MakeMyTrip Aktie – Make my Cashflow

25. Mai 2023

Das indische Reiseunternehmen MakeMyTrip (MMYT) hat Zahlen vorgelegt. Wir analysieren, wie deutlich sich das Ende der Pandemie in den Quartalsergebnissen widerspiegelt. Die Aktie von MMYT, sozusagen das Expedia von Indien, steht auf dem Niveau von Anfang 2012, dem bisher letzten profitablen Jahr. Die Branche boomt jetzt auch in Indien wieder, auch im wichtigsten Segment, dem inländischen Flugverkehr. Aber es gibt einen wichtigen Bremsfaktor zu beachten. 

MakeMyTrip: Zahlen zum Vierten Quartal

Das Buchungsvolumen der Gesellschaft expandierte um 81 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg um 83 Prozent auf 149 Millionen Dollar. 

Im ersten Quartal flogen in Indien 37,5 Millionen Passagiere, 52 Prozent mehr als im Jahr zuvor. MakeMyTrip verkaufte Flugtickets im Wert von 1,1 Milliarden Dollar, 69 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Marktanteil bei inländischen Flügen lag bei 30,5 Prozent, vor der Pandemie waren es 27 Prozent. Der adjustierte Umsatz nahm um 81 Prozent auf 74 Millionen Dollar zu. 

Der Umsatz mit Hotels und Pauschalreisen stieg um 64 Prozent auf 64 Millionen Dollar. Das Angebot erreichte mit 71.000 angebotenen Übernachtungen einen neuen Rekord. Das Segment gehört allerdings zu den Spätzyklikern der Reisebranche und ist noch weit von den Höchstständen entfernt.

Mit Busreisen wurden 19 Millionen Dollar erlöst, ein Plus von 74 Prozent.

Die Personalkosten nehmen im Gegensatz zu den sprudelnden Umsätzen um lediglich 11 Prozent auf 34 Millionen zu. Für Marketing und Vertrieb wurden 23 Millionen ausgegeben, das sind 92 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Volumen der Kundenrabatte verdoppelte sich fast auf 60 Millionen Dollar.

Der operative Gewinn wurde um 59 Prozent auf 19 Millionen gesteigert, der adjustierte Reingewinn erhöhte sich aufgrund von Zinseinkünften sogar um 166 Prozent auf 23 Millionen Dollar.

Die Cash-Position stieg auf 487 Millionen Dollar, rund 38 Millionen Dollar mehr als Ende Dezember.

Ausblick

Go First, die nach der Anzahl der Flüge gemessen fünftgrößte Fluglinie Indiens mit einem Marktanteil von sechs Prozent, hat am 2. Mai Insolvenz angemeldet. Aufgrund fehlerhafter Motoren und fehlender Ersatzteile des amerikanischen Herstellers Pratt & Whitney konnte zuletzt fast die Hälfte der Flugzeugflotte nicht abheben. Aktuell sind alle Flüge der Gesellschaft bis zum 26. Mai abgesagt. Das betrifft MMYT in zweifacher Weise: Zum einen wurden der Fluggesellschaft die Ticket-Erlöse, die die Kunden jetzt wiederhaben wollen, bereits weitergeleitet. Zum anderen fällt bei gestrichenen Kapazitäten zukünftig Umsatz aus.

NCLT, eine quasi gerichtliche Institution, hat die Forderungen der Leasinggeber nach Rückgabe der Flugzeuge abgewiesen, die Airline soll wieder auf die Beine gestellt werden. Dank der Rettung der Gesellschaft sollte es bei MMYT zu keinen Forderungsausfällen kommen.  

Auch die mit 57 Prozent Marktanteil und 250 Flugzeugen größte Airline Indi Go hat Probleme mit den Pratt & Whitney Triebwerken. Die ausgefallenen Kapazitäten können daher trotz aller Anstrengungen der Konkurrenz kurzfristig nicht vollständig ersetzt werden. Dies führt kurzfristig auf einigen Strecken zu weniger verfügbaren Tickets. Für MMYT dürfte der Schaden im saisonal schwächeren ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres daher mit rund ein bis zwei Prozent des Segmentumsatzes übersichtlich bleiben. 

Mittel- bis langfristig bleibt der Ausblick dagegen positiv, angetrieben von der wachsenden und jungen Mittelklasse. Die Zahl der Flugpassagiere soll sich bis 2030 auf 350 Millionen mehr als verdoppeln.

Positiv

Die Reisebranche Indiens steckt noch in den Kinderschuhen. Eine Einordnung der Flottendynamik: Die Lufthansa hat bisher mit 710 Flugzeugen bis dato mehr als alle indischen Airlines zusammen. Jetzt setzen die Inder zum Quantensprung an: Alleine Air India hat gerade 470 Flugzeuge von Airbus und Boeing bestellt, die größte Bestellung einer Airline auf der Welt. Außerdem hat sich die Nummer zwei eine Option auf weitere 370 Flugzeuge gesichert. Das Wachstumspotential für MakeMyTrip bleibt also hoch.

Das Geschäftsmodell profitiert aber bereits jetzt massiv von Skaleneffekten. Außerdem expandiert MMYT sein Angebot in die Golf-Staaten.

Negativ

Die Gesellschaft gibt grundsätzlich weder Ausblick noch Ziele. Die veröffentlichten Daten und KPIs sind recht übersichtlich. Die letzte Präsentation auf der Webseite: Stand Februar.

Dazu kommt eine große Anzahl an Adjustierungen bei den Zahlen. Der IFRS Gewinn beträgt gerade einmal fünf Millionen Dollar.

My Take zu MakeMyTrip

Aufgrund der diversen Bereinigungen ist der übliche Vergleich mit den Bloomberg Schätzungen schwierig. Entsprechend war die Reaktion nach Veröffentlichung der Zahlen. Die Aktie stieg vorbörslich nach der Veröffentlichung, dann fiel sie zwischenzeitlich um knapp fünf Prozent, und am nächsten Tag stand sie wieder auf dem alten Niveau (vor der Veröffentlichung).

MMYT ist aktuell mit 2,7 Milliarden Dollar an der Börse bewertet. Zieht man das Cash ab, bleiben 2,2 Milliarden Enterprise Value übrig. Das entspricht einem Faktor von 3,2 Mal erwarteter Umsatz für das am 1. April begonnene Geschäftsjahr 2024 sowie einem Faktor von 27 Mal EBITDA. Schaut man in das Geschäftsjahr 2026, sind es nur noch 2,2 Mal erwarteter Umsatz und 12,5 Mal EBITDA. Dann ist die Aktie zum ersten Mal günstig bewertet.

Auf dem Call hat MakeMyTrip endlich die Streichung des weit unter dem Börsenkurs liegenden Preislimits für das 136 Millionen Dollar Aktienrückkaufprogramm bekannt gegeben, das damit wieder relevant wird. Ein lokales Listing in Indien wird es dagegen auf absehbare Zeit nicht geben.

Im Geschäftsjahr 2024 soll MMYT mit 64 Millionen zum ersten Mal seit 2012 wieder einen Gewinn machen. Man darf jetzt von einem Test der elf Jahre alten Höchststände von über 40 Dollar träumen.

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Disclaimer

EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von MakeMyTrip. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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