Speed Updates: Etsy, Solaredge, Match, Mercadolibre u.a.

6. Mai 2022

Updates zu diversen Portfoliowerten

Was für eine fürchterliche Woche für Aktien und Bondinvestoren! Mitten in die schlechte Stimmung haben auch einige unserer Portfoliounternehmen Zahlen für das abgelaufene Quartal präsentiert. Waren die Zahlen letzte Woche außerordentlich gut, ist das Bild jetzt eher gemischt. Zwei Wörter dominieren die Earning Calls: “Macro” und “Headwind”. Das volkswirtschaftliche Umfeld wird schwieriger. Die Unsicherheit ist so groß, dass Unternehmen reihenweise ihre Guidance senken und teilweise keine Prognose mehr abgeben. Doch es gibt auch Unternehmen, die Positives zu verkünden haben. Hier ein Schnelldurchgang durch unsere Portfoliotitel: 

Etsy: Offensichtlich ist kein Unternehmen immun gegen die E-Commerce Flaute. Der Umsatz stieg im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahresniveau um 5,2 Prozent, aber der Bruttowarenwert (GSM) ging um zwei Prozent zurück. Das ist der erste Rückgang des GSM überhaupt. Enttäuscht hat aber vor allem die Guidance. Der Umsatz soll in Q2 nur noch 2-11 Prozent wachsen. Die Spanne ist auch Ausdruck der Unsicherheit. Die EBITDA Marge soll trotz Preiserhöhung nur bei 25 Prozent liegen. Das ist ein deutlicher Dämpfer für Etsy-Optimisten wie mich. Etsy bleibt ein Quality-Growth Unternehmen. Aber das „Growth“ wird dieses Jahr sehr bescheiden ausfallen. Das erste Halbjahr 2021 ist extrem positiv gewesen, imzweiten Halbjahr wird der Basiseffekt etwas günstiger. Kurzfristig muss man mit Etsy aber durch ein Tal der Tränen. Die Aktie brach gestern satte. 16,8 Prozent ein. Autsch!  Anderen E-Commerce Unternehmen ging es nicht besser: Shopify gab 15, Wayfair 25,7 und Ebay 11,7 Prozent jeweils nach enttäuschenden Zahlen ab. 

Mercadolibre: Ein Unternehmen rettete die E-Commerce Ehre diese Woche. Mercadolibre hat gestern nachbörslich beeindruckende Zahlen präsentiert. Der Umsatz ist 12 Prozent gestiegen, der Vorsteuergewinn 33 Prozent. Das lag auch am sehr guten Fintech Geschäft. Aktive Fintech Nutzer sind um 31 Prozent auf 36 Mio. angestiegen, das Kreditbuch ist deutlich ausgeweitet und die Rate der faulen Kredite dabei weiter reduziert worden. Die Takerate für Mercadopago ist auf 3,8 Prozent gestiegen, für E-Commerce auf 16,7 Prozent. Beides deutlich über den Erwartungen. Vorbörslich notiert die Aktie 6 Prozent höher. MELI ist in unserem EM Digital Leaders Portfolio. Mein Kollege Steffen Gruschka hat jüngst einen Blogartikel zu MELI verfasst: E-Commerce und Payments am Amazonas.

Expedia: Unser Portfolioneuzugang Expedia hat die Umsätze in Q1 gegenüber Vorjahr um 80 Prozent steigern können. Die Bruttobuchungen und die EBITDA Marge fielen etwas magerer aus als erwartet. Allerdings sind die Buchungen im Februar, März, April jeweils höher ausgefallen als im Vorpandemie-Jahr 2019. In Q1 hat Vrbo (eine Art Konkurrent zu Airbnb in den USA) 50 Prozent Neukundengewinne verzeichnet. Aber die Nachfrage nach Ferienhäusern ist aktuell viel größer als das Angebot. Expedia hat sich im Earnings Call nicht so euphorisch zu den Zukunftsaussichten gegeben wie Airbnb und Booking diese Woche. Der schöne Terminus „Sandbagging“ passt hier vielleicht. Den Investoren hat es nicht geschmeckt. In einem fürchterlichen Markt ist die Aktie seit Bekanntgabe der Zahlen 21 Prozent abverkauft worden.

