Nubank-Aktie: CEO torpediert Zahlen-Rally

29. August 2023

Nubank glänzt auch im aktuellen Quartal mit starken Zahlen. Die hohen Zinsen führen zwar zu erhöhten Kreditausfällen, begünstigen aber das Wachstum im Kreditgeschäft. Ausgerechnet Gründer-CEO David Vélez torpediert die Post-Zahlen-Rally.

Nubank-Aktie Quartalszahlen

Die Nubank Ergebnisse für das zweite Quartal 2023 illustrieren eine anhaltende Wachstumsdynamik trotz „herausfordernder Bedingungen für den Finanzsektor in Lateinamerika“. 

Während im ersten Quartal 2023 ein Zuwachs von 4,5 Millionen Kunden zu verzeichnen war, konnte Nubank im zweiten einen Zuwachs von 4,6 Millionen Neukunden verbuchen. Die Zahl der Kunden stieg damit bis Ende Juni 2023 auf beeindruckende 83,7 Millionen an, was einem Wachstum von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Das Unternehmen festigt damit seine Position als einer der größten und am schnellsten wachsenden digitalen Finanzdienstleister weltweit. 

Der Umsatz stieg im zweiten Quartal auf 1,9 Milliarden US-Dollar, im Vergleich zu 1,6 Milliarden Dollar im ersten Quartal. Dies entspricht gleichzeitig einer Steigerung (auf FX-neutraler Basis) um 60 Prozent zum Vorjahreszeitraum und zeigt die kontinuierliche Fähigkeit des Unternehmens, den Umsatz durch die Erweiterung der Kundenbasis und eine verstärkte Monetarisierung zu steigern.

Die Einlagen stiegen um weitere 2,2 Milliarden auf 18 Milliarden Dollar. Im ersten Quartal hatte das Wachstum sogar bei 3,2 Milliarden gelegen. Gleichzeitig expandierte das Kreditportfolio um 1,1 Milliarden auf 6,3 Milliarden Dollar. Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen steigt auf 35 Prozent, aber bleibt damit weiterhin extrem niedrig.

ARPAC (der Umsatz pro Kunde) stieg im zweiten Quartal auf 9,3 Dollar, im Vergleich zu 8,6 Dollar im ersten Quartal. Die Kosten pro aktiven Kunden blieben mit einem Wert von unter einem Dollar auch im zweiten Quartal stabil.

Der adjustierte Nettogewinn von Nubank stieg im zweiten Quartal weiter auf 262 Millionen Dollar, im ersten Quartal waren es 182 Millionen gewesen. 

Cost-Income-Ratio lag bei 35,4 Prozent im zweiten Quartal, verglichen mit 39 Prozent im ersten Quartal 2023. Dies zeigt die anhaltende Effizienz von Nubank und die Fähigkeit, kosteneffizient zu wachsen.

Positiv

Nubank konnte gegenüber dem ersten Quartal die Kundenbasis und das Kundenengagement weiter steigern. Besonders in Verbindung mit den stabilen Kosten bleibt das Unternehmen weiter auf Kurs.

Nach nur zwei Monaten wurden 1,3 Millionen „Cuenca Nu“ in Mexiko eröffnet und 1,5 Milliarden Pesos (knapp 100 Millionen Dollar) Einlagen eingesammelt. Cuenca Nu ermöglicht Nubank in Mexiko ein Wachstum ohne Kreditrisiko.

Negativ

Der steigende Anteil der faulen Kredite (NPL über 90 Tage) von 5,5 Prozent im Vorquartal auf zuletzt 5,9 Prozent zeigt, dass die negativen Auswirkungen der hohen Zinsen auf die Zahlungsfähigkeit der Kunden auch bei der Nubank zunehmend ankommen, eine Entwicklung die wir bereits seit Anfang 2021 feststellen können. Kein Wunder also, dass Nubank bei der Kreditvergabe weiter mit angezogener Handbremse agiert.

My take zur Nubank-Aktie

Die Nubank übertrifft die Konsensschätzung (laut Bloomberg) für den Umsatz um 13 Prozent. Der Reingewinn von 272 Mio. Dollar stellt die Prognosen der Analysten sogar um 49 Prozent in den Schatten. 

Ein Blick auf die Kursentwicklung spiegelt diese Erwartung allerdings nicht wider. Seit der Veröffentlichung der Quartalszahlen fiel die Aktie um elf Prozent. Woran hat es gelegen?

Schuld ist ausgerechnet David Vélez, Gründer und CEO von Nubank. Er verkaufte nämlich drei Prozent seiner Aktien zum Zwecke des „generellen Portfoliomanagements”. Die Aktie hat sich dieses Jahr zwar fast verdoppelt, liegt aber dennoch deutlich unter dem viel zu hohen IPO Preis.

Der geschätzte KGV für die nächsten vier Quartale liegt jetzt bei 26.8, allerdings liegen Upgrades in der Luft. Das Nubank Geschäftsmodell hat noch über Jahre erhebliches Wachstumspotenzial, und das nicht nur mittels der Gewinnung von Neukunden. Die alteingesessene Banco Inter erzielt beispielsweise ein ARPAC von 29,6 Dollar, und bis dahin ist noch viel Luft. Spätestens im nächsten Jahr könnte die Nubank-Aktie den IPO Preis von neun Dollar wiedersehen, wenn Velez jetzt wieder still hält.

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Disclaimer

The Digital Leaders Fund und der EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Nubank. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.

Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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