansion dürfte diese Risikoprämie reduzieren.

Die Kaspi-Aktie bleibt weiter eine der attraktivsten Aktien im Emerging Markets Universum und ein wesentlicher Baustein im Fundament im EMDL.

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Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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