MongoDB – Der Alptraum von Oracle und IBM

11. Dezember 2018

MongoDB Aktie investieren - Hai springt aus Bilderrahmen

Dieser Beitrag ist das Update eines am 6. September 2018 erstmals erschienenen Artikels zur MongoDB Aktie auf diesem Blog.

Schon seit dem Start des Digital Leaders Funds (DLF) ist MongoDB im Portfolio des DLF dabei.

Das Unternehmen aus New York ist der Herausforderer im Datenbankmarkt, der mit seiner innovativen Technologie und einem OpenSource-Geschäftsmodell gegen die seit Jahrzehnten vorherrschenden proprietären Datenbank-Systeme von Oracle, Microsoft und IBM antritt.

 

Die Disruption der Datenbank-Riesen

Die marktführenden Datenbankprodukte dieser Tech-Riesen sind im Kern nach wie vor relationale Datenbanken und basieren damit auf einem mehr als 40 Jahre alten Konzept.

Auch heute noch ist dies die Basis für die Datenhaltung in den allermeisten Software-Applikationen.

Alle diese etablierten Systeme basieren darauf, dass die Daten in einem gewissen Schema in Tabellen angeordnet werden und dann mit der Abfragesprache SQL ausgelesen beziehungsweise bearbeitet werden.

Dieser Ansatz hat über 40 Jahre – seit der Gründung von Oracle – gut funktioniert. Aber vor allem neue Real-Time-Anwendungen führen die klassischen relationalen Datenbanken mittlerweile an ihre Grenzen.

Denn diese SQL-Datenbanken haben ihre Schwächen dort, wo komplexe Datenstrukturen sehr flexibel und in höchster Geschwindigkeit verarbeitet werden müssen.

Daher sind in den letzten Jahren vermehrt neue Ansätze zur Datenverwaltung mit sogenannten NoSQL-Datenbanken entstanden. Und in diesem schnell wachsenden Segment der NoSQL-Datenbanken hat MongoDB gerade in den vergangenen beiden Jahren eindeutig die führende Rolle übernommen.

MongoDB profitiert zudem davon, dass immer mehr klassische Software-Anwendungen zukünftig nicht mehr im eigenen Rechenzentrum betrieben sondern auf eine cloud-basierte Lösung umgestellt werden.

Schon heute sind mehr als 30% des MongoDB-Neugeschäftes Migrationen von klassischen relationalen Datenbanken. Zum Beispiel im Zuge einer solchen Cloud-Migration. Das heißt: MongoDB gewinnt zunehmend nicht nur bei neuen Realtime-Anwendungen, sondern auch bei der Modernisierung von Altanwendungen.

Das dürfte insbesondere IBM und Oracle nicht gefallen. Die IBM selbst spricht in einem Blog-Post vom kometenhaften Aufstieg von MongoDB und sieht sich aufgrund der beträchtlichen Nachfrage in der eigenen Kundenbasis sogar zu einer Partnerschaft mit MongoDB gezwungen.

 

Neues Produkt-Release als Game-Changer

Im Sommer 2018 wurde mit MongoDB 4.0 ein wichtiges neues Produkt-Release veröffentlicht, das nun auch die vollständige Transaktionssicherheit gewährleistet.

Dadurch wird MongoDB zur echten Alternative auch für viele Anwendungsszenarien, wo bisher SQL-Datenbanken noch wichtige Alleinstellungsmerkmale hatten. Das heißt es besteht nun mit dem neuen Produktrelease die Chance, dass MongoDB zukünftig mehr ist als „nur“ eine exotische Datenbank-Technologie für bestimmte Anwendungsfälle.

Das wäre also ein echter Game-Changer im positiven Sinne für das Unternehmen. Denn MongoDB könnte damit tatsächlich den Durchbruch im Massenmarkt schaffen, der inzwischen laut Statista mehr als $50 Milliarden groß ist.

Das Interesse der Softwareentwickler weltweit ist jedenfalls riesengroß. An der eigenen MongoDB-Konferenz im Juni nahmen sage und schreibe über 200.000 Teilnehmer – größtenteils online via Livestream – teil. Über 1 Millionen Registrierungen für die eigenen (kostenlosen) Online-Trainings hat man bereits gezählt. Das sind beeindruckende Zahlen, die dafür sprechen, dass MongoDB im Mainstream angekommen ist.

 

Die aktuellen Geschäftszahlen zum 3. Quartal

MongoDB hat Anfang Dezember seine Ergebnisse zum 3. Quartal des am 31.01.2019 zu Ende gehenden Geschäftsjahres vorgelegt.

