Die wilde Achterbahnfahrt der Yext-Aktie

5. Dezember 2018

Achterbahnfahrt der Yext Aktie

Vor sechs Monaten hatten wir Yext hier zum ersten Mal vorgestellt.

Das SaaS-Unternehmen etabliert gerade als „First Mover“ ein neues Segment für „Digital Knowledge Management“ am Markt für Unternehmenssoftware.

Solltest Du noch nichts von Yext gehört haben, so empfehle ich Dir zur Einführung den Beitrag „Yext-Aktie: Digitale Identität für Unternehmen“ zu lesen.

Kurz zusammengefasst geht es darum, dass Organisationen mit vielen Standorten sich durch die Yext-Lösung immer konsistent und einheitlich auf mehr als 150 Internetdiensten präsentieren können.

Anstatt mühselig alle Daten einzeln auf den verschiedenen Services einzupflegen, nutzen die Yext-Unternehmenskunden die Yext-Datenbank als „Single Source of Truth“.

Dort pflegen sie ihre Daten einmalig ein und verteilen diese Daten automatisiert auf die unterschiedlichsten Dienste.

Extreme Volatilität der Yext-Aktie

Seit der Aufnahme der Yext-Aktie ins Portfolio des DLF im Juni 2018 ist viel passiert:

Die Yext-Aktie ist zunächst von unserem Einstiegskurs um 80 Prozent gestiegen. Und ist dann seit September im Zuge der Konsolidierung an den Märkten wieder auf ihr Ausgangsniveau zurückgefallen.

Achterbahnfahrt der Yext Aktie Chartverlauf Yext Aktie
Yext Aktie: Zunächst stieg die Aktie um 80%, um dann seit September wieder auf ihr Ausgangsniveau zurückzufallen

Yext ist ein Musterbeispiel für die seit Monaten vorherrschende extreme Volatilität an den Börsen.

Der Kursverlauf suggeriert, dass in den letzten 6 Monaten große Dinge in der Unternehmensentwicklung passiert sind.

Dies ist aber nicht der Fall.

So war weder der rasante Anstieg noch der anschließende Kursverfall durch fundamentale Nachrichten aus dem Unternehmen untermauert.

Der Anstieg war wohl eher ein Hype, der unter anderem befeuert wurde durch eine Meldung, dass nun auch Amazon Alexa-Skills automatisiert von Yext erstellt werden können.

Nach den Quartalszahlen in der vergangenen Woche kam es innerhalb von 24 Stunden zu einem regelrechten Kurssturz der Yext-Aktie um 20 Prozent.

Grund genug für uns, die Ursachen für diese Entwicklung etwas näher zu betrachten.

Die Zahlen zum Q3 2019

Die Entwicklung im Q3 des laufenden Geschäftsjahres 2019 (das endet bereits am 31.01.2019) ist nicht ansatzweise so schlecht verlaufen wie die Reaktion des Marktes auf die Q3 Zahlen vermuten läßt.

Während der Umsatz bei Yext im Q3 um 33 Prozent auf $58 Millionen gesteigert werden konnte, hat der Netto-Verlust von -0,25$ pro Aktie die Erwartungen der Analysten verfehlt.

Der Verlust stieg unterm Strich in absoluten Zahlen um 45 Prozent auf -$25 Millionen.

Das klingt erstmal besorgniserregend, und es benötigt schon einen zweiten Blick, um da Entwarnung geben zu können.

Der Grund für den höheren Verlust waren vor allem gestiegene Vertriebs- und Marketing-Kosten sowie eine erhebliche Steigerung der Vergütung mit Aktienoptionen (vor allem für neue Vertriebsmitarbeiter im Enterprise-Geschäft mit großen Unternehmenskunden).

Die Analysten waren wohl vor allem irritiert darüber, dass der Cash-Abfluss im Q3 mit -$23 Millionen nochmals um -$6 Millionen schlechter als im Vorjahreszeitraum war.

Dabei war das vom Management zu Beginn des Quartals durchaus so angekündigt.

Anwenderkonferenz „ONWARD18“ – Ein teurer Spaß

Ein Hauptgrund, der dafür angegeben wurde, ist die Anwenderkonferenz „ONWARD18“ mit der Rekordzahl von 1.200 Teilnehmern.

Die Liste der Redner beinhaltet unter anderem Vertreter von Amazon, Google, Microsoft und Snap und ist ein Beweis für die vielfältigen Partnerschaften, die Yext gerade im Bereich AI (künstlicher Intelligenz) in den vergangenen Quartalen voranbringen konnte.

Diese Veranstaltung ist für Yext der mit Abstand teuerste Marketing-Event des Jahres.

Und diese Aufgaben sind in diesem Jahr in das Q3 gefallen – während die Onward-Konferenz im Vorjahr erst im Q4 stattfand.

Entsprechend sollte der Cashflow und auch das EPS im Q4 einen großen Sprung nach vorne machen gegenüber dem Vorjahr.

Das Management hat nochmals bekräftigt, im Q4 Cashflow-Breakeven zu sein.

Aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, soll heißen:

Das bedeutet aufgrund der Saisonalität des Neugeschäftes noch keinen nachhaltigen Cashflow-Breakeven auch in 2019.

Im nächsten Geschäftsjahr sind durchaus noch weitere Quartale mit negativem Cashflow zu erwarten.

Denn Yext befindet sich nach wie vor im Land-Grab-Modus eines First Movers und wird aggressiv weiter in den Vertrieb investieren („we’re hiring like crazy“), um eine möglichst große Bestandskundschaft aufzubauen, bevor in den kommenden Jahren irgendwann vergleichbare Produkte und echte Mitbewerber auftauchen werden.

Der Cashbestand betrug zum Ende des Q3 noch $107 Millionen. Das heißt eine weitere Kapitalerhöhung zur Finanzierung des Wachstums ist durchaus möglich.

Zufriedene Kunden als Wachstumstreiber

Das wichtigste für die Zukunft von Yext ist, dass es dem Unternehmen auch im Q3 weiterhin gelungen ist, knapp 80 namhafte Neukunden zu gewinnen.

Damit wurden in den ersten 9 Monaten 200 neue Kunden hinzugefügt. Darunter viele große Brands wie Air France, Lacoste, Thomas Cook, Pizza Hut und The Body Shop.

Diese große Kunden kaufen von einer neuen Lösung meist nur eine begrenzte Anzahl von Lizenzen.

Sie bieten aber genügend Möglichkeiten zum Wachstum in den nächsten Jahren (Land+Expand Vertriebsstrategie).

Die Net Retention Rate liegt aktuell bei 109 Prozent und deutet darauf hin, dass der Umsatz mit den Bestandskunden unabhängig vom Neukundengeschäft weiter deutlich wachsen sollte.

Yext behauptet, dass ihre Kunden im Durchschnitt innerhalb von 12 Monaten um 49 Prozent öfter im Netz gefunden werden als vor der Nutzung der Yext Lösung.

Das Unternehmen will errechnet haben, dass der daraus resultierende Umsatzanstieg durch die Nutzung von Yext zu einem 15-fachen Return-on-Investment führt.

Diese Zahlen sind sehr beeindruckend aber leider nicht nachprüfbar.

Ich traue Yext zu, auf Basis dieses klaren Mehrwerts das organische Wachstum noch über Jahren hinaus bei über 30 Prozent aufrecht zu erhalten.

Zufriedene Mitarbeiter als Basis

Mindestens genauso wichtig wie die Kundenzufriedenheit ist die Loyalität der Mitarbeiter in einem hart umkämpften Arbeitsmarkt um die besten IT-Spezialisten.

Das Glassdoor-Rating von Yext ist herausragend gut.

Yext ist sogar auf der prestigeträchtigen Forbes „Great Place to Work“ Top 100 Liste erschienen.

Das ist für mich mehr wert als eine kurzfristig optimierte Marge. Denn derart begeisterte Mitarbeiter bieten die Basis für eine nachhaltig erfolgreiche Unternehmensentwicklung.

Achterbahnfahrt der Yext-Aktie – Fazit

Die Yext-Aktie oszilliert von einer Übertreibung in die andere.

Die Aktie war zu 27$ im September eher überbewertet und ist jetzt tief gefallen.

Immerhin ist das Unternehmen nun 6 Monate weiter in der Unternehmensentwicklung. Und die Aktie ist zum gleichen Preis von 15$ zu haben wie vor dieser Achterbahnfahrt.

Für die weitere Kursentwicklung wird viel davon abhängen, ob Yext erstens in Q4 einen positiven Cashflow abliefern kann und ob es zweitens Yext in 2019 gelingt, weiter mit >30 Prozent p.a. zu wachsen und dabei einen klaren Fortschritt in Richtung des nachhaltigen Cashflow-Breakeven zu zeigen.

Bei einem Enterprise Value von $1,4 Milliarden beträgt das EV/Sales-Verhältnis für das Geschäftsjahr 2019 (endet im Januar) circa 6.

Das ist sicherlich nicht zuviel für einen SaaS-Provider mit einer einzigartigen Lösung und 75 Prozent Gross-Margin.

Dennoch ist die Unsicherheit in der weiteren Unternehmensentwicklung noch relativ hoch und das aktuelle Zahlenwerk relativ schwach.

Vorsichtige Anleger warten daher vor einem Einstieg noch 1 bis 2 Quartale ab.

Für risikobereite Anleger ergibt sich auf dem aktuellen Niveau ein attraktives Chance/Risikoverhältnis.

Wir fühlen uns weiterhin wohl mit einer eher kleineren Position von Yext im Portfolio des DLF und werden vor einer Aufstockung die weitere Entwicklung abwarten.


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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

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