Weckruf für die Fans der Tesla-Aktie

4. April 2019

Weckruf für die Fans der Tesla-Aktie

Im Beitrag zur Tesla Aktie „Warum der DLF nicht in Tesla investiert“ hatte ich mich ja im September 2018 als Tesla-Fan geoutet und beklagt, dass ich schon seit 2016 auf die Auslieferung meines vorbestellten Tesla Model 3 warte.

Im Januar 2019 dann war es endlich soweit und ich wurde eingeladen, mein Model 3 zu konfigurieren, um es noch im 1. Quartal 2019 zu erhalten. Ich war voller Vorfreude.

Nach einer Besichtigung des Fahrzeugs in einem Tesla Showroom waren wir jedoch sehr ernüchtert. Meine Familie war übereinstimmend der Meinung, dass das Model 3 unserer Erwartungshaltung nicht entsprechen kann.

Wenn schon ein Tesla, dann muss es ein Model S oder ein Model X sein… „nur das ist ein echter Tesla“ meinte meine 12-jährige Tochter dazu. 😉

Das ist nur eine einzelne Kundenreaktion und sicher nicht repräsentativ, aber dennoch sehr aufschlussreich beim Versuch, den langfristigen Markterfolg des Model 3 einzuschätzen.

Meine Euphorie für das Tesla Model 3 ist jedenfalls erstmal verflogen – und ich denke es wird etlichen anderen potentiellen Kunden mit einer Model 3 – Reservierung ähnlich gehen.

Für die Tesla-Aktie war ich ja noch nie euphorisch.

Nach den jetzt bekannten Produktions- und Auslieferungszahlen zum ersten Quartal fühle ich mich in meiner Einschätzung bestätigt.

Die Analysten werden ihre teilweise völlig unrealistischen Kursziele wohl deutlich senken müssen.

Es kam so wie es angesichts der hohen Bewertung kommen musste für die Tesla-Aktie, die seit Anfang 2019 gegen den Markttrend über 20 Prozent verloren hat.

Scheinbar sind doch etliche Anleger überrascht worden von den schwachen Auslieferungszahlen, die das Unternehmen nun für das 1. Quartal 2019 gemeldet hat.

Weckruf für Tesla Fans - Chartverlauf der Tesla Aktie der letzten 6 Monate
Die Tesla-Aktie verliert seit Anfang 2019 gegen den Markttrend über 20 Prozent. (Chart: Finanztreff)

Die vorläufigen Zahlen zum Q1 2019

Es wurden im Q1 63.000 Fahrzeuge ausgeliefert. Davon waren 51.000 Model 3 und 12.000 Model S und X.

Es war allgemein erwartet worden, dass die Auslieferungszahlen im Q1 schwächer ausfallen würden als im Q4 2018.

Ein Hauptgrund dafür ist die Senkung der Steuervergünstigungen für E-Autos in USA zum 31.12.2018.

Die Differenz von -30 Prozent gegenüber den Auslieferungen im Q4 2018 finde ich daher nicht so dramatisch, sofern absehbar wäre, dass es sich um einen Einmaleffekt handelt.

Was viel mehr überrascht sind die im Vergleich zum Vorquartal ebenfalls sinkenden Produktionszahlen.

Es wurden im Q1 77.000 Fahrzeuge produziert. 63.000 Model 3 und 14.000 Model S und X.

Im Q4 wurden noch 86.500 Fahrzeuge produziert. Davon waren 61.000 Model 3 und 25.000 Model S und Model X.

Tesla hat im Q1 seine Produktion runtergefahren und 11 Prozent weniger Autos als im Vorquartal hergestellt – obwohl wegen der Feiertage und dem Jahreswechsel eigentlich in der Industrie im Q4 immer weniger produziert wird als im ersten Quartal eines Jahres.

Das klingt seltsam. Viel schlimmer aber ist, dass von den teuren Luxuslimousinen Model S und X satte 44 Prozent weniger produziert wurden.

Welchen Grund sollte es dafür geben, außer einer stark zurückgegangenen Nachfrage nach den Luxus-Teslas?

Die Gewinnwarnung

Die Pressemeldung enthielt dann auch eine Gewinnwarnung, die in ihrer Höhe sehr vage ausgefallen ist: „we expect Q1 net income to be negatively impacted“.

Da ist natürlich jetzt viel Raum für Spekulation.

Richtig bedenklich finde ich, dass Tesla in seiner Pressemeldung nicht darlegt, wie viel Cash es zum 31.03. noch verfügte.

Stattdessen versucht man nur mit einer laxen Bemerkung zu beruhigen. Man habe „genügend Cash“.

Positiv ist zu sehen, dass die bisherige Guidance für 2019 mit einer erwarteten Auslieferung von 360.000-400.000 Fahrzeugen bestätigt wurde.

Ich kann allerdings nicht einschätzen, ob dieses Ziel jetzt noch realistisch ist oder nicht.

Unser im September 2018 beschriebenes Szenario der Notwendigkeit einer Kapitalzufuhr von außen wird damit nun jedenfalls wieder zunehmend realistischer.

Fazit

Ein Enterprise Value von aktuell immer noch über $50 Milliarden ist meiner Einschätzung nach viel zu viel für Tesla.

Ich bleibe dabei, dass es schon in wenigen Jahren keinen Grund mehr geben sollte, warum die in der Transformation befindlichen KFZ-Hersteller so völlig anders bewertet werden als Tesla.

Die Bewertung dürfte sich von beiden Seiten annähern. Das bedeutet noch viel Luft nach unten beim Tesla-Aktienkurs, aber auch durchaus Luft nach oben bei VW, BMW und Co.

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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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6 Antworten

  1. Bitte nicht falsch verstehen, aber wieso sind ausgerechnet die Analysen zu den großen Playern (Nvidia, Tesla, Netflix) nicht aufgegangen? Bisher wäre die Investition in einen einfachen ETF auf den NASDAQ-100 günstiger und lukrativer gewesen.

    1. Unserer Meinung nach sind die Aktien der von Dir genannten „großen Player“ an der NASDAQ schon seit einiger Zeit nicht mehr für einen fairen Preis zu haben. Folgerichtig sind wir da nicht investiert. Dennoch steigen diese Aktien derzeit immer weiter. Wer ein reinrassiges Investment in US-Technologie sucht, der ist bei unserem Fonds nicht richtig. Wir investieren bewusst möglichst breit in die Digitalisierungsgewinner in anderen Branchen, die derzeit nicht so gefragt sind. Unsere Benchmark ist daher auch nicht NASDAQ-100 sondern MSCI World.

  2. Schade, dass du bei Tesla wohl falsch gelegen hast, Stefan. Zumindest, wenn man die aktuellen Kurse sieht. Da wäre eine ganze Menge Plus drin gewesen.

    Fairerweise muss man auch sagen, dass die Zahlen über Teslas Finanzlagen, die man in herkömmlichen Medien lesen konnte, keiner seriösen Grundlage entstammten. Es war von Pleite zu lesen und jetzt startet Tesla durch.

    Erinnert an die Anfangsjahren Amazons. Viel Kritik von vielen Seiten und dann einen Gigantenkonzern übersehen. Tesla könnte einen ähnlichen Weg machen bei dem Innovationsvorsprung.

    Manchmal würde man sich mehr Risiko wünschen, sprich: Lieber dabei sein als eine große Chance verpassen.

    1. Hallo Marc,
      Ja bei Tesla lag ich zumindest kurzfristig total daneben. Ob da mal ein „Gigantenkonzern“ draus wird, das wird man sehen. Es war schon eine große Kunst, wie Elon Musk erst den Short-Sellern das Fell über die Ohren gezogen hat und dann eine Kapitalerhöhung (deren Notwendigkeit er immer vehement bestritten hat) zu horrenden Kurse durchziehen konnte. Tesla steht dadurch finanziell heute so gut da wie schon lange nicht mehr.

      „Manchmal würde man sich mehr Risiko wünschen, sprich: Lieber dabei sein als eine große Chance verpassen.“
      Das ist nicht unser Stil. Wir werden im Zweifel immer auf ein Investment verzichten, ganz nach dem Motto: man kann nicht auf jeder Party tanzen. Die aktuellen Kurse >700$ bei Tesla entbehren aus meiner Sicht jeder Grundlage. Ich kenne natürlich die abenteuerlichen Kursziele einiger Analysten. Wir werden sehen wo das in 5 oder 10 Jahren hinführt…

  3. Schade dass es nicht zur Probefahrt gekommen ist. Dann wäre sicherlich das Urteil der Familie und Tochter anders ausgefallen als es nur war. Wer einmal das lautlose Dahingleiten im Tesla erlebt hat, wird das Fahrzeug mit ganz anderen Augen sehen. Ich jedenfalls bin von Porsche auf den Tesla Model 3 umgestiegen und erfreue mich jeden Tag erneut daran.

    1. Ich denke es ist tatsächlich eines der Tesla-Probleme momentan, dass man Kunden nicht offensiver Probefahrten anbieten kann oder will. Ich habe ja tatsächlich selbst nach einer Probefahrt im Tesla Model S beschlossen, keinen neuen BMW (ich fahre seit vielen Jahren zufrieden einen X3) und auch keinen Porsche zu kaufen. Stattdessen stehe ich an der Seitenlinie und warte auf das perfekte E-Auto für meine Familie. Ich denke es wird in den kommenden 2 Jahren auf den Markt kommen. Das Fahrerlebnis im Tesla ist tatsächlich etwas ganz besonderes. Aber hier geht es ja um die Tesla Aktie… VG

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