Diese untermauern, warum die MongoDB Aktie über 150% zugelegt hat seit Jahresbeginn 2018.

 

Der imposante Kursverlauf von MongoDB in 2018. (Chart: finanztreff.de)

 

Das Umsatzwachstum von 57 Prozent auf $65 Millionen hat die Erwartungen des Marktes und die eigene Guidance wie auch in den Vorquartalen deutlich übertroffen. Über 90 Prozent dieser Umsätze stammen aus Software-Subskriptionen, die um 59 Prozent und damit sogar noch etwas schneller auf $60 Millionen gewachsen sind.

Die Mongo-DB Datenbank kann sowohl on-premise (also im eigenen Rechenzentrum) als auch in der Cloud auf den Servern von Amazon, Microsoft und Google betrieben werden.

Die Cloud-Option unter dem Namen MongoDB Atlas gibt es erst seit 2016, macht aber immerhin schon 22 Prozent des Gesamtumsatzes aus gegenüber nur 8 Prozent im Vorjahresquartal. Das sind 4 Prozentpunkte mehr als nur ein Quartal zuvor. Es ist aufgrund dieses steilen Trends absehbar, dass MongoDB in relativ kurzer Zeit einen Großteil seiner Umsätze mit dem Cloud-Produkt generieren wird.

Es scheint so, als hätten die Kunden nur auf diese Cloud-Option gewartet. Eine so schnelle Adaption einer neuen Cloud-Technologie habe ich selten gesehen. Derzeit explodiert die Anzahl der Neukunden geradezu: Zum Ende des zweiten Quartals zählte man mehr als 8.300 Kunden, davon waren bereits 6.200 Atlas Kunden.

Das heißt in den vergangenen 12 Monaten wurden dank des Atlas-Produktes ca. 3.400 Neukunden gewonnen. Damit sollte ein weiterhin rasantes Umsatzwachstum der nächsten Quartale vorprogrammiert sein.

Denn die meisten Kunden dieses  „Datenbank as a Service“ Produktes starten mit einem relativ geringen Umsatz – gerade im Vergleich zur klassischen MongoDB-Enterprise-Subskription fürs eigene Rechenzentrum.

Der Cloud-Service wird nach Nutzung bezahlt. Der Kunde startet in der Regel klein und der Preis wächst mit seinen Ansprüchen und der Nutzung seiner MongoDB-Datenbank im Laufe der Zeit.

Seit geraumer Zeit wächst der Umsatz mit den bestehenden Kunden um 20% pro Jahr. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass die beeindruckende Net Expansion Rate von 120% in den nächsten Quartalen zurückgehen könnte.

 

Wo bleiben die Profite?

Der große Schwachpunkt in der Bilanz von MongoDB ist die Profitabilität. Denn das Unternehmen ist auch Ende 2018 noch relativ weit weg von den schwarzen Zahlen.

Die gute Nachricht ist, dass die operative Marge in den letzten 12 Monaten von -44 Prozent auf -26 Prozent verbessert werden konnte. Im letzten Quartal hatte sie noch -38% betragen.

Das bedeutet aber immer noch einen deutlich negativen Free Cashflow von $10 Millionen im 3. Quartal.

Der Bessemer Efficiency Score der „Rule of 40“ liegt damit aktuell für die vergangenen 12 Monate bei 34 Prozent und spricht nicht unbedingt für die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Allerdings hat sich auch dieser Wert in den vergangenen 3 Monaten deutlich um 4 Prozentpunkte verbessert.

MongoDB verfügte nach der Ausgabe einer Wandelanleihe über $250 Millionen in 2018 (zu sehr guten Bedingungen!) zum 31.10.2018 eine Cashreserve von über $520 Millionen.

Damit kann man sich den „Land Grab Modus“ – sprich Umsatzwachstum ist wichtiger als kurzfristige Profitabilität – aus einer Position der finanziellen Stärke heraus leisten.

 

Die Akquisition von mLab

Und auch ergänzende Akquisitionen sind aufgrund des großen Cashpolsters problemlos möglich. Im Oktober hat man die Übernahme von mLab für $68 Millionen bekanntgegeben. Das Unternehmen war urspünglich ein Partner aus dem MongoDB Ökosystem und hatte die kostenlose OpenSource-Version von MongoDB genutzt, um einen Cloud-Service anzubieten noch bevor es Atlas gab.

Seit dem Release des eigenen Cloud-Produktes von MongoDB stand man im Wettbewerb mit mLab. Die Übernahme erfolgte wohl nicht wegen des damit zugekauften Umsatzes von ca. $18 Millionen, sondern weil mLab über viel Know-how im Bereich „DB as a Self-Service“ verfügt.

