Pure Storage Aktie im Crash: Pleitekandidat oder Kaufgelegenheit?

19. März 2020

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Eine Branche, deren Aktien in Zeiten des Corona-Krise überdurchschnittlich unter Druck geraten, sind die zyklischen Hardwareausrüster und insbesondere Hersteller von Speicherkomponenten. Wir hatten Pure Storage als Technologieführer für Flash-Array Speicherinfrastrukturen im Juli 2019 vorgestellt.

Die Pure Storage Aktie wurde beim Börsengang Ende 2015 zu 17$ ausgegeben. Im FY16 erzielte man $440 Millionen Umsatz. 4 Jahre später, FY20, hat man den Umsatz annähernd vervierfacht auf $1,643 Milliarden. Der Börsenkurs hat sich seit dem IPO hingegen mittlerweile annähernd halbiert auf circa 9$.

Entwicklung der Pure Storage Aktie seit IPO
Entwicklung der Pure Storage Aktie seit IPO.

Wir wollen angesichts der desaströsen Kursentwicklung mit diesem Beitrag der Frage nachgehen, ob es sich hier um einen Pleitekandidat in der nun wohl unausweichlich bevorstehenden Rezession handelt oder ob die Pure Storage Aktie eine echte Kaufgelegenheit für hartgesottene antizyklische Investoren bietet.

Die Geschäftszahlen zum FY20

Der Umsatz von Pure Storage stieg im FY20 um 21 Prozent auf $1,643 Milliarden. Im Q4 betrug das Wachstum 17 Prozent auf $492 Millionen. Diese Wachstumsraten muss man immer im Kontext eines überdurchschnittlichen Preisverfalls für Storage in 2019 sehen. Pure ist damit mehr als 3mal so schnell gewachsen als all seine Mitbewerber und hat damit deutliche Marktanteile gegenüber NetApp u.a. hinzugewonnen.

Übersicht zum Umsatz von Pure Storage in FY20
Pure Storage: Vergleich Umsatz FY19 vs. FY20.

Vielversprechend entwickelt sich vor allem der Umsatzmix: Im FY20 wurden bereits knapp 25 Prozent der Umsätze mit Subskriptionen – also als wiederkehrende Umsätze – erzielt. Diese Umsätze sind um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Entsprechend sind die noch nicht realisierten Umsätze in der Bilanz im Jahresvergleich um 30 Prozent auf $697 Millionen gestiegen. Das Wachstum drückt sich demnach nicht vollständig in den ausgewiesenen Umsatzzahlen aus.

Die Bruttomarge stieg im Q4 auf 70,8 Prozent, im Gesamtjahr F20 betrug sie 69 Prozent (nach GAAP).

Der Free Cashflow im FY20 stieg um 59 Prozent auf $101,7 Millionen, das entspricht einer Marge von 6,2 Prozent. Im saisonal starken Q4 wurde mehr als 50 Prozent vom Cashflow des Gesamtjahres erwirtschaftet.

Zum 31. Januar verfügte Pure Storage über Cashreserven von circa $1,3 Milliarden.

Cash Flow von Pure Storage in FY20 - Vergleich zum FY19
Pure Storage: Vergleich Cash-Flow FY19 vs. FY20.

Nach GAAP wurde für FY20 ein Verlust von $191 Millionen ausgewiesen nach $169 Millionen Verlust im Vorjahr. Diesen mangelnden Fokus auf Verbesserung der Profitabilität nehmen die Anleger in Krisenzeiten offenbar besonders übel. Wir bei The Digital Leaders Fund legen hingegen bei der Auswahl unserer Portfoliowerte mehr Wert auf die Entwicklung des Free Cashflows.

Pure Storage – Wachsende Kundenbasis

Die Kundenbasis wurde im Laufe des FY20 von 5.850 Kunden um 28 Prozent auf 7.500 Kunden gesteigert, weit über 40 Prozent der Fortune 500 umsatzstärksten US-Unternehmen gehören zum Kundenkreis.

Im Q4 wurde sogar die Rekordzahl von 500 neuen Kunden gewonnen. Dieses Neukundenwachstum ist deshalb so wichtig, weil erfahrungsgemäß Neukunden in den kommenden zwei Jahren nochmals doppelt soviel Umsatz bei Anschlusskäufen  mit Pure Storage machen als beim initialen Kauf.

Pure Storage Übersicht Anzahl Kunden in FY20 und Vergleich zu FY19
Pure Storage: Vergleich Anzahl Kunden FY19 vs. FY20.

