Marqeta-Aktie – Mehr Visibilität nach Block-Deal

10. November 2023

Marqeta-Aktie Block

Mit einem Minus von einem Prozent sieht die Bilanz für die Marqeta-Aktie 2023 nicht gerade erquicklich aus. Seit dem Tief im März 2023 hat die Aktie allerdings um 80 Prozent zugelegt. Warum das so ist und wie die aktuellen Zahlen bei Marqeta ausgefallen sind, wollen wir heute erläutern.

Die kurzfristige Trägheit und langfristige Outperformance der Marqeta-Aktie hat zwei Gründe. Die lang ersehnte Vertragsverlängerung mit Block wurde im August endlich verkündet, wenn auch zu deutlich schlechteren Konditionen für Marqeta. Zudem hat die Konsumwut der Amerikaner viele Investoren und auch uns überrascht. Nach dem US-GDP-Wachstum von knapp 5 Prozent im dritten Quartal und nach sehr guten Cash-App Zahlen von Block sind wir optimistisch gewesen für die Zahlen des dritten Quartals. Wir sind nicht enttäuscht worden. Die Marqeta-Aktien legten am nächsten Handelstag um 18 Prozent zu. Neben ordentlichen Zahlen gab es auch zahlreiche Neuigkeiten zu vermelden. Fangen wir mit den Zahlen an.

Marqeta-Aktie Kursverlauf

Marqeta-Aktie: Quartalsergebnisse

Der Umsatz fiel im dritten Quartal um 43 Prozent auf 109 Millionen. Dollar, der Bruttogewinn schrumpfte um 9 Prozent auf 73 Millionen Dollar. Der Umsatzrückgang ist allerdings nur buchhalterisch. Im Zuge der Vertragsneugestaltung mit Blocks Cash-App wird Block die Zusammenarbeit mit Payment-Infrastrukturanbietern wie MasterCard und Visa selbst in die Hand nehmen, die damit assoziierten Kosten hat Marqeta bisher immer als Umsatz und Kosten verbucht. Der Bruttogewinn ist daher deutlich weniger gefallen. Dass er gefallen ist, hat aber auch mit den Neuverhandlungen mit Cash-App zu tun. Die Take-Rate für das Cash-App Zahlungsvolumen ist nun 40 Prozent niedriger. Das ist der Preis, den Marqeta für die hohe Abhängigkeit von Block zahlen muss. 

Wir hatten im März, als die Marqeta-Aktien auf 3,4 Dollar abgeschmiert waren, in unserem Blogartikel festgehalten: „Wahrscheinlich wird Block bessere Konditionen durchsetzen. Aber selbst dann wäre Marqeta heute nur noch mit dem zweifachen des Bruttogewinns bewertet.“ Nach dem Deal liegt der Bruttogewinn annualisiert bei über 450 Millionen. Dollar. Der Unternehmenswert (Enterprise Value) lag damals bei gerade mal 900 Millionen Dollar; bis heute hat sich dieser Wert verdoppelt. 

Die Bruttomarge lag mit 67 Prozent leicht unter den Erwartungen, aber auch das hatte nur buchhalterische und keine operativen Gründe. Am Gesamtzahlungsvolumen (TPV) lässt sich besser ablesen, wie sich das Geschäft von Marqeta entwickelt hat. Gegenüber dem Vorjahresquartal ist das TPV um 33 Prozent gestiegen.

Entwicklung Total Processing Volume

Marqeta-Aktie TPV Block

Quelle: Marqeta

Zugleich sind die operativen Kosten gegenüber dem Vorjahresquartal um 20 Prozent und gegenüber dem Vorquartal um 11 Prozent gefallen, hauptsächlich durch den Personalabbau um 20 Prozent, der im Mai dieses Jahres verkündet und vollzogen wurde. 

Das bereinigte EBITDA fiel mit minus 2 Millionen besser aus als vom Unternehmen angekündigt und von Analysten geschätzt. Die Bruttomarge lag mit 67 Prozent leicht unter den Erwartungen, aber auch das hatte nur buchhalterische und keine operativen Gründe.

Guidance für das vierte Quartal:

Nach der Neuverhandlung mit Cash-App hat Marqeta nun auch den Vertrag mit der Muttergesellschaft Block für die Square Debitkarte verlängert und die Konditionen neu verhandelt. Das hat zwar keine ähnlich gravierenden bilanziellen Auswirkungen, aber die Bruttogewinne werden künftig ca. 3 Prozent belastet werden. Bei der Analyse der künftigen Quartalszahlen muss man daher die operative Entwicklung, die geringeren Margen mit Block und die buchhalterischen Folgen säuberlich trennen. 

Für das vierte Quartal erwartet das Management einen Umsatzrückgang zwischen 45 und 47 Prozent. Der Bruttogewinn soll zwischen 8-10 Prozent schrumpfen. Die Bruttomarge soll bei „high 60s“ und die bereinigte EBITDA-Marge bei Minus 3-4 Prozent liegen.

