Zscaler: Zahlen zum Q1 FY2020 bestätigen Wachstumstrend

4. Dezember 2019

Zscaler Quartalszahlen Q1 FY2020 - Logo auf Firmengebäude

Im Oktober 2019 hatten wir hier im Blog Zscaler erstmals vorgestellt. Das Unternehmen ist der führende Anbieter von Cloud-Security-Services und seit einigen Monaten im Portfolio von The Digital Leaders Fund. Gerade hat das Unternehmen seine Geschäftszahlen für das 1. Quartal des bis zum 31.07.2020 laufenden Geschäftsjahres vorgelegt.

Zscaler - Reaktion des Aktienkurses nach Veröffentlichung der Quartalszahlen Q1 FY2020

Zusammenfassung der Ergebnisse zum Q1 FY 2020

  • Die Umsätze sind um 48 Prozent auf $94 Millionen gewachsen. Das ist eine deutliche Verlangsamung gegenüber dem Vorjahresquartal, als das Unternehmen noch 59 Prozent gewachsen war.
  • Die Billings wuchsen um 37 Prozent auf $88 Millionen und entwickelten sich damit besser als im Vorquartal (+32 Prozent). Hier zeigt sich dennoch die Verlangsamung des Wachstums im Vorjahresvergleich besonders deutlich, denn im Q1 FY19 waren die Billings noch um 56 Prozent angestiegen.
  • Der Anstieg der nicht realisierten Umsätze in der Bilanz (Deferred Revenues) betrug 49 Prozent auf $246 Millionen.
  • Das GAAP-Ergebnis war unterm Strich mit einem Verlust von $17 Millionen (das heißt 18 Prozent vom Umsatz) deutlich negativer als im Vorjahresquartal. Damals wurde eine negative Marge von 12 Prozent ausgewiesen.
  • Auf Non-GAAP-Basis, also u.a. bereinigt um die Vergütung der Angestellten mit Aktienoptionen, wurde ein positives Ergebnis von $4 Millionen erreicht.
  • Weiterhin positiv entwickelte sich der Free Cashflow, der $9,4 Millionen erreichte und damit genau 10 Prozent des Umsatzes betrug. Im Vorjahresquartal war eine Free Cashflow-Marge von 8 Prozent erreicht worden.
  • Der Barmittelbestand erhöhte sich damit zum 31.10.2019 auf $378 Millionen.

Die eigene Guidance für das Q1 wurde damit – wie bei Zscaler üblich – teilweise deutlich übertroffen.

Erhöhung der Guidance für 2020

Die doch sehr konservative initiale Umsatzguidance für das laufende Gesamtjahr 2020 wurde nun wie erwartet erhöht. Aktuell wird ein Umsatzwachstum um 35 Prozent auf circa $410 Millionen prognostiziert. Bisher sah die Guidance ein Wachstum von 32 Prozent vor. Die Billings sollen auf circa $505 Millionen ansteigen (bisher $495 Millionen). Wir gehen weiterhin davon aus, dass Zscaler diese Guidance auch in den folgenden Quartalen übertreffen und auch in 2020 nochmals um über 40 Prozent wachsen wird.

Nicht nach oben angepasst wurde trotz der Umsatzentwicklung die Erwartung beim operativen Ergebnis. Dieses sieht weiterhin maximal $18 Millionen (Non-GAAP) vor. Somit wird der zusätzliche Umsatz aktuell vollständig in den weiteren Ausbau der Zscaler Organisation und dort insbesondere in Vertrieb und Marketing investiert.

Das Unternehmen befindet sich weiterhin im Land-Grab-Modus und wird auch im laufenden Geschäftsjahr (noch) nicht auf Profitabilität getrimmt. Das muss man als Investor nicht gutheißen, aber es ist typisch für die Art und Weise wie diese High-Growth-Unternehmen insbesondere im Silicon Valley geführt werden.

Erweiterung des Management-Teams

Im September wurde mit Dali Rajic ein neuer Chief Revenue Officer (CRO) eingestellt, der ab sofort nicht nur für den Vertrieb, sondern auch für alle Go-to-Market-Strategien verantwortlich ist. Ein solcher Wechsel in der Vertriebsverantwortung bringt üblicherweise zusätzliche Investments in den Vertrieb mit sich. Kurzfristig verursacht er immer auch einiges an operativen Störungen, da ein solcher Wechsel an der Spitze oft einiges an Fluktuation in der Vertriebsorganisation nach sich zieht.

Für ein nachhaltiges Wachstum in ein Umsatzvolumen jenseits des Milliarden-Dollar-Meilensteins hinein ist es jedoch unabdingbar, neue Vertriebsprozesse zu implementieren. Nur so kann ein Unternehmen wie Zscaler langfristig weiter skalieren.

Dennoch: ein solcher Neuzugang im Managementteam ist oft ein kritischer Punkt für die weitere Unternehmensentwicklung und wir werden in den kommenden Quartalen genau beobachten, ob Dali Rajic, der die gleiche Rolle bei AppDynamics vor der Übernahme durch Cisco innehatte, der Richtige für diesen Job bei Zscaler ist.

Kundenbasis noch mit großem Potenzial

Eine seiner Hauptaufgaben wird es sein, die Durchdringung bei den großen Enterprise Kunden weiter voranzutreiben. Aktuell sind 20 Prozent der Global 2000 Kunden bei Zscaler. Diese 400 Kunden steuern circa die Hälfte des Gesamtumsatzes bei. Da gibt es noch viel Luft nach oben, alleine im Kundenkreis der Global 2000, denn prinzipiell kommt jedes große Unternehmen als Zielkunde für Zscaler in Frage.

Zscaler Quartalszahlen Q1 FY2020 - Statistik zur Kundenbasis

Ein weiterer interessanter Kundenkreis für Zscaler ist die öffentliche Verwaltung, insbesondere in den USA. Dort ist für jeden Software-Anbieter die aufwendige FedRAMP-Zertifizierung eine Grundvoraussetzung für den Geschäftserfolg mit den Behörden. Der Zscaler Internet Access (ZIA) ist aktuell das einzige FedRAMP-zertifizierte Cloud-Internet-Gateway. Und Zscaler Private Access (ZPA) ist der erste und einzige Cloud-Sicherheitsdienst, der die FedRAMP-Zertifizierung für vertrauenswürdigen Remote-Zugriff erhalten hat.

Das ist besonders wichtig vor dem Hintergrund, dass mit Microsoft der vielleicht wichtigste strategischer Partner von Zscaler kürzlich den Wettbewerb um den milliardenschweren Jedi-Vertrag mit den US-Regierungsbehörden gewonnen hat. Zusammen mit der FedRAMP-Zertifizierung der Zscaler Produkte dürfte das in den kommenden Jahren einen erheblichen Rückenwind für das ZScaler Geschäft im öffentlichen Sektor bedeuten.

Die vor einigen Monaten angekündigte Erweiterung des Produktportfolios hingegen spielt im laufenden Geschäftsjahr noch keine nennenswerte Rolle. Strategisch wichtig für die Zukunft ist es aber allemal, da Zscaler sich damit vom One-Trick-Pony aktuell zu einem echten Plattformanbieter mit zahlreichen Produkten und entsprechenden Upsell-Möglichkeiten weiterentwickelt.

Zscaler Quartalszahlen Q1 FY2020 - Produktübersicht

Wettbewerbssituation von Zscaler

Einige Analysten haben sich besorgt über einen zunehmenden Wettbewerbsdruck geäußert. Tatsächlich gibt es Produktoffensiven seitens der etablierten Security-Provider, die – auch aufgrund des großen Erfolges von Zscaler – mittlerweile ebenfalls Cloud-Services anbieten.

