Sea-Aktie: Die mutigen Investoren werden belohnt

7. März 2024

Sea-Aktie Quartalsbericht

Sea hat am 4. März Ergebnisse für das vierte Quartal 2023 präsentiert. Die Erwartungen der Analysten wurden übertroffen und für das Gesamtjahr fiel ein Gewinn an. Die Sea-Aktie ist seit dem Sommer 2023 über 50 Prozent gestiegen. Hat die Aktie noch Potenzial?

Sea-Aktie: Zahlen zum vierten Quartal

Der GAAP-Umsatz lag bei 3,6 Milliarden Dollar, was einem ziemlich bescheidenen Wachstum von 4,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Aber das Glas ist eben eher halb voll, weil dieses Wachstum um 3,5 Prozent mehr war, als es dem Analysten-Konsens nach Bloomberg entsprach. 

Der Rohertrag belief sich auf 1,5 Milliarden Dollar, das ist weniger als im Vorjahr (1,7 Milliarden). Adjusted Ebitda lag bei 127 Millionen Dollar, im Vorjahr waren es 496 Millionen, aber auch hier hatten die Analysten lediglich 88 Millionen erwartet. 

Schwächer als im Vorjahr; besser, als die Analysten erwartet hatten: Das gilt auch für das Nettoergebnis. Dem Nettoverlust von 112 Millionen Dollar stand zwar einem Gewinn von 423 Millionen Dollar im vergangenen Jahr gegenüber, erwartet wurde aber ein größerer Verlust von 138 Millionen Dollar. 

Uneingeschränkt positiv: Die Cash-Position lag am Jahresende bei massiven 8,5 Milliarden Dollar, das waren 600 Millionen mehr als im Quartal zuvor. Vor einem Jahr waren es noch 6,9 Milliarden gewesen

Starker Umsatz im E-Commerce

Die gute Überraschung bei den Zahlen war auf starke Zahlen im E-Commerce zurückzuführen. GMV (Bruttowarenwert) fiel mit 23,1 Milliarden Dollar im vierten Quartal stark aus. Das ist ein Plus von 15 Prozent gegenüber dem Vorquartal und 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz lag mit 2,6 Milliarden um 23 Prozent höher als im Vorjahr. 

Adjusted EBITDA im Segment lag mit minus 225 Millionen Dollar deutlich vor dem Konsens, der laut Visible Alpha bei minus 321 Millionen Dollar lag, wenngleich unter dem Vorjahreswert von plus 196 Millionen. Der negative Swing im Jahresvergleich kam aus Asien, wo Sea laut Management im letzten Jahr Marktanteile sogar noch ausgebaut hat, allerdings waren die Auswirkungen auf die Zahlen weniger schlimm als erwartet. In Malaysia konnten die Gebühren sogar um 400 bp erhöht werden. 15 Prozent der asiatischen Umsätze kamen aus dem jungen Live-Stream Bereich.

Immerhin war Sea im Rest der Welt fast profitabel. In Brasilien scheint der Break-even nach einer Reduzierung der Verluste pro Order um 90 Prozent auf nur noch 0,05 Dollar in Sichtweite.

Fortschritte bei Finanzdienstleistungen

Der GAAP Umsatz stieg im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 472 Millionen Dollar. 

Das ausstehende Kreditvolumen stieg um 27 Prozent auf 3,1 Milliarden. Davon liegen 2,5 Milliarden Dollar auf dem eigenen Buch und 600 Millionen Dollar bei Finanzpartnern. NPL lagen stabil bei 1,6 Prozent. Adjusted EBITDA verdoppelte sich auf 149 Millionen Dollar. 

Der CEO unterstrich aus dem Earnings Call das langfristige Potenzial: für viele Indonesier ist Shopee Pay bei einer Kreditkarten-Penetration von unter 10 Prozent im Zahlungsverkehr die einzig verfügbare Kreditoption.

Digital Entertainment im Hintertreffen

Enttäuschend war die Dynamik bei Garena, dem Gaming Bereich. Die Zahl der User und der zahlenden User war leicht rückläufig. Der Umsatz lag bei gerade einmal 511 Millionen Dollar, im letzten Quartal waren es noch 592 Millionen gewesen. Adjusted EBITDA lag bei 217 Millionen, im dritten Quartal waren es noch 234 Millionen Dollar.

