Schnorrer zu Cash-Cows – die neue Netflix-Erfolgsserie

26. Januar 2024

Die Berichtssaison schreitet voran. Nach den Banken haben in dieser Woche etliche Tech-Unternehmen ihre Zahlen vorgelegt. Wie auch bei den Banken ist die Dispersion der Ergebnisse auffällig. Fangen wir mit einem prominenten Verlierer an. Die Tesla-Aktie hat es gestern zerlegt, und daran dürften nicht nur die schrumpfende Marge, das rückläufige Umsatzwachstum und die pessimistische Guidance schuld sein. Der unbändige Optimismus des gefeierten Entrepreneurs Elon Musk allein reicht den Anlegern nicht mehr. Seine Warnung, dass seine Position als Tesla-CEO gefährdet sei, wenn ihm nicht mehr Anteile am Unternehmen angedient würden – er hält derzeit rund 13 Prozent an Tesla – werden viele Gesellschafter als die schlecht kaschierte Erpressung verstehen, die sie ist. Der erratische Twitter/X-Inhaber könnte sich nunmehr auch zum Risikofaktor für Tesla entwickeln. Der zwölfprozentige Abschlag bei Tesla könnte nur ein Vorgeschmack sein für das, was dem ESG-ETF-Darling noch bevorstehen könnte. Zumal mit BYD ein gefährlicher Konkurrent von Tesla zum Sprung auf den Weltmarkt ansetzt. Mehr dazu erfahrt Ihr in meinem Video-Interview mit dem Influenzer Clemens Schömann-Finck in seinem Youtube-Kanal “René will Rendite”.

Die Dispersion sieht man auch in der Halbleiterbranche. Während das Geschäft bei ASML boomt, waren die Zahlen und die Guidance von STMicroelectronics eher bescheiden. Während der größte Anbieter von Lithographiesystemen vom AI-Boom profitiert, zeigt das Beispiel STM, dass Industriekunden außerhalb des KI-Geschäfts noch in der Rezession stecken und entsprechend mit Aufträgen geizen. Darunter leidet auch Intel, das zwar wegen der sich abzeichnenden Erholung des PC-Markts keine schlechten Zahlen geliefert hat, die Guidance aber schwach genug war, um einiges an Luft aus dem Kurs abzulassen nach dem Höhenflug der Aktie 2023. Die Kursverluste bei Intel haben nachbörslich auch die Aktien von AMD und Nvidia belastet. Das ist eigentlich nicht gerechtfertigt, aber kurzzeitige Rücksetzer können die erfolgsverwöhnten Anleger locker wegstecken. Die Spreizung der Aktienperformance nach Vorstellung der Zahlen ist ein gutes Zeichen. Stockpicking rückt 2024 wieder in den Vordergrund.

Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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