Jay Chaudry, der Gründer und CEO von Zscaler, hat diese virtualisierten Cloud-Lösungen der Firewall-Hersteller, die unter dem plakativen Begriff der „NextGen Firewalls“ angeboten werden, wie folgt beschrieben:

„You can take legacy single tenant security appliances and stick them in the cloud as virtual machines and call it cloud security that would be like placing thousands of DVD players in a public cloud and calling it a Netflix streaming service.“ 

Selbstverständlich ist das ein drastischer Vergleich, aber nüchtern betrachtet ist da viel Wahres dran: Tatsächlich haben sich in der Vergangenheit marktführende SaaS-Services wie von Salesforce oder Workday immer nur dann etabliert, wenn eine komplett neue multi-mandantenfähigen Cloud-Architektur als Basis diente. Man kann eine gute on-premises-Lösung in der Regel nicht zu einer guten Cloud-Lösung weiterentwickeln, da die grundsätzlichen Design-Prinzipien völlig andere sind.

Daher ist Zscaler mit seinem wahrhaft disruptiven und rein cloud-basierten Ansatz in einer ausgezeichneten Wettbewerbsposition gegenüber diesen „NextGen Firewalls“ von Palo Alto, Cisco und Co. Dennoch können diese wesentlich größeren Unternehmen zumindest kurzfristig aufgrund ihres stärkeren Vertriebs auch mit einem technologisch unterlegenen Produkt im Wettbewerb gegen Zscaler erfolgreich sein. Langfristig dürfte Zscaler aber eher im Wettbewerb mit anderen nativen Cloud-Networking-Providern wie zum Beispiel Cloudflare stehen, die vor wenigen Monaten ihren eigenen IPO an der NYSE feiern durften.

Zscaler Quartalszahlen Q1 FY2020 – Fazit

In den letzten 3 Monaten seit unserem Erstinvestment in Zscaler hat sich für uns nichts am Investment Case geändert. Auch die Bewertung der Zscaler Aktie ist nahezu unverändert geblieben. Die Aktie ist mit einem EV/Sales-Verhältnis von circa 15 auf Basis der Zahlen des laufenden Geschäftsjahres immer noch teuer, aber nicht mehr völlig abgehoben bewertet wie noch vor einem halben Jahr.

Das Unternehmen wird im Laufe der Zeit in diese Bewertung hinein- und darüber hinauswachsen. Daher bleiben wir mit The Digital Leaders Fund in der Zscaler Aktie investiert. 
Wenn Du Zscaler auch zukünftig weiter mit uns beobachten willst, dann kannst Du Dich hier für unseren kostenlosen Newsletter anmelden.


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Autor

  • Stefan Waldhauser

    Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

Stefan Waldhauser

Stefan Waldhauser

Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.

Aktuelle Beiträge

8 Antworten

  1. Hallo Stefan,

    Vielen Dank für Deine Einschätzung. Immer schön, nochmal bestätigt zu kommen, dass der Einbruch vermutlich nicht auf nachhaltige Probleme zurückgeht.
    ZS hatte ich nach dem starken Absturz vor einigen Monaten schon auf der Wunschliste. Nachdem Du dann in einem Deiner HGI Beiträge angedeutet hattest (ich glaube, es ging darin um den generellen Absturz von SaaS Aktien), demnächst eine Analyse/Vorstellung zu veröffentlichen, habe ich den Kauf nochmal aufgeschoben bis dann tatsächlich der Artikel erschien … Ergebnis: Ich habe noch überzeugter und nochmal rund 8% billiger eingekauft :-). Danke!

    Wirst Du Dich auch noch zum ähnlichen Vorgang bei ESTC äußern? Ich plane, hier nochmal ein ‚average-down‘ zu machen. Aber falls Du Dich dazu noch äußerst, warte ich noch :-D.
    Ich habe momentan den Eindruck, dass sich die Management-Teams ultra-vorsichtig beim Ausblick geben, woraufhin unvermeidlich ein (vermutlich auch algorithmen-gestützter) Sell-Off einsetzt.

