Agora-Aktie: Turnaround gelungen

28. Februar 2024

Agora-Aktie SaaS

Wir haben Ende 2023 nach einer desaströsen Performance der Agora-Aktie nachgekauft. Denn die fundamentale Entwicklung des Unternehmens ist besser, als es der Kurs signalisiert. Die jüngsten Quartalszahlen bestärken uns in unserer Einschätzung. Warum wir für den chinesischen Plattform-as-a-Service-Anbieter optimistisch gestimmt sind.

Seit unserem sukzessiven Einstieg Ende August 2023 hat sich die Agora-Aktie etwas erholt. Mit einem Plus von über 10 Prozent dieses Jahr hatte sich die Agora-Aktie bereits vor Veröffentlichung der Quartalszahlen besser entwickelt als viele chinesische ADRs. Nach den Zahlen zum vierten Quartal legte der Titel nochmal um knapp 19 Prozent zu.

Agora-Aktie-Kursverlauf-022024

Vor drei Jahren haben wir in einem Blogartikel das Unternehmen vorgestellt. Agora bietet seinen Kunden Schnittstellen an, um Real-Time Kommunikationslösungen wie Video- und Audio-Calls in Applikationen zu integrieren. Der Gründer und CEO Tony Zhao hat früher zusammen mit Zoom-Gründer Eric Yuan bei WebEx gearbeitet. Während letzterer sich mit der Endkundenlösung Zoom selbständig gemacht hat, wollte Tony Zhao mit einer B2B-Lösung Unternehmen ermöglichen, eigene Video-Call-Services zu entwickeln. Das hat zunächst auch sehr gut geklappt. Leider lag aber der Fokus des Unternehmens zu sehr auf der boomenden EdTech-Branche in China. Nach den verheerenden regulatorischen Eingriffen dort vor zwei Jahren ist die Agora-Aktie gecrasht und hat sich seither kaum erholt, obwohl einige EdTech-Werte wieder deutlich besser laufen.  

Agora-Aktie: Quartalszahlen – Turnaround dank Kostendisziplin

Der Umsatz im vierten Quartal von Agora ist um 10 Prozent (immer gegenüber Vorjahresquartal) auf 36 Millionen Dollar gefallen. Gegenüber dem Vorquartal ist das eine leichte Steigerung. Das lag im Rahmen der Erwartungen. Der Verlust je ADR lag im dritten Quartal bei 3 Dollar-Cent, die Erwartungen lagen bei einem Verlust von 7 Cents. 

Die Aufwendungen konnte das Unternehmen deutlich drücken. Die operativen Kosten fielen um 25 Prozent auf 25,8 Millionen Dollar. Zum ersten Mal seit dem zweiten Quartal 2020 konnte Agora wieder einen operativen Gewinn (Non-GAAP) in Höhe von 1,4 Millionen Dollar präsentieren. 

Der Free-Cashflow lag im vierten Quartal bei 3,4 Millionen Dollar, auch hier ist der Turnaround gelungen. Das Unternehmen hat eine sehr komfortable Liquiditätsausstattung, dazu gleich mehr im Abschnitt “Positiv”.  

Die Zahl der Kunden ist im internationalen Geschäft (Agora) um 18 Prozent auf 1.683 gestiegen; das chinesische Geschäft (Shengwang) weist mit 4.144 nun 12 Prozent mehr Kunden aus. Allerdings haben beide Kundensegmente wieder deutlich weniger gebucht. Die Net-Retention-Rate bei Agora lag bei 93 Prozent, bei Shengwang bei nur noch 82 Prozent. 

Die Guidance fiel eher bescheiden aus. Für das laufende Quartal erwartet Agora einen Umsatz von circa 33 Millionen Dollar. Das erste Quartal fällt für gewöhnlich saisonal schwächer aus. Im ersten Quartal wird das Unternehmen daher auch nicht profitabel sein. Für das Gesamtjahr ist Agora optimistisch. Der Umsatz soll im zweiten Halbjahr endlich wieder steigen, im vierten Quartal sogar wieder zweistellig. Insgesamt geht Agora mit einem Gewinn für das Jahr 2024 aus.

Positiv

Sequentiell steigen die Umsätze wieder leicht. Gerade das chinesische Geschäft wächst seit zwei Quartalen in Folge.

Umsatzentwicklung Agora regional

Agora-Aktie Umsatzentwicklung
Quelle: Agora

Ab dem zweiten Halbjahr will Agora wieder stärker wachsen, wenn auch die Verbesserung eher optischer Natur ist, da die Vergleichszahlen nun einfach deutlich niedriger sind. 

Das Unternehmen hat nach drastischen Kostensenkungen die Bruttomarge von unter 60 Prozent vor einem Jahr auf nun 65 Prozent gesteigert und das avisierte Break-even tatsächlich erzielt.  

Die finanzielle Solidität ist herausragend. Agora hat kurzfristige liquide Mittel in Höhe von 216 Millionen Dollar. Darüber hinaus hat das Unternehmen im ersten Quartal Cash in langfristige Anlagetitel investiert. Den Liquiditätsbestand gibt das Unternehmen daher mit 371 Millionen Dollar an, bei gerade mal 4 Millionen Dollar Schulden. Von dem bisherigen Aktienrückkaufprogramm in Höhe von 200 Millionen Dollar hat das Unternehmen zu 52 Prozent Gebrauch gemacht. Nun wurde ein weiteres Programm in gleicher Höhe angekündigt. Das gesamte Rückkaufprogramm entspricht fast der aktuellen Marktkapitalisierung. 

Die Wettbewerbssituation entspannt sich offensichtlich. Twilio wird sich aus dem Markt für programmierbare Videokommunikation zurückziehen. Agora versucht aktuell, Twilio-Kunden auf die eigene Plattform zu migrieren.

Negativ

Das Topline-Wachstum ist immer noch enttäuschend. Agora hat viele positive Usecases zu vermelden, aktuell auch mit Apples Vision Pro, allerdings materialisiert sich das zu wenig in den Umsätzen. Bedenklich ist auch die Entwicklung der Net-Retention-Rate. Hier kann derzeit von Turnaround keine Rede sein.

My Take zur Agora-Aktie

An dieser Stelle möchte ich meine Botschaft von unserem letzten Update zu Agora zitieren: „China-Aktien sind unbeliebt.“ China-Aktien sind zudem optisch sehr günstig. Dafür gibt es gute Gründe, und wir sind in einigen Blogartikeln darauf eingegangen. China-Titel der zweiten und dritten Reihe werden von Investoren mit brutaler Missachtung gestraft. Nicht anders kann ich mir erklären, dass ein Unternehmen wie Agora, das professionell gemanagt wird, Kapital an die Aktionäre allokiert, auf dem besten Weg ist, profitabel zu werden und Cash zu generieren, mit einem negativen Unternehmenswert bestraft wird. „Irgendwann sollten Investoren trotz aller politischen Risiken die relative Attraktivität von Agora nicht mehr ignorieren.“ Titel des letzten Updates war: Turnaround in Sicht. Agora hat geliefert, die Agora-Aktie hat zweistellig zulegen können. Wenn es dem Unternehmen gelingen sollte, den Umsatz zu steigern und auch die Net-Retention-Rate zu stabilisieren, dann könnte die frische Aktienrally von Agora weitergehen. 

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Autor

  • Baki Irmak

    Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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Baki Irmak

Baki war viele Jahre in leitender Funktion für den Deutsche Bank Konzern und DWS tätig. Zuletzt u.a. als Global Head of Digital Business für die Deutsche Asset & Wealth Management und Mitglied im Digital Executive Commitee der Deutschen Bank. Seine berufliche Laufbahn hat er als Fondsmanager für Technologie, Telekommunikation und Medien bei BHF Trust begonnen. Danach war er Fondsmanager bei der Commerzbank und ABN Amro.

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