Match Group: Der führende Anbieter für Datingservices hat im Q1 den Umsatz um 20 Prozent und den operativen Gewinn um 19 Prozent steigern können. Die operative Marge lag in Q1 bei 34 Prozent. Für das Gesamtjahr schätzt die Tinder-Mutter das Umsatzwachstum nur noch mit 15-20 Prozent. Allerdings macht der starke Dollar allein 4 Prozentpunkte aus. 

Nach nur zwei Jahren an der Spitze wird CEO Shar Dubey Platz machen für Bernard Kim. Ich halte das für eine sehr gute Personalie. Kim ist seit 2016 Präsident von Zynga, ein führendes Gaming Unternehmen, bekannt u.a. für das Spiel FarmVille. 

Dating allein reicht Match Group nicht aus, das Unternehmen strebt in den größeren Unterhaltungsmarkt. Weitere spannende News: Im Sommer soll Tinder Coin kommen. Ich bin sehr gespannt darauf, wie positiv sich das auf die Profitabilität auswirkt. Zudem: Der Shootingstar unter den Dating-Apps Hinge wird in weiteren Ländern ausgerollt. Ab Sommer auch in Deutschland. Die Match Aktie reagierte zunächst positiv auf die Zahlen, gab aber im Sell-off gestern wieder die Gewinne ab.

SolarEdge: Das zu den führenden Anbietern für Solarmodule (Photovoltaik, Wechselrichter, Batteriespeicher) gehörende Unternehmen aus Israel hat solide Zahlen geliefert. Das Umsatzwachstum lag mit über 61 Prozent über den Erwartungen, die Gewinnmarge war belastet durch höhere Kosten für Fracht und Halbleiter (IGBTs und ASICs). Das sollte auch in Q2 die Ergebnisse belasten. SolarEdge fährt die Produktion in Mexiko hoch und wird in 2022 20 Prozent des Bedarfs in Amerika aus Mexiko heraus decken. Der Clean Tech Push weltweit beschert SolarEdge eine Sonderkonjunktur. Allein in Europa ist die Lieferung von Solarmodulen gegenüber Vorquartal um über 40 Prozent gestiegen. SolarEdge hat die Preise in Q1 erhöht und die Guidance für Q2 deutlich nach oben gehoben. Trotz mieser Stimmung am Markt liegt die Aktie 5 Prozent höher seit Veröffentlichung der Zahlen.

Letzte Woche galt noch, gute Zahlen, schlechte Stimmung. Diese Woche sind die Zahlen eher launig, die Stimmung aber noch mieser gewesen. Aber viele Aktien sind schon heftig abgestraft worden, und die Erwartungen werden deutlich nach unten angepasst. Es gibt Börsenphasen nach extremen Kurseinbrüchen, da ist die Erwartung so schlecht, dass Aktien plötzlich mit mageren Zahlen steigen. Soweit sind wir aber noch nicht.

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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3 Antworten

    1. Stimmt. Auch hier sind die Zahlen geprägt von „macro headwinds“. Zahlen ok, Ausblick schlechter. Aber Zalando ist aktuell nur mit dem zweifachen Bruttogewinn bewertet.

      1. Ich finde die diversen in den letzten Monaten erschienenen Medienberichte über die Unternehmenskultur allmählich schon etwas besorgniserregend, insbesondere den in den letzten anderthalb Jahren zweistelligen Exodus an Vice Presidents und ganz insbesondere die Verluste von Herbrich und Daliri-Freyduni. Freeman empfand ich zu seiner Amazon-Zeit schon immer als recht schwierigen Charakter, bei Zalando scheint der Mann nicht anders zu handeln … Eine sehr fragwürdige Personalwahl in meinen Augen.

        About You gefällt mir insgesamt persönlich deutlich besser, allerdings frage ich mich angesichts des derzeitigen Enterprise Values, wie lange das Unternehmen noch börsennotiert sein wird. Wenn der Kurs noch ein bisschen tiefer geht, dürften sich Otto und Povlsen wohl für den IPO-Erlös bedanken und das Ding für ein überschaubares Premium wieder von der Börse nehmen …

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