Samsung Aktie Teil 1: 5G kann kommen

12. April 2019

Samsung Aktie Teil 1 - 5G kann kommen

Es gibt Unternehmen, die sind so breit aufgestellt und so komplex, dass selbst den eigenen Mitarbeitern oft der Durchblick fehlt.

Samsung ist so ein Mischkonzern. General Electric war und ist zum Teil noch so ein Unternehmen. Die Siemens AG hat trotz vieler Abspaltungen immer noch den Charakter eines Mischkonzern.

Unternehmen haben einen Hang zum Gemischtwarenladen, und es erfordert wahrscheinlich sehr viel Anstrengung und Disziplin einen klaren Fokus beizubehalten.

Auch Alphabet, Amazon, Alibaba und Co. entwickeln sich zu Mischkonzernen mit ihren zusätzlichen Angeboten zu Payment-, Streaming, E-Mobilität et cetera.

In Japan hat diese Entwicklung schon eine jahrhundertealte Tradition.

Die Anfänge der Konglomerate Mitsui und Mitsubishi gehen auf das 17. beziehungsweise 19. Jahrhundert zurück.

Samsung Aktie – Die Historie

Genau nach dem Vorbild dieser Unternehmen ist der heute größte private Arbeitgeber Koreas entstanden, nämlich Samsung: Eine familiengeführte Holding mit unzähligen Tochterunternehmen, die alle jeweils wieder unzählige Querbeteiligungen miteinander eingehen.

Die Holding hat im Laufe der Zeit auch auf Druck der Anleger und zunehmend auch der Regulierung einige Unternehmensteile abgespalten, verkauft, und ökonomisch und thematisch sinnvolle Schwerpunkte gesetzt.

Das größte und mit Abstand wertvollste Unternehmen innerhalb des Samsung-Reichs ist unser Portfoliounternehmen Samsung Electronics.

Auch wenn die Gründer-Familie Lee heute direkt nur 5,37 Prozent der Anteile an Samsung Electronics hält, inklusive der 3,88 Prozent Anteile des Familienoberhaupts Lee Kun-hee, steigt ihr Anteil über Beteiligungen wie unter Anderem Samsung Life Insurance und Samsung C&T auf über 20 Prozent, siehe Chart unten.

Ein Vorbild in Grundsätzen der Unternehmensführung nach westlichen Vorstellungen ist das Unternehmen nicht gerade.

Samsung Aktie Teil 1 - Eigentümerstruktur im Samsung Konzern
Sasmung Aktie: Eigentümer-Struktur im Samsung Konzern.

Wir haben Samsung Electronics trotz der Komplexität des Unternehmens bereits vor einem Jahr ins Startportfolio des The Digital Leaders Fund aufgenommen, wissend, dass wir als externe Investoren ohne Domainexpertise für Halbleiter und Hardware-Lösungen und ohne tieferen Einblick in die koreanische Unternehmenskultur das Unternehmen nie gänzlich durchschauen werden.

Wir sind mit zwei Investitionen, nämlich TSMC und Samsung, bisher sehr zurückhaltend gewesen mit Investitionen in die Hardware- und Halbleiterindustrie.

Mit diesem kurzen Porträt wollen wir darlegen, warum wir das Risiko-Ertrags-Profil von Samsung im Kontext der großen Technologie-Trends für attraktiv halten und hier ein für uns recht untypisches Investment eingegangen sind.

Samsung Electronics – Der Tech-Gigant aus Südkorea

Samsung Electronics selbst fasst die unzähligen Betätigungsfelder in drei Sparten zusammen:

  1. Consumer Electronics: Dazu gehören TVs, Kühlschränke, Waschmaschinen und Staubsauger die allesamt permanent „smarter“ werden. Der Umsatz in 2018 lag hier bei circa EUR 33 Milliarden.
  2. IT & Mobile Communications: Hier machen die mobilen Endgeräte wie Smartphones den Großteil aus. Umsatz 2018: Circa EUR 78 Milliarden.
  3. Halbleiter und Displays: Hier insbesondere DRAM, NAND und OLED: Umsatz 2018: Circa EUR 92 Milliarden.

Wir haben hier also einen Tech-Giganten, der derzeit über EUR 200 Milliarden Umsatz erwirtschaftet und an der Börse mit circa EUR 240 Milliarden bewertet wird.

Samsung Electronics ist trotz massiver Konkurrenz aus China nach Umsätzen immer noch der größte Smart-TV-Hersteller der Welt, der größte Produzent von Smartphones der Welt und dominiert seit Jahrzehnten den weltweiten Markt für Speicherchips und Bildschirmtechnologie.

Das Unternehmen ist ein end-to-end-integrierter Hersteller nicht nur von Komponenten, sondern von zahlreichen Endgeräten und unterscheidet sich dadurch deutlich von der Konkurrenz bei den jeweiligen Produkten.

Speicherchips – Mitten in der Zyklusdelle

Ende März hat Samsung die vorläufigen Zahlen für den Gewinn und Umsatz für das Q1 2019 bekannt gegeben.

Danach ist Umsatz im Jahresvergleich um 14 Prozent auf umgerechnet 42 Milliarden Euro gefallen, der operative Gewinn sogar um circa 40 Prozent gegenüber Q1 2018 und 60 Prozent gegenüber Q4 2018 auf 5,6 Milliarden Euro gefallen.

Hauptgrund ist der dramatische Preisverfall bei DRAMs und NANDs.

Kurz zu NAND-Flashspeicher: Diese brauchen für die Aufbewahrung von Daten kein Strom.

Sie kommen zum Beispiel bei Digitalkameras, USB-Sticks, Smartphones zum Einsatz, meist also auf Geräten, auf denen große Daten gespeichert und wieder überschrieben werden.

Nach Angaben von DRAMeXchange sollten die DRAM-Preise nach -10 Prozent in Q4 weitere 15 Prozent im Q1 gefallen sein und nochmals 10 Prozent in Q2 2019 fallen.

Genau bei diesen Speicherchips ist Samsung seit Jahren mit mehr als 40 Prozent Marktanteil der dominante Player.

Samsung Aktie Teil 1 - Samsung ist der dominante Player im Markt der Speicherchips - Verlauf von 2013 bis 2017
Grafik zeigt: Samsung ist der dominante Player im Markt für Speicherchips. (Quelle: Samsung)

In guten Jahren kommen mehr als zwei Drittel der operativen Gewinne aus diesem Geschäft.

Allerdings ist das Geschäft hoch zyklisch und nach mehreren Quartalen des Wachstums und Rekordumsätzen in 2018 kommt jetzt mit den aktuellen Überkapazitäten die Ertragsdelle in 2019.

Wie zyklisch das Geschäft im Memory-Markt selbst innerhalb der Halbleiter ist, zeigt folgende Tabelle von WSTS.

Nach einem Wachstum von 61,5 Prozent im Jahr 2017 wird der Memory-Markt in 2019 um 14 Prozent schrumpfen.

Die meisten Analysten sehen daher erst am Ende des Jahres beziehungsweise Anfang nächsten Jahres eine Erholung bei den Preisen.

Samsung Aktie Teil 1 - Tabelle zeigt das zyklische Geschäft im Memory-Markt
Samsung Aktie: Zyklisches Geschäft im Memory-Markt. (Quelle: WSTS – World Semiconductor Trade Statistics)

Daher hat der Aktienkurs von Samsung Electronic kaum auf die Ankündigung reagiert.

Seit Jahresanfang hat der Kurs mit dem Markttrend deutlich über 20 Prozent zulegen können.

Kurs der Samsung Electronic Aktie seit Anfang 2018
Aktienkurs der Samsung Electronic Aktie seit Anfang 2018.

