Es gibt tatsächlich in diesen Tagen einige Technologieaktien, die sich unbeeindruckt von der heftigen Korrektur der meisten Softwarewerte zeigen und zuletzt sogar neue Allzeithochs erreicht haben. Neben Apple und Microsoft hat das auch unser Portfoliowert Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. (TSMC) geschafft.
Wir hatten die TSMC Aktie als die heimliche Macht in der Chipindustrie vor ziemlich genau einem Jahr hier im Blog portraitiert. Das Unternehmen ist der weltgrößte Auftragsfertiger in der Halbleiterindustrie und seit dem Start von The Digital Leaders Fund unser Favorit unter den Chip-Aktien.
Die TSMC Ergebnisse zum Q3 2019
TSMC hat sehr gute Ergebnisse zum 3. Quartal 2019 vorgelegt. Der Umsatz stieg (ohne Währungseffekte) um knapp 13 Prozent gegenüber Vorjahr und sogar mehr als 21 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Bruttomarge konnte dank hoher Auslastung um mehr als 400 Basispunkte gesteigert werden gegenüber dem relativ schwachen Q2 und lag mit 48 Prozent auf Vorjahresniveau. Auch unter dem Strich war TSMC mit einer Nettomarge von über 34 Prozent genauso profitabel wie im Vergleichsquartal des Vorjahres.
TSMC steht vor einem neuen Wachstumszyklus
TSMC kann auch als ein Gradmesser für den Zustand der weltweiten Chip-Industrie angesehen werden, denn das Unternehmen ist Auftragsfertiger für Apple, AMD, Broadcom, Nvidia, Qualcomm und andere. Dadurch partizipiert TSMC an der Entwicklung einer ganzen Vielzahl von Megatrends wie 5G, IoT, AI und Cloud.
Wenn Apples iPhone 11 ein Erfolg wird (und danach sieht es aus), dann profitiert insbesondere auch TSMC davon.
Das TSMC-Management hat sich im Analystencall zu den Q3-Zahlen für die nahe Zukunft so optimistisch gezeigt wie schon länger nicht mehr. Für das laufende Q4 2019 erwartet TSMC eine 10 Prozent Steigerung gegenüber Q3 und eine Steigerung der Bruttomarge auf 50 Prozent.
Die wohl wichtigste Neuigkeit aus dem Q3 Analystencall war die Bekanntgabe, die Investitionen in zusätzliche Kapazitäten für die 7 Nanometer und 5 Nanometer Produktionslinien um $4 Milliarden zu erhöhen. Der Grund: TSMC blickt nun viel optimistischer auf den Bedarf an entsprechenden Chips, die ab 2020 zum Beispiel für den Rollout von 5G-Komponenten benötigt werden. Das TSMC Management erwartet, dass 5G kompatible Smartphones (wie die nächste iPhone Generation) sich in 2020 schnell am Markt etablieren werden. Diese enthalten mehr TSMC-Komponenten im Vergleich zu den 4G Vorgängermodellen. Anscheinend zeichnet sich ab, dass der 5G Rollout in einigen Regionen der Welt wesentlich schneller vorankommt als noch vor einem halben Jahr erwartet.
Zusätzliches Wachstum kostet Geld
Durch die zusätzlichen Investitionen wird der Free Cashflow bei TSMC in 2019 entsprechend niedriger ausfallen als erwartet. In den kommenden Jahren werden als Folge davon die Abschreibungen steigen. Die gute Nachricht: Ab 2020 plant TSMC angesichts der jetzt beschlossenen Kapazitätserweiterungen die Rückkehr zu einem zweistelligen Wachstum, auch wenn das offiziell bisher noch nicht so kommuniziert wurde.
Wir erwarten Anfang 2020 eine Erhöhung der mittelfristigen Wachstumsprognose. Derzeit geht man offiziell noch von einem hohen einstelligen Wachstum in den kommenden Jahren aus. Dazu passen aber weder die vorgelegten Zusatzinvestitionen noch der vor bereits vor einigen Monaten kommunizierte Plan, 3.000 neue Stellen zu schaffen.
Bereits im ersten Halbjahr 2020 will TSMC neue Chips in 5 Nanometer-Technologie in großen Stückzahlen ausliefern. Auch die Entwicklungsarbeiten an der nachfolgenden 3 Nanometer-Baureihe laufen auf Hochtouren. Das TSMC Management gibt sich sehr selbstbewusst und erwartet, dass TSMC auch in der Zukunft der Technologieführer unter den Foundries sein wird und damit seine marktführende Position bei den Auftragsfertigern in der Chipindustrie verteidigen bzw. ausbauen kann.
Schon heute hat der Foundries-Markt oligopolistische Strukturen, da die massiven Investitionskosten für immer feinere Fertigungsprozesse nur von ganz wenigen Anbietern wie TSMC und Samsung gestemmt werden können. Entsprechend verschiebt sich die Verhandlungsposition bei Preisen zugunsten von TSMC, was sich in den hohen Nettomargen widerspiegelt.
Die Bewertung der TSMC Aktie
Angesichts der neuen Höhen stellt sich die Frage, ob die TSMC Aktie nach einem 35 Prozent Kursgewinn seit Jahresbeginn noch angemessen bewertet ist. Denn auch das EV/Sales-Verhältnis und das Kurs-Gewinn-Verhältnis haben sich im Jahresverlauf wesentlich erhöht, die Aktie ist optisch deutlich teurer geworden.
Dennoch werden wir auch weiterhin langfristig in TSMC investiert bleiben. Ein KGV von 18 ist vertretbar angesichts der sich abzeichnenden Wachstumsbeschleunigung ab 2020.
Die TSMC Aktie ist und bleibt unser Basisinvestment in die weltweite Chipindustrie. Wir erwarten unverändert eine Wertsteigerung unserer Beteiligung von 10-15 Prozent pro Jahr. Damit wäre die Aktie sicherlich kein Highflyer, aber ein wichtiger Stabilisator im doch recht volatilen Portfolio von The Digital Leaders Fund. In unserem TSMC-Update vom Januar 2019 hatten wir ja schon darauf hingewiesen, warum die Aktie sich in Schwächephasen wesentlich stabiler als die bekannten Fabless Manufacturer zeigt.
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Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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