Positiv

Die Top-Nachricht war die umfangreiche Vertragsverlängerung mit Block. Der Vertrag für die Square Debit-Karte ist bis Juni 2028 verlängert worden. In diesem Zug wurde die Laufzeit des Vertrages mit Cash-App synchronisiert, also bis Juni 2028 statt 2027 verlängert. Marqeta muss erhebliche Zugeständnisse an Block machen, aber dafür hat das Unternehmen den mit Abstand wichtigsten Kunden weitere 5 Jahre binden und die Visibilität für das Geschäft deutlich steigern können. Zudem wird Block Marqeta als exklusiven Partner auch außerhalb den USA nutzen: “Finally, we agreed with Block that Marqeta will be the default provider of issuing processing and related services in current or future markets outside of the U.S. where Block may decide to enter and Marqeta is able to provide issuing and processing services.” Dass Block sich so lange an einen Partner bindet, kann nicht nur an den Konditionen gelegen haben. Offensichtlich bietet Marqeta Issuing-Programme, die Kunden wie Block mehr liefern als die Konkurrenz. In diesem Kontext ist erwähnenswert, dass 20 Prozent der Neukunden sogenannte Flip-Deals sind, also Kunden, die von der Konkurrenz kommen. 

Bisher adressierte Marqeta nur den Markt für Debitkarten. Genauso groß und schneller wachsend, zumindest in den USA, ist der Markt für Kreditkarten. Mit einer neuen Plattform für das Issuing von Kreditkarten will Marqeta auch hier an den bisherigen Erfolg anknüpfen. Das Interesse an diesem Produkt sei groß und man sei bereits in Verhandlungen mit einigen Kunden, so das Management im Analystencall. Die ersten Umsätze sollten daraus aber erst Ende 2024 generiert werden. Vielleicht verraten uns die Bookings schon eher, wie erfolgreich das Produkt im Markt ankommen wird. 

Marqeta profitiert weiterhin vom Konsumententrend Buy-Now-Pay-Later (BNPL). Viele BNPL-Kunden haben mit Marqeta neben einer virtuellen Karte nun auch Debitkarten eingeführt, deren Nutzung nun 10 Prozent des Transaktionsvolumens von BNPL ausmacht. Eine andere Lösung, die in den USA sehr beliebt ist und stark wächst, ist „wage access“. Eine Art Gehaltszahlung vorab bzw. auf Abruf, die immer mehr Unternehmen ihren Mitarbeitern anbieten. Das Transaktionsvolumen habe sich gegenüber dem zweiten Quartal verdoppelt, so das Management.

Negativ

Aktuell dominieren die neuen Konditionen mit Block die Zahlen von Marqeta. Die Abhängigkeit von Block ist optisch nun geringer, aber mit 50 Prozent der Umsätze immer noch sehr hoch. In den nächsten Quartalen wird es wichtig sein, mit den neuen Programmen schneller als mit Block zu wachsen und profitabel zu werden. Die starke Position im BNPL-Geschäft ist aktuell gut, birgt aber auch Risiken. Fast scheint es mir so, als hätte sich das Geschäft von Upstart, Lendingclub & Co. nun auf die BNPL-Anbieter wie Klarna und Affirm verlagert; allerdings auch die Risiken.

My Take zur Marqeta-Aktie

Die Marqeta-Aktie hat eine beeindruckende Rally seit März 2023 hingelegt und damit deutlich besser performt als der größte Kunde, nämlich Block. Marqeta ist schuldenfrei, hat ein hohes Cash-Polster von immer noch über 1,3 Milliarden Dollar, verbrennt kaum noch Geld und dominiert als Pur-Play das moderne Karten Issuing. Wie groß Marqeta in diesem Markt ist, illustriert ein Chart, den das Unternehmen gestern auf dem “Investor Day” präsentiert hat.

Marqeta-Aktie Top 10
Quelle: Marqeta Investor Day vom 9. November 2023

Gemessen am Kaufvolumen der Debitkarten nimmt Marqeta Platz 4 unter allen Issuern an, hinter den großen Legacy Banken wie Wells Fargo, Bank of America und JPMorgan, die im Unterschied zu vielen Neobanken bisher noch selbst das Issuing ihrer Karten managen. 

Aktuell ist das Unternehmen mit dem vierfachen des Bruttogewinn bewertet. Das ist nicht mehr so niedrig wie vor sechs Monaten, aber aufgrund der herausragenden Stellung im Paymentmarkt und der Wachstumsaussichten von über 20 Prozent für Umsatz und Bruttogewinn ab dem zweiten Halbjahr 2024 weiterhin attraktiv bewertet.

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Disclaimer

The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Marqeta. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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