Mit Quartalszahlen von Taiwan Semiconductor starten wir in eine Berichtssaison, die viel Spannung verspricht. Anleger schauen zwar unverändert auf die Gewinne, aber die Umsatzlage gibt Aufschluss auf die Frage, wie sich die Auftragslage angesichts einer sich verlangsamenden US-Wirtschaft entwickelt.
Quartalszahlen und die Entwicklung der TSMC-Aktie werden von Investoren weltweit immer mit besonderer Spannung verfolgt, schließlich ist das Unternehmen die mit Abstand führende Werkbank der weltweiten Halbleiterindustrie.
TSMC-Aktie: Zahlen zum dritten Quartal
Im Vorfeld der Berichtssaison hatten viele Analysehäuser ihre Schätzungen für das dritte Quartal gesenkt. Tatsächlich fielen aber die TSMC-Zahlen besser aus als erwartet.
Umsatz: 546 Milliarden Neue Taiwan-Dollar (NTD) versus erwartet 537 Milliarden NTD (immer Bloomberg Consensus). Das ist ein Rückgang von 10,8 Prozent gegenüber Vorjahr, aber ein Anstieg von 13,7 Prozent gegenüber Vorquartal.
Operativer Gewinn: 211 Milliarden NTD versus erwartet 190 Milliarden NTD
Bruttomarge: 54,3 Prozent versus erwartet 52,9 Prozent
Operative Marge: 41,7 Prozent versus erwartet 40,2 Prozent.
Wesentlich zu den besseren Zahlen beigetragen hat die Schwäche der lokalen Währung bzw. der starke US-Dollar, schließlich entfielen 69 Prozent der Umsätze im abgelaufenen Quartal auf Nordamerika. Bemerkenswert ist, wie stark das Geschäft mit Smartphones wieder angezogen hat, nämlich um 33 Prozent gegenüber Vorquartal.
Zwar macht TSM weiterhin mit High-Performance-Computing (HPC) – unter anderem die KI-Beschleuniger für Nvidia – den größten Umsatz, aber das traditionell starke Smartphone-Geschäft zieht wieder an. Auf die Frage von JPMorgaen-Analyst Gokul Hariharan, ob sich die KI-Nachfrage sukzessive Richtung „edge“, also den Endgeräten, verlagern würde, antwortete CEO C.C Wei mit: „The answer is again very simple: yes. Neural engines, such as those designed into Apple and Google’s mobile engines, are adding to growth for TSM’s AI business.”
TSM sieht allmählich eine stabilere Nachfrage für PCs und Smartphones aufgrund niedrigerer Lagerbestände. Allerdings sind die „days of inventory“ bei TSM von 99 Tagen in Q2 auf 96 Tage gefallen, das ist immer noch untypisch hoch. Dennoch ist die Guidance für das vierte Quartal recht positiv ausgefallen. Für das laufende Quartal erwartet TSMC einen Umsatz zwischen 18,8 und 19,6 Mrd. US-Dollar und eine Marge zwischen 51,5 und 53,5 Prozent. Damit geht TSM nun von einem Umsatzrückgang im Gesamtjahr 2023 von ca. 6 Prozent aus, ursprünglich hatte man einen Rückgang von 10 Prozent erwartet. Die Zahlen kamen gut an bei den Investoren. Die TSMC-Aktie legte am gleichen Tag 3,7 Prozent an der NYSE zu
Positiv
TSM hat wiederholt die zuvor gesenkten Erwartungen übertroffen. Das Management sieht erste Anzeichen der Erholung für PCs und Smartphones. TSM’s neueste 3-Nanometer-Prozess Generation, die für Apple und Nvidia im Einsatz ist, hat einen guten Start hingelegt, wie die Graphik unten zeigt.
Der Umsatzbeitrag liegt bereits im ersten Quartal seit Launch bei 6 Prozent, während die Konkurrenz erst 2024 bzw. 2025 die Produktion von 3-Nanometer plant. 2025 wird TSM allerdings schon mit der Produktion der 2-Nanometer-Chips beginnen.
Negativ
TSM hat die Kapazitätsengpässe für die KI-Beschleuniger von Nvidia bisher noch nicht beseitigen können. Die Kapazität für Chip-on-Wafer-on-Substrate (CoWoS) kann TSM aufgrund von Engpässen bei Zulieferern nicht ausreichend erhöhen, um die Nachfrage zu befriedigen. Allerdings verschiebt das aktuell die Umsätze nur nach hinten, da TSM hier keine Konkurrenz hat. Die von den USA angekündigten neuen Restriktionen für Nvidia-Chips werden TSM zwar kurzfristig nicht belasten, so das Management, aber die langfristigen Folgen würde man gerade ausrechnen.
My Take zur TSMC-Aktie
TSMC zeigt sich wieder in beeindruckender Verfassung. Neben der Marktführerschaft für die Fertigung von HPC-Chips, zieht nun auch das traditionelle Kerngeschäft mit Consumer Technology an. Das Unternehmen ist zudem mit einem KGV(2024) von geschätzt 14 angesichts der Dominanz und der Margen attraktiv bewertet und abgesehen vom China-Risiko ein sehr naheliegender Ansatz, um am AI-Boom zu partizipieren.
Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von TSMC. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.
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