Pure Storage Aktie – Die Guidance für das laufende FY21

Am 27. Februar hat das Management eine Umsatzerwartung von $1,9 Milliarden für das laufende FY21 veröffentlicht. Das würde einem Umsatzzuwachs von gut 15 Prozent entsprechen. Die Bookings, welche aufgrund des Subskriptionsgeschäftes mit seinen Deferred Revenues das Wachstum besser widerspiegeln, sollten demnach um circa 20 Prozent vorankommen.

Allerdings waren in dieser Guidance die Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht berücksichtigt. Diese dürften auch für Pure erheblich sein, da sich die Beschaffungsprozesse der Großkonzernen aufgrund der Ausnahmesituation jetzt sicherlich verzögern wird. Auch extrem hart getroffene Branchen wie Fluglinien und Hotelketten zählen zu den Pure Storage Kunden, was zu entsprechenden Risiken führt.

Der Finanzmarkt geht offensichtlich davon aus, dass Pure Storage seine Prognose im Krisenjahr erheblich verfehlen wird. Anders ist nicht zu erklären, dass die Pure Storage Aktie seit Bekanntgabe der Guidance in den letzten 3 Wochen 40 Prozent und damit noch mehr als der Gesamtmarkt eingebüßt hat.

Wir halten diesen Kursverfall für übertrieben. Selbst wenn sich die positive Unternehmensentwicklung durch die Corona Krise um einige Quartale verzögern wird, so wird Pure Storage doch auch weiterhin Marktanteile hinzugewinnen.

Entwicklung EV Sales Verhältnis von Pure Storage
EV/Sales-Verhältnis von Pure Storage aktuell unter 1.

Mit einem aktuellen Enterprise Value von $1,6 Milliarden und einem EV/Sales-Verhältnis von weniger als 1 wird Pure Storage nur noch wie ein durchschnittlicher Legacy-Hardwarehersteller bewertet. Die überlegene Technologie von Pure und das interessante Storage-as-a-Service Geschäftsmodell wird nicht entsprechend gewürdigt. Auch die hohe Bruttomarge von 70 Prozent und das um 40 Prozent p.a. wachsende Subskriptionsgeschäft wird in unseren Augen nicht angemessen eingepreist.

Das Unternehmen sollte mit einem Cashbestand von weit über $1 Milliarde gut durch die Krise kommen, auch wenn es in den kommenden Quartalen zu deutlichen Umsatzeinbrüchen kommen sollte.

Die Pure Storage Aktie ist damit für uns deutlich unterbewertet. Wir haben daher unseren Anteil in den vergangenen Krisentagen ausgebaut.

Wenn Du gemeinsam mit uns weiter beobachten willst wie Pure Storage durch die Krise kommt, dann kannst Du jetzt hier unseren kostenlosen Newsletter abonnieren.


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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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2 Antworten

  1. Hallo Stefan, danke für diese Einschätzung und die vielen Updates. Sie helfen 100x mehr als immer neue (oder geklonte) Analysen immer anderer Unternehmen!
    Mich würde interessieren, wie du die aktuelle Entwicklung von Cloud – Speichern im Zusammenhang mit Pure storage einschätzt. Du hattest in einem vorherigen Beitrag erwähnt, dass das wachsende Geschäft eine Art Konkurrenz zum Geschäft von PS darstellt. Nun ist mir nicht vollkommen klar, wie weit die Geschwindigkeit von Flash Speichern für die Technik der Zukunft den entscheidenden Unterschied darstellt.
    Angesichts des Erfolges – oder jedenfalls der Bewertungen, die Unternehmen wie Amazon, Apple und Microsoft mit cloud computing zur Zeit erzielen, scheint dieses Argument eine bedeutendere Rolle zu spielen.
    MfG Joachim Oberrauch

    1. Die Flashspeicher von Pure bedienen ein anderes Marktsegment als der Cloud-Storage der großen IaaS-Provider. Die spannende Frage ist wie große oder klein dieses Segment zukünftig sein wird. Der Markt glaubt derzeit offenbar nicht unbedingt daran, dass neben den Cloud-Providern noch viel Storage-geschäft für Hochgeschwindigkeits-Flash-Arrays von Pure bleibt. Ich denke jedoch, dass es auch zukünftig etliche Anwendungen geben wird, die nicht in die öffentliche Cloud verlagert werden und perfekte Usecases für Pure sind. Warten wir die weitere Entwicklung ab…

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