Hoch bewertete Technologieaktien waren zuletzt eher out. So hat Shopify über 60 Prozent an Wert verloren. Auch der Kurs der Shoper Aktie hat nach dem steilen Anstieg nach dem IPO die Schwerkraft eingeholt, wenngleich der Wert sich doch deutlich besser entwickelt hat als Shopify. Eine gute Gelegenheit, sich die relative Bewertung noch einmal anzuschauen.
Das Unternehmen hat kürzlich seine ersten Jahreszahlen seit dem IPO veröffentlicht. Wir haben uns die Zahlen angeschaut und betrachten die Bewertung.
Die Shoper Zahlen für 2021
Shoper hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem Umsatz von 80,3 Millionen Polnischen Zloty (16,7 Millionen EUR) abgeschlossen, ein sattes Plus von 71 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das vierte Quartal war dabei mit 26,9 Millionen PLN und plus 85 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal besonders stark. Allerdings ist im vierten Quartal bereits ein nicht genau abgegrenzter Umsatzbeitrag aus der Shoplo Akquisition enthalten.
Die Zahl der Kunden stieg auf 33.000, davon sind 25.700 direkt Kunden bei Shoper, weitere 7.300 sind mittels White Label bei Partnerunternehmen. Der GMV (Bruttowarenumsatz) über alle Vertriebskanäle liegt bei 6,4 Milliarden (+46 Prozent YoY), davon 5,8 in den Online Stores (+44 Prozent YoY).
Erfreulich ist die Steigerung der Take Rate von 1,08 Prozent auf 1,26 Prozent (von 1,17 Prozent auf 1,39 Prozent, wenn man ausschließlich die Online Stores betrachtet).
Das liegt vor allem daran, dass der Anteil an zusätzlichen Dienstleistungen zusätzlich zum Angebot des Abonnements (der Bereich wird Solutions genannt) um 82 Prozent und damit überdurchschnittlich gewachsen ist. Vor allem Marketingdienstleistungen und Gebühren aus der Zahlungsabwicklung trugen zum Wachstum von Solutions bei. Der Vertrieb dieser margenstarken Zusatzprodukte ist Teil der Strategie. Das Wachstum bei den Margen dürfte sich damit auch in Zukunft weiter fortsetzen.
Der Anteil von Solutions lag bei 71 Prozent, Subskriptionen machten 29 Prozent des Umsatzes aus. Die MRR (monatlich wiederkehrende Umsätze) stiegen auf 2,1 Millionen Zloty im letzten Quartal.
Einmalige Ausgaben im Rahmen der Übernahme und des IPO haben dazu geführt, dass das EBITDA im Kalenderjahr 2021 mit 34 Prozent auf 26,6 Millionen Zloty schwächer wuchs als der Umsatz. Bereinigt um die Ausgaben die diesen direkt zugeordnet werden können liegt das Wachstum bei 49 Prozent. Im viertel Quartal sah man schon eine wesentliche Verbesserung. Das EBITDA wuchs um 59 Prozent, das bereinigte gar um 68 Prozent. 2022 dürfte die Marge entsprechend weiter steigen.
Ausblick 2022
Für 2022 erwartet das Unternehmen eine Fortsetzung des hohen Wachstums und eine weitere Verbesserung bei der Take Rate. Das liegt vor allem auch an der Shoplo Übernahme, da den neuen Kunden jetzt auch die Zusatzleistungen angeboten werden können.
Das Unternehmen plant Investitionen in die Cloud Infrastruktur, verbesserten Support für Verkäufe ins Ausland, bessere Unterstützung für Social Commerce und neue Zahlungsmethoden.
Die Plattform soll mit neuen Funktionalitäten für kleinere Händler und Dienstleistungen für andere E-Commerce Plattformen weiter gestärkt werden.
Bezüglich der Expansion ins Ausland (wahrscheinlichstes Ziel: Rumänien) gibt es noch keine Neuigkeiten. Wir schätzen, dass das Management hier nichts übereilt und auf die richtige Gelegenheit wartet.
Bewertung und Fazit zur Shoper Aktie
Die Shoper Aktie hat den Goliath der Branche, Shopify, seit dem IPO deutlich outperformed und liegt bei einem Kurs Umsatz Verhältnis von 14 jetzt auf Augenhöhe. Shoper ist aber trotz seiner vergleichsweise bescheidenen Größe deutlich profitabler, und das wird von der Börse aktuell geschätzt.
So liegt das Verhältnis von EV/Ebitda von 37 beim Vergleich mit Shopify durchaus in einem vertretbaren Bereich. Auch beim Efficiency Score (Rule of 40), der Summe aus Umsatzwachstum und Free Cash Flow Marge sind die “Geschäftemacher” aus Polen mit einem Ration von 108 absolut Top.
Wir hatten bei Kursen über 70 letztes Jahr einen (relativ kleinen) Teil verkauft, fühlen uns mit der verbleibenden Position durchaus wohl und sind gespannt, ob der Sprung ins Ausland 2022 gelingt.
Disclaimer
EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Shoper. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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