Besonders bemerkenswert ist, dass mLab in der Lage war, sein Geschäft ohne jegliches Investment in teure Vertriebsmitarbeiter aufzubauen. Dieses zugekaufte Team von mLab wird MongoDB also dabei helfen, die Investmentquoten für Sales in Zukunft zu reduzieren.

 

Bewertung der MongoDB Aktie

Die MongoDB Aktie wird mittlerweile vom Finanzmarkt viel intensiver beachtet als noch zu Beginn des Jahres.

Im Portfolio des DLF gehört MongoDB seit dem Start vor 9 Monaten zu den Top-Performern.

Der Aktienkurs hat sich mehr als verdoppelt in diesem Zeitraum.

Damit ist der Kurs der Realität etwas vorausgelaufen. Die Aktie ist bei 84$ mittlerweile mit einem EV/Sales-Verhältnis von 18 bewertet und damit sehr teuer.

Auch die MongoDB-Aktie Aktie hatte im Zuge der allgemeinen Marktschwäche von Technologiewerten im September kurzfristig um 25% korrigiert. Sie hat sich aber seitdem schon wieder deutlich erholt.

Ein Neueinstieg drängt sich zu diesen Kursen nicht auf.

Dennoch bleibt die MongoDB Aktie eine Halteposition im Portfolio des DLF.

Denn wir sehen eine gute Chance, dass das Unternehmen sich zu einem dominierenden Datenbank-Unternehmen und damit in ganz andere Größenordnungen entwickelt im Laufe der nächsten Jahre.

Andere Marktteilnehmer sind offenbar ebenso optimistisch – wie man an der relativen Stärke des Aktienkurses in den vergangenen Wochen unschwer erkennt.

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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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4 Antworten

  1. Hallo,
    Da im Fond ja nur die Guten sind, ist der doch derzeit demzufolge auch zu teuer.
    Also abwarten und auf die Lauer legen, oder ?
    TOP Seite, bin sehr begeistert !

    1. „Es ist immer der richtige Zeitpunkt, um erstklassige Unternehmen zu kaufen“ – das ist eines meiner Lieblingszitate von Peter Lynch. Und das kann man wohl auch auf erstklassige Fonds übertragen. 😉

      Ich halte nichts vom Markt-Timing und bin daher ein großer Freund von Sparplänen. Immer mal ein bisschen was kaufen und so im Laufe der Zeit eine ansehnliche Position zu einem durchschnittlichen = vernünftigen Preis aufbauen. Das ist meine Devise. Sollte es zu einem größeren Einbruch kommen ergeben sich natürlich Kaufgelegenheiten. Aber ob und wann der kommt, steht in den Sternen. Die Crash-Propheten haben ja schon seit Jahren Hochkonjunktur.

  2. Hallo Stefan,
    erst einmal vielen Dank für deinen super Blog, er ist sehr informativ und es ist alles sehr ausführlich beschrieben. Mich würde mal interessieren was du von der Talend Aktie hälst, da diese ja auch eine High-Tech Aktie aus dem Umfeld deiner Investments ist.
    Grüße Jens

    1. Hallo Jens,
      vielen Dank für das positive Feedback, ich freue mich dass Dir unser Blog gefällt.
      Du kennst mein „Beuteschema“ schon ziemlich gut, denn tatsächlich ist die französische Talend ein Softwareunternehmen, das ich nicht nur interessant finde, sondern in dem ich persönlich (nicht aber der DLF!) investiert war in den vergangenen Jahren nach dem IPO.
      Ich bin vor einiger Zeit mit schönem Gewinn dort ausgestiegen, weil ich unzufrieden war mit dem Fortschritt hin zur Profitabilität und weil ich befürchtete, dass sich das Umsatzwachstum schneller abschwächen würde. Auch der Abgang es CFO hatte mir nicht gefallen. Mittlerweile sieht das alles wieder positiver aus und man hat auch wieder einen neuen CFO an Bord. Alles in allem ist Talend nach wie vor interessant und ich war hier wohl zu konservativ und habe zu früh verkauft.
      Aber eine alte Börsenweiheit besagt ja, dass an Gewinnmitnahmen noch niemand Pleite gegangen ist… insofern kann ich mit so einer Fehleinschätzung gut leben. Und tatsächlich würde ich mir Talend bei einer deutlichen Korrektur des Kurses nochmals genauer ansehen – die Aktie ist halt derzeit auch teuer (wie fast alle anderen erstklassigen Softwarefirmen auch).
      VG
      Stefan

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