DRAMs und NANDs sind nicht die einzigen Speicherlösungen, doch gegenüber alternativen Technologien wie NOR-Flash (Micron, Cypress) offensichtlich konkurrenzlos günstig.

Der „Memory-Guru“ und Smartalpha-Analyst Jim Hardy schrieb jüngst in einem Beitrag dazu:

„So why do designers use NAND flash and DRAM? It’s because they are very inexpensive. DRAM is about 1/100th the cost of SRAM or NOR flash, and NAND flash costs less than 1/20th as much as DRAM. Designers would use nothing but NAND flash if they could, but NAND is so very challenging to use that some DRAM is needed in every system just to make it function at all.“

Und hier kann Samsung offensichtlich seine Vorteile ausspielen.

Das Unternehmen gilt unter den Zulieferern des Halbleitersektors als ein knochenharter Verhandlungspartner und als ein von Einkäufern dominiertes Unternehmen.

Hinzu kommt, dass Samsung in der Produktion zu den wenigen Unternehmen gehört, die sich eine Auftragsfertigung (Foundry) leisten können.

Nach TSMC beansprucht Samsung hier den zweiten Platz weltweit.

Grafik mit zwei Statistiken - Samsung belegt den zweiten Platz im Foundry-Markt
Samsung Aktie: Im Foundry-Markt belegt Samsung Platz 2, direkt hinter TSMC.

Nachdem Globalfoundries (GF) angekündigt hat, die Fertigung von 7-nm-Technologien nicht anzugehen, gibt es ohnehin nur Samsung und TSMC, die als Foundries einen 7-nm Prozess anbieten.

Marktteilnehmer sind sich einig, dass trotz aller Zyklizität das Wachstum für Speicherchips durch 5G und das Internet-of-Things (IoT) explodieren wird.

Mit der zunehmenden Vernetzung von Autos, Gebäuden, Straßen und ganzen Städten werden sich die Datenströme vervielfachen.

Zwischen den Endgeräten und Rechenzentren werden Geräte angeordnet, die Daten speichern und prozessieren (Stichwort Edge-Computing) und eine Reaktion der Endgeräte in Echtzeit erlauben.

Das setzt voraus, dass die Edge-Geräte mit Speicherchips ausgestattet sind.

Server-DRAMs werden deshalb in den nächsten Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnen.

Daher haben Marktteilnehmer verschnupft auf Berichte lokaler Medien in Korea reagiert, dass Amazon Web Services eine größere Bestellung von DRAMS zurückgestellt hat, weil die DRAM den Performance-Anforderungen von Amazon nicht genügt hätten.

Analysten weisen aber darauf hin, dass Amazon hier schlicht von den fallenden Preisen profitieren will und dass auch individuelle Spezifikationen der Server-DRAMS zu Lieferverzögerungen führen können.

Der Druck auf Samsung könnte steigen, wenn auch Großkunde Google Bestellungen hinausschiebt.

Wir werden vermutlich in 2019 keine guten Nachrichten zu DRAMs lesen, dafür sind die Überkapazitäten einfach zu hoch.

Wer in Halbleiter investiert, der muss die Zyklizität des Geschäfts aushalten.

Doch so wie Rezessionsjahre meist gute Börsenjahre sind, so verhält es sich auch mit zyklischen Unternehmen.

Samsung Aktie – Ausblick auf Teil 2

Ähnlich verhält es sich mit dem Display-Markt.

Doch dazu mehr in der Fortsetzung unseres Porträts.

Im zweiten Teil unserer Samsung-Story werden wir auch auf den Kampf im Smart-TV-Markt eingehen, insbesondere bei den Betriebssystemen für Fernseher und natürlich auf die 5G-Smartphones: die Galaxy Note 10 Modelle und auf das spektakuläre Galaxy Fold.

Das sollte dann ein rundes Bild ergeben für die Bewertung der Samsung Aktie. Und wird erklären, warum die Aktie trotz der aktuellen Marktschwäche ins Portfolio von The Digital Leaders Fund gehört.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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