Match-Group-Aktie: Hinge me tender

2. Februar 2024

Die Zahlen der Match Group waren gemischt. Leicht besser als erwartetes Umsatzwachstum, weniger User bei Tinder. Die Match-Group-Aktie hat das tiefe Tal der Tränen im Herbst hinter sich gelassen. Was die Zahlen des vierten Quartals für die Zukunft erwarten lassen.

Match-Group-Aktie Kursverlauf

Match-Group-Aktie: Zahlen zum vierten Quartal

Dass bei Tinder längst nicht alles rund läuft, ist kein Geheimnis, und wir haben schon vor einigen Quartalen beschrieben, dass Hinge den Casual-Sex-Spezialisten Tinder als Wachstumsmotor der Gruppe abgelöst habe. Das hat sich erneut bestätigt. Die Zahlen des vierten Quartals zeigen, dass Hinge ein Umsatzwachstum von 50 Prozent erzielt hat, während Tinder nur um elf Prozent wuchs. Leicht rückläufig war das Wachstum in den beiden Bereichen MG Asia (minus 1%) und das Legacy-Geschäft Evergreen and Emerging (minus 4%).

Der Abstand ist real noch größer, da das Wachstum bei Tinder nur durch Preiserhöhungen zustande kam, wohingegen die Zahl der User um acht Prozent zurückging. Hinge konnte dagegen das User-Wachstum um 33 Prozent auf über eine Million steigern (alle Zahlen im Jahresvergleich). Insgesamt sank die Zahl der zahlenden User um fünf Prozent auf 15,2 Millionen, was auf eine deutliche Schrumpfung in Amerika von 12 Prozent zurückging. Das hat auch mit der drastischen Preiserhöhung dort zu tun. Der Umsatz pro zahlendem Kunden (RPP) ist dort um 26 Prozent auf 21,24 Dollar gestiegen. In Europa sind es 18 Dollar RPP und 14,4 Dollar in der Region „APAC und sonstige“.

Für Tinder, den mit Abstand größten Geschäftsbereich, gibt es keine Entwarnung: Auch für die nächsten Quartale rechnet das Unternehmen mit einem weiteren Rückgang der zahlenden User. Erst im dritten Quartal sei wieder mit einem sequenziellen Wachstum (QoQ) zu rechnen.

Insgesamt stieg der Gruppenumsatz gegenüber dem vierten Quartal 2022 um zehn Prozent auf 866 Millionen US-Dollar. Die Umsätze in der Region Amerika legten um 12 Prozent zu, in Europa betrug das Plus 15 Prozent, während Asien stagnierte (plus 1%). Das operative Ergebnis (ohne Berücksichtigung einmaliger Einflüsse, etwa einer einmaligen Settlement-Zahlung von Google in Höhe von 40 Millionen Dollar) stieg um 144 Prozent auf 260 Millionen Dollar. Das ergibt eine operative Marge von 30 Prozent (2022: 14 Prozent). Das Netto-Ergebnis (GAAP) stieg von 83,4 Millionen auf 229,7 Millionen Dollar.

Positiv

Sowohl der Umsatz als auch das operative Ergebnis lagen über den Erwartungen. Das Geschäft bei Hinge entwickelt sich weiter sehr stark und ist zum zweiten Standbein der Match-Group geworden. Vor allem in Europa läuft es mit Hinge rund, wo die App für User mit „ernsten Absichten“ die am häufigsten heruntergeladene Dating App (UK, Irland, Nordics) ist bzw. unter den Top 5 rangiert (Nummer drei in der deutschsprachigen DACH-Region, Frankreich und Italien.).

Dass das Management 50 Prozent des Cashflows an Anleger in Gestalt eines Buy-back-Programms im Umfang von einer Milliarde Dollar auskehren will, ist erfreulich. Zugleich gehen die Bemühungen weiter, Tinder weiter zu monetarisieren und dabei keine Kunden mehr zu verlieren. Für den Turn-around soll Faye Iosotaluno sorgen: Die bisherige COO und Chief Strategy Officer ist zum CEO von Tinder aufgerückt.

Negativ

Die wiederholten Umstrukturierungsmaßnahmen bei Tinder haben bisher nicht das erwünschte Ergebnis gebracht. Die Zahl der zahlenden Nutzer, insbesondere in den USA, ist rückläufig. Auch in den nächsten Quartalen wird der Schwund weitergehen. Die deutlich verbesserten Zahlen, die der Match-Group-Aktie eine gewisse Erholung nach dem tiefen Sturz gebracht haben, gehen auch auf die gesunkenen Kosten zurück. Den Sparmaßnahmen sind jedoch Grenzen gesetzt, da Match gezwungen ist, die beiden großen Kostenblöcke Marketing und Produktentwicklung hochzuhalten, um neue Kunden zu gewinnen. 

So ermutigend das Wachstum bei Hinge ist, so verdeckt das nicht, dass die anderen Standbeine nicht so standfest sind. Neben den Problemen bei Tinder stagniert das Legacy-Geschäft (Match, Plenty of Fish).

My Take zur Match-Group-Aktie

Es läuft nicht rund bei Match. Vor einem Jahr hatten wir folgendes zur damals vorgestellten neuen Organisationsstruktur geschrieben: sie klänge „in der Präsentation hochdiversifziert“, könne aber „nur schwer kaschieren, dass der Erfolg der Match Group auf zwei Annahmen fußt: der Wiederbelebung von Tinder und der Expansion und Monetarisierung von Hinge“. Die erste Annahme ist bis auf Weiteres mit einem Fragezeichen versehen. Man kann die Installation von Faye Iosotaluno als Hoffnungszeichen sehen, oder rätseln, warum der Übergang von „Interims“-Tinder-CEO, Match Group Chef Bernard Kim, so lange gedauert hat. Angesichts der Stärke der US-Konjunktur wird Kim in den nächsten Quartalen Performance-Schwächen nicht mit „headwinds“ von der Konjunkturseite begründen können, wie es Anfang 2023 bei von in Erklärungsnot geratenen CEOs Praxis war. 


Nach der desolaten Performance der Match-Group-Aktie ist die Bewertung von Match vergleichsweise niedrig.  Für ein Unternehmen, das mit 10 Prozent wächst, eine operative Marge aufweist von über 30 Prozent und einen Free Cashflow von knapp 25 Prozent generiert, ist das KGV (fwd) mit 18 attraktiv. Das sieht offensichtlich auch der aktivistische Investor Elliott so, der gerade mit einer Milliarde Dollar in die Match Group eingestiegen ist. 

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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