Im April 2019 haben wir hier im Blog die Elastic Aktie erstmals vorgestellt. Seitdem sind 6 Quartale vergangen, und es ist immer wieder eine Freude, die Elastic Zahlen zu analysieren und das Management um Gründer und CEO Shay Banon dabei zu beobachten, wie sie aus Amsterdam heraus einen global führenden Softwarespezialisten entwickeln.
Mittlerweile haben allerdings auch zahlreiche Investoren entdeckt, dass da ein hochinteressantes und weltweit relevantes Softwareunternehmen heranwächst. Der Aktienkurs des an der Wall Street (NYSE) notierten Unternehmens konnte zuletzt neue Höchstkurse von über 145$ erreichen und hat sich damit seit Anfang 2020 mehr als verdoppelt.
Damit nimmt der Aktienkurs – wie bei vielen anderen Softwareaktien auch – schon sehr viele gute Nachrichten vorweg.
Ist die Elastic Aktie damit auf diesem Niveau weiterhin haltenswert?
Dieser Frage gehen wir in diesem Update nach. Wenn Du Dich bis jetzt noch nicht mit Elastic beschäftigt hast, kannst Du unseren Investment Case jetzt hier nachlesen.
Inhaltsverzeichnis
Die Elastic Zahlen zum Q2 FY21
Der Elastic Umsatz im Q2 FY21 betrug $145 Millionen, das entspricht einem Wachstum von 43 Prozent gegenüber Vorjahr (40 Prozent ohne Wechselkurseffekte).
Elastic ist keine reinrassige Cloud-Company, sondern bietet seine Software den Kunden auch für die Installation im eigenen Rechenzentrum bzw. auf eigenen Cloud-Ressourcen an.
Das Elastic-eigene noch relativ junge SaaS-Angebot trägt jedoch mittlerweile immerhin 26 Prozent zum Gesamtumsatz bei. Der SaaS-Umsatz im Q2 betrug gut $37 Millionen und wuchs damit im Vorjahresvergleich um 81 Prozent.
Die Billings sind fast ebenso schnell gewachsen wie der Umsatz. $178 Millionen entsprechen einem Wachstum von 42 Prozent gegenüber Vorjahr.
Der noch nicht realisierte Umsatz in der Bilanz (Deferred Revenue) wuchs sogar noch schneller um 54 Prozent auf über 309 Millionen.
Noch besser als der Deferred Revenue eignen sich die Remaining Performance Obligations (RPO) zur Beurteilung des Wachstums. Denn diese Kennzahl enthält alle vertraglich mit den Kunden vereinbarten Leistungen – auch wenn diese noch nicht in Rechnung gestellt wurden. Die RPO wuchsen bei Elastic per Ende Q2 um 57 Prozent gegenüber Vorjahr.
Man sollte sich diese Zahl mal genau vor Augen führen: RPO i.H.v. $643 Millionen bedeuten angesichts eines Umsatzes von $511 Millionen (TTM), dass Elastic mehr als einen gesamten Jahresumsatz bereits mit seinen Kunden vertraglich vereinbart, aber noch nicht umsatzrelevant vereinnahmt hat.
Diese gut planbaren Umsatzströme sind der Grund, warum subskriptionsbasierte Softwarefirmen wie Elastic vom Kapitalmarkt so hoch bewertet werden.
Auch die Profitabilität entwickelt sich wie geplant: Nach GAAP betrug die operative Marge im Q2 zwar nochmals -20 Prozent, non-GAAP hat man den Break-Even mit einer negativen operativen Marge von -1 Prozent aber nun fast erreicht.
Für uns noch wichtiger ist der Cashflow: Die Free-Cashflow-Marge ist mit -4 Prozent vom Umsatz (TTM) noch negativ, zeigt aber deutliche Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr. Im nächsten Geschäftsjahr FY22 will das Management dann erstmals einen positiven Free Cashflow ausweisen.
Damit erscheint Elastic angesichts einer Cashreserve von $349 Millionen per 31.10.2020 ausreichend finanziert. Eine immer wieder von Investoren befürchtete, angeblich notwendige Kapitalerhöhung sehen wir nicht. Selbstverständlich könnte es dennoch sein, dass Elastic sich – aus einer Position der Stärke heraus – günstiges Kapital in Form einer Wandelanleihe besorgt.
Guidance für das FY21
In unserem letzten Elastic Update vom Juni 2020 hatten wir darauf hingewiesen, dass das Elastic-Management mit der Guidance für FY21 tiefstapelt. Zur Erinnerung: die initiale Guidance für das FY21 sah nur noch ein Wachstum von 25 Prozent auf $535 Millionen vor.
Mittlerweile sind zwei Quartale vergangen und die Guidance wurde zweimal angehoben auf einen geplanten Umsatz von $570 Millionen.
Wer aufmerksam das Halbjahresergebnis FY21 betrachtet und etwas zwischen den Zeilen im Analystencall zum Q2 liest, der kann erkennen, dass auch diese Guidance sehr konservativ ist, um es vorsichtig auszudrücken. Wir erwarten nun im laufenden Geschäftsjahr ein Wachstum von 40 Prozent auf $600 Millionen.
Das Management hat sich wie schon erwähnt dazu committed, im nächsten Geschäftsjahr FY22 einen positