Nach einer Umfrage des Digitalverbandes Bitkom vom Juli 2019 nutzen bereits zwei Drittel der Bundesbürger eine App fürs Banking. Demnach hätten 6 von 10 Mobile-Banking-Nutzern die App ihrer Hausbank heruntergeladen. Was Kunden herunterladen und was sie tatsächlich nutzen kann aber sehr unterschiedlich sein. Nach Statistiken von App Annie, ein Lieferant für App-Store-Daten, liegt die durchschnittliche Retention Rate bei App-Nutzern nach 90 Tagen bei etwa 2 Prozent. 98 Prozent nutzen also die App nach drei Monaten nicht mehr. Dafür gibt es viele Gründe. Oft halten die Apps ihre Versprechen nicht, sind nicht nutzerfreundlich und liefern wenig Wert oder Spaß, das Angebot häufig zu nutzen.
Werfen wir einen Blick auf unsere Industrie. Wir haben uns angesehen, wie viele aktive monatliche Nutzer pro Monat (MAU) Finanz-Apps in Deutschland haben. Das Ganze anhand aktueller Apple-Store-Zahlen für das zweite Quartal 2019.
Nach Zahlen von SensorTower, ein anderer führender Lieferant für App-Store-Statistiken, dominieren PayPal mit über 1,5 Millionen MAU und die Sparkassen mit über 1 Millionen MAU das Mobile Banking in Deutschland. Die Volksbanken kommen immerhin auf beachtliche 500.000 monatlich aktive Nutzer. Mit einigem Abstand dahinter kommen die Apps der Commerzbank-Gruppe und die Postbank. Die App der Postbank-Mutter Deutschen Bank befindet sich noch nicht mal auf der Liste der Top-25 der meistgenutzten Apps. Die Bank wird zunehmend irrelevant. Anbieter wie Klarna, N26, Coinbase und ING sind praktisch aus dem Stand am einstigen Bankenprimus verbeigezogen. Das erklärt auch, warum Investoren in privaten Finanzierungsrunden Zahlungsanbieter wie Klarna mit 5 Milliarden Euro bewerten.
App-Nutzung – Fazit
Wie sollen etablierte Banken künftig auf die Bedürfnisse ihrer Kunden eingehen, wenn sie nicht mal in der Lage sind, ihnen Apps anzubieten, die sie auch tatsächlich nutzen. Daher hat diese Statistik mehr Sprengkraft als es auf dem ersten Blick scheint. Es geht um die Relevanz im Banking der Zukunft, nämlich im Mobile Banking. Die etablierten Anbieter werden marginalisiert. Ihre Kunden sterben aus oder gehen weg. Zurück bleiben prächtige Ruinen und die damit verbundenen Kosten.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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