Die lange ersehnte Erholung in der Gaming-Sparte sehen wir in den Zahlen also (noch) nicht. An Initiativen mangelt es nicht, so kann man im Spiel jetzt dank einer Partnerschaft mit Lamborghini die Autos fahren. In Indonesien soll es eine Kooperation mit der Pop-Gruppe JKT48 richten.

Ausblick

Sea geht davon aus, dass Shopee im Geschäftsjahr 2024 ein GMV-Wachstum im hohen Zehnerbereich erreichen wird. Das EBITDA soll im zweiten Halbjahr und damit im Gesamtjahr wieder positiv ausfallen. 

Das Hauptrisiko aus Sicht der Investoren werden die nächsten Schritte von Tiktok in Indonesien sein – eine wesentliche Erhöhung der Marketing-Ausgaben während der Ramadan-Zeit (Spitzenverkauf Mitte März) oder nach Ende der Testphase der Regierung Mitte April sowie die Reaktion des Sea Managements.

Auch Garena soll wieder zweistellig wachsen.

Positiv

Das Management übt sich im Spagat, den Marktanteil von Shopee zu halten und trotzdem die Breakeven-Prognose zu erreichen. 

Die Strategie macht Sinn: E-Commerce ist üblicherweise aufgrund von Skaleneffekten ein “the winner takes it all” Markt. Der Kurs des Sea Managements erscheint uns also vernünftig und zielführend:

Die Umsetzung ist besser gelungen, als es der Markt erwartet hat. Die Zahlen der Sea-Aktie zum vierten Quartal belegen das noch einmal.

Negativ

Der CEO hat es auf dem Call noch einmal ausdrücklich betont: Sea hat keine Kontrolle über die Konkurrenz.“ Es besteht also nach wie vor das Risiko eines ruinösen Wettbewerbs um den ersten Platz und dieses Risiko wird immer wieder zu Volatilität bei der Sea-Aktie führen. 

Wir glauben aber, dass der Regulator die heimische Industrie weiter gegen Billigware aus China schützen wird. 

Der Turnaround bei Garena lässt weiter auf sich warten. Unsere Augen bleiben hier auf Indien gerichtet.

My Take zur Sea-Aktie

Die Zahlen sind in Ordnung, das Unternehmen hat die schlechten Erwartungen übertroffen. Die Sea-Aktie stieg entsprechend am Tag nach der Bekanntgabe der Zahlen um über 5 Prozent. 

Spannender ist, wie es jetzt weitergeht. Wir hatten im August letzten Jahres die bei Ausverkaufs-Kursen unter 40 angesichts aus unserer Sicht unangebrachter Anlegerpanik unsere bis dato kleine Position zu einer der größten Holdings im EMDL ausgebaut und freuen uns jetzt natürlich über die enthusiastische Kursreaktion des Marktes. 

Die Analysten reagieren jetzt mit Upgrades: JPMorgan verdoppelt die Erwartungen im E-Commerce und hebt das Kursziel der Sea-Aktie von 43 auf 70 Dollar. Ein wenig Schadenfreude können wir uns angesichts der neu entdeckten Liebe der Analysten nicht verkneifen: besser spät als nie.

Wie geht es bei der Sea-Aktie jetzt weiter? Wir halten mit Blick auf die Position im EMDL nach der Rally still. Mit einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von knapp 2 für dieses Jahr und einem EV//EBITDA von 13 für das Jahr 2025 ist das Unternehmen nicht mehr so günstig wie im vergangenen August oder beim Deja Vu im November, allerdings eben auch alles andere als teuer. 

Wir warten daher zunächst ab, wie sich die Situation im nächsten Quartal entwickeln wird. Wenn hinsichtlich Wettbewerb das Schlimmste ausbleibt, könnte der Kurs der Sea-Aktie durchaus noch lange weiterlaufen, denn langfristig bleibt Sea als Marktführer im aufstrebenden Südostasien gut positioniert.

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Autor

  • Steffen Gruschka

    Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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Steffen Gruschka

Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.

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