Kaspi hat auch für das dritte Quartal wieder starke Zahlen vorgelegt. Wir beleuchten die aktuelle Dynamik der drei Geschäftsbereiche, stellen die neuen Geschäftsfelder vor und schauen uns die aktuelle Bewertung der Kaspi Aktie an.
Kaspi Aktie – Starke Quartalszahlen
Auf Kaspi bleibt Verlass. Der kasachische Tausendsassa hat wieder starke Zahlen vorgelegt. Der Umsatz legte im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal um 39 Prozent zu, der Nettogewinn stieg um 30 Prozent. Die Nettomarge lag damit bei 48,7 Prozent, das ist etwas niedriger als im dritten Quartal 2021 (52,1 Prozent)
Neue Geschäftsfelder
Die Diskrepanz zwischen Umsatz und Gewinnwachstum ist kein Malus. Die etwas niedrigere Nettomarge des im Jahresvergleich um 63 Prozent gewachsenen Marktplatzes erklärt sich durch den Einstieg in das Reise- und Lebensmittelgeschäft. Diese Segmente erfordern Anfangsinvestitionen und zeichnen sich zudem durch niedrigere Margen aus.
Das Umsatzvolumen im Reisegeschäft verdreifachte sich auf 68 Milliarden KZT bei 2,8 Million verkauften Tickets, Damit kommt der Neuling bereits auf 9 Prozent des Umsatzvolumens. Zukünftig wird sich die Marge mit dem Einstieg in das Geschäft mit Pauschalreisen verbessern. Bei Letzteren ist die Take Rate deutlich höher als beim Verkauf von Flug- und Bahntickets.
Der Bereich e-Grocery Einkäufe verzehnfacht sich. 324.000 aktive Kunden kauften bei einem Umsatzvolumen von 5,2 Milliarden KZT 416.000 Mal ein.
Nur noch moderates Nutzerwachstum in Kazachstan
Neben dem finanziellen Beitrag sind diese Bereiche für Kaspi vor allem wichtig, weil sie das User Engagement steigern und damit den Kunden noch stärker an Kaspi binden. Im vergangenen Quartal lag das Verhältnis von täglichen Nutzern (DAU) zu monatlichen Nutzern (MAU) stabil bei sehr hohen 63 Prozent.
MAU lag im dritten Quartal bei 12,2 Millionen Nutzern, ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem dritten Quartal 2021, aber gerade einmal 4 Prozent mehr als im Quartal zuvor. Das große Nutzerwachstum ist in dem 19,4 Millionen Einwohner-Land vorbei, auch wenn der aktuelle Zustrom von russischen Flüchtlingen eine positiven Impuls gibt. Jetzt geht es vor allem darum, den bestehenden Kunden mehr Leistungen anzubieten.
In diesem Sinne wurde die Anzahl der Händler im Jahresvergleich weiter um 126 Prozent auf 413.000 gestiegen. Auch gegenüber dem Vorquartal war das mit 57.000 ein deutlicher Anstieg.
Gutes Wachstum bei Payments
Auch der Umsatz im Bereich Payments wuchs mit 51 Prozent dynamisch. Die Anzahl der Point of Sales stieg im Jahresvergleich um 96 Prozent auf 422.000 an. Das sind 39.000 mehr als im Vorquartal. 91 Prozent der Transaktionen verbleiben mittels Kaspi Pay komplett im Haus. Gerade einmal bei 9 Prozent der Fälle wird die Karte einer anderen Bank eingesetzt. Besonders stark steigen B2B Zahlungen. Die Anzahl der Zahlungen vervierfacht sich auf 3,7 Millionen, das Zahlungsvolumen stieg sogar um das fünffache auf 160 Milliarden KZT an. Die Take Rate lag bei 0,8 Prozent.
Fintech unter Druck
Deutlich schwächer entwickelte sich der Fintech-Bereich. Der Umsatz wuchs zwar noch um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, die gestiegenen Einlagezinsen und der höhere Umsatzanteil von BNPL (Buy now pay later), die sich durch geringere Zinseinnahmen auszeichnen, führten aber zu einer geringeren Marge: der Reingewinn stieg gerade einmal um 5 Prozent.
Für die Stabilität des Geschäftsmodells entwickelte sich das Volumen der Einlagen mit einem Plus von 27 Prozent auf 3,3 Millionen Tenge im Quartalsdurchschnitt erfreulich. Die Loan to Deposit Ratio normalisierte sich bei 83 Prozent, im von politischen Unruhen geprägten ersten Quartal 2022 war es noch bei 88 Prozent. Das NPL Ratio lag stabil bei 5,9 Prozent.
Upgrade der Guidance und Dividende
Die Guidance für das Gesamtjahr 2022 wurde beim Nettogewinn von einem Wachstum von 27-30 Prozent auf jetzt über 30 Prozent angehoben. Eine Guidance für das nächste Jahr wird es dann im Januar geben.
Einen Wermutstropfen gibt es. Gerade erreichte uns die Nachricht, dass die kasachische Notenbank die Zinsen um weitere 150 Basispunkte auf 16 Prozent angehoben hat.
Wir haben bei Kaspi nachgefragt: Für dieses Jahr hat das keine großen Auswirkungen. Im ersten Halbjahr nächstes Jahr werden die Einlagen aber voraussichtlich teurer werden. Gleichzeitig können vor allem im BNPL-Geschäft höhere Finanzierungskosten nicht weitergegeben werden. Der Fintech Bereich wird damit unter Druck bleiben, das Management stellt auf unsere Fragen hin Kostensenkungen in Aussicht. Für das zweite Halbjahr hofft das Management dann wieder auf sinkende Zinsen.
Die Quartalsdividende wurde von 500 KZT auf 600 KZT angehoben. Ein weiterer Aktienrückkauf von 100 Millionen Dollar bis Februar 2023 wurde bereits begonnen.
Bewertungen der Kaspi Aktie und Ausblick
Die Kaspi Aktie wird derzeit mit einem KGV von 9 bewertet und gehört damit trotz dynamischem Wachstum und solider Bilanz zu den günstigen Aktien der Peer Group. Die Dividendenrendite unter Einschluss der Aktienrückkäufe liegt bei rund 10 Prozent. Kaspi bleibt damit einer unserer ganz großen Favoriten.
Interessant auch die Aussage des CFO Mikhail Lomtadze zur Auslandsexpansion auf dem Analystencall: In 5-10 Jahren möchte man 100 Million Kunden bedienen. Die Geschwindigkeit der Expansion im Ausland wird vom Ende des Krieges in der Ukraine abhängen. Im Falle eines Kriegsendes dürften wir ein erhebliches Rating der Aktie in Richtung alter Höchststände sehen. Denn nach wie vor lastet die geopolitische Unsicherheit als wichtigster dämpfender Faktor auf dem Kurs. Das erklärt auch, warum die Aktie auf die guten Ergebnisse wieder nicht reagiert hat.
Ein Frieden würde auch den langersehnten IPO ermöglichen. Das US Listing wiederum würde die dürftige Liquidität der Aktie dramatisch verbessern, die für viele große Investoren nach wie vor ein Ausschlusskriterium darstellt.
Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Kaspi. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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