    Noch Off-Topic: Da Du Dich ja sichtlich gefreut hattest, als Du mit ESTC mal einen europäischen Player gefunden hast, wollte ich mal nachfragen, ob Du Dich schon mal mit Talend ($TLND) aus Frankreich auseinandergesetzt hast.
    Wenn ich das richtig verstehe, bietet sie Mittel zur (Big) Data-Fusion und mehr an. Bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob sie Konkurrenz oder komplementär zu AYX und/oder ESTC sind. Auf jeden Fall sind sie verhältnismäßig günstig momentan, u.A. weil — ähnlich wie bei NTNX — die Umstellung auf Cloud-Services/Subscriptions temporär negative Effekte auf die Zahlen hat.

    VG
    Robert

    1. Hallo Robert,
      Tatsächlich wird in Kürze ein aktueller Beitrag zu Elastic hier im Blog erscheinen.

      In Talend war ich nach deren IPO vor einigen Jahren(zu Zeiten als es den DLF noch nicht gab) schon mal recht erfolgreich investiert. Ich hatte da im Hype rechtzeitig Gewinne mitgenommen Jetzt nah dem Absturz könnte ich da tatsächlich mal wieder genauer hinschauen…

      VG Stefan

      1. Welchen Mehrwert bietet denn die Technik von Zscaler im Vergleich zu den NextGen-Firewalls? Sind nicht die einfacheren und vermutlich günstigeren Varianten der etablierten Konkurrenz genau so gut? Die Kosten spielen halt wie so oft die Hauptrolle.

  2. Wird es noch einen detaillierten Bericht zu der aktuellen Konkurrenz Cloudflare geben. Was kann Zscaler besser? Die Kunden von Cloudflare sind ja auch sehr große, bekannte Firmen, wie z.B. Adobe, Shopify, FBI etc.

    Das Wachstum für die erste Jahreshälfte liegt bei 48%, was ja gleich zu ZScaler ist. Cloudflare ist ja zusätzlich noch ein Web Delivery Content Anbieter. Was ist mit CrowdStrike? Auch ein potenzieller Konkurrent?

    1. Zumindest in diesem Jahr ist kein weiterer Beitrag zu diesem Thema geplant. Wir sind hier ein Publikumsfonds, der seine Anleger und Interessenten über seine Investments im Sinne des „Open Thinking“ sehr weitgehend informieren möchte. Wenn wir über jedes andere Unternehmen (in das wir nicht investieren) schreiben wollten, dann würden wir wohl eher zu einem Börseninformationsdienst mutieren. Das ist sicherlich nicht im Sinne unserer Anleger.

      1. Vielen Dank für Ihre Antwort. Es wäre interessant gewesen, insbesondere wenn in der Analyse die Konkurrenten erwähnt werden, wieso das Ursprungsinvestunternehmen ZScaler besser aufgestellt sein wird.

        „Allerdings würden wir uns noch mehr Feedback und Kommentare hier im Blog wünschen. Denn davon können auch wir nur profitieren.“

        Anbei mal ein konstruktives Feedback:
        In ihren Analysen fehlt zumeist der Grund wieso Sie in A aber nicht in B investiert sind. Im realen Leben z.B. bei einem Autokauf vergleicht man auch ein 3er BMW mit C-Klase und Audi A4. Dies muss natürlich nicht ausführlich sein, wobei ein paar Gründe den Fonds transparenter und nachvollziehbarer machen würden.

    1. Aber gerne doch Victor! Wir freuen uns sehr, dass unsere Beiträge so gerne und immer häufiger gelesen werden. Das ist eine tolle Bestätigung unserer Arbeit.
      Allerdings würden wir uns noch mehr Feedback und Kommentare hier im Blog wünschen. Denn davon können auch wir nur profitieren.

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