Warren Buffett hat es schön gesagt: Erst wenn die Ebbe kommt, sieht man, wer nackt ins Meer gestiegen ist. Angesichts der aktuellen Abschwächung im polnischen E-Commerce Markt zeigt das Management, wie stark das ‘polnische Shopify’ aufgestellt ist. Es gibt viel Neues zur Shoper-Aktie zu berichten, los geht’s:
Shoper-Aktie: Zahlen zum dritten Quartal
Die Wahl in Polen ist vorbei und das demokratische Lager hat gesiegt. Aber es gibt keine Zeit zum Feiern, denn der Herbst bringt ein durchwachsenes wirtschaftliches Umfeld auch nach Polen. Der polnische Konsument schwächelt, die Umsätze im Einzelhandel schrumpfen in den ersten neun Monaten um 3,4 Prozent.
Der säkulare Trend zum elektronischen Warenverkauf, der das Shoper Geschäftsmodell trägt, setzt sich dennoch fort. Das Verhältnis von E-Commerce Umsätzen in Polen ist im Vergleich zu den gesamten Einzelhandelsumsätzen mit einer Quote von rund 9 Prozent vergleichsweise niedrig (globaler Durchschnitt im Jahr 2022: 19 Prozent) und hat damit weiterhin Nachholbedarf.
Nach Einschätzung des Shoper Managements lag das Wachstum des polnischen E-Commerce Marktes im dritten Quartal (immer gegen Vorjahr) im einstelligen Prozentbereich. Insbesondere der September war schwach, denn zu der konjunkturellen Abschwächung gesellte sich ein ungewöhnlich warmes Wetter – schlecht für E-Commerce. GMV (Warenumsatz) stieg gleichzeitig um 11 Prozent, also etwas aber nicht viel mehr als der Markt, auf 2,2 Milliarden PLN.
Shoper hat aus dem mäßigen Umfeld das Beste gemacht und den Kunden mehr Leistungen verkauft. Der Umsatz wuchs um 19 Prozent auf 37,4 Millionen PLN, ein Rekord. Der Bereich Solutions, also Mehrwertleistungen, die den Service verbessern und den Umsatz steigern sollen, legte um 21 Prozent zu, Subscriptions dagegen nur um 14 Prozent, hier dauert es länger, bis die bereits im letzten Jahr durchgeführten Preiserhöhungen wirksam werden. Take Rate stieg um 12 Basispunkte auf 1,69 Prozent.
EBITDA adj. lag mit 12,1 Millionen PLN um 32 Prozent höher. Die Ebitda-Marge betrug 32,4 Prozent, 3,1 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Cash Conversion war über 90 Prozent.
Der Reingewinn lag mit 8,5 Millionen PLN um 48 Prozent höher. Die Nettomarge lag bei 17,4 Prozent, 3,3 Prozentpunkte höher als im Vorjahr. Nicht schlecht.
Der operative Cashflow lag bei 9,7 Millionen PLN, im Vorjahr waren es 8,2 Millionen PLN. gewesen
Realitäts-Check der Shoper Ziele für das Gesamtjahr. Nur das Ziel, beim GMV doppelt so viel zu wachsen wie der Markt, wurde verfehlt. Ansonsten ist alles im grünen Bereich.
Ausblick
Shoper lässt sich nicht vom kalten wirtschaftlichen Gegenwind infizieren. Neue Dynamik soll ein attraktiver Deal mit Home.pl, dem größten Register für polnische Internet-Domains, bringen. Die 3.000 Home.pl Kunden mit 1 Milliarde Zloty GMV wurden bisher mit einer White-Label Lösung bedient, Shoper erhielt dafür bisher fixe Lizenzgebühren.
Bereits 1.000 Kunden wurden jetzt transferiert, der Rest folgt jetzt. Home.pl erhält im Gegenzug einen Anteil an den Gebühren. Der Clou: Jetzt kann Shoper den Kunden das Sortiment an Zusatzleistungen zur Umsatzsteigerungen anbieten.
Das Geschäft ist für alle Parteien sinnvoll und soll das Shoper GMV Wachstum von 12 Prozent YTD auf 13 bis 15 Prozent im Gesamtjahr anfeuern.
Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit Gomag in Rumänien der Geschäftsbetrieb aufgenommen. In erster Linie sollen die 3.000 Goma Store-Kunden bedient werden. Die ersten Abschlüsse sind bereits gemacht.
Auf der E-Commerce Epo wird außerdem in Warschau aktuell die neue virtuelle Storefront für Shoper-Kunden vorgestellt. Wir sind gespannt.
Positiv
Shoper ist Cashflow-positiv und hat keine Schulden. Damit ist das Unternehmen ideal für Zukäufe in Zeiten wirtschaftlicher Abschwächung aufgestellt. Laut Management gibt es zahlreiche Opportunitäten, die heute bereits zum Verkauf stehen, die Preise dürften aber noch fallen.
Negativ
Die Wachstumsraten des polnischen E-Commerce Marktes dürften, bedingt durch die paneuropäische wirtschaftliche Abschwächung, auch nächstes Jahr noch schwach bleiben.
My Take zur Shoper-Aktie
Das Management Team beweist gerade in schwierigeren Zeiten Qualität. Auf Basis der Marktkapitalisierung von 900 Millionen Zloty liegt das aktuelle Kurs -Umsatzverhältnis der Shoper-Aktie bei 6, ein historischer Tiefpunkt. Auch das annualisierte KGV sieht jetzt mit 25 optisch nicht mehr teuer aus.
Wir behalten unsere Position im EM Digital Leaders und freuen uns auf die Zahlen im neuen Jahr; dann dürfte die Shoper-Aktie angesichts des guten Umsatzwachstums noch attraktiver werden. Nach zwei Jahren dynamischen Wachstums hat die Shoper-Aktie zunehmend auch Value-Qualitäten und würde dann vielleicht sogar dem Beuteschema von Value-Investoren wie Warren Buffett entsprechen.
Disclaimer
The EM Digital Leaders und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Shoper. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Steffen war von 1998 bis 2006 im Fondsmanagement der DWS als Leiter Aktien Osteuropa tätig und dort für bis zu 5 Mrd. Euro AuM verantwortlich. Er wurde für seine Arbeit als Fondsmanager mehrfach prämiert u.a. wurde er von der Zeitschrift Finanzen 2003 mit dem DWS Russia als Fondsmanager das Jahres ausgezeichnet. Anschließend machte er sich in London selbständig und verwaltete über 10 Jahre lang Hedge Fonds. Anfang 2021 stieg er als Partner bei Pyfore Capital ein und ist seither für das Fondsmanagement des EM Digital Leaders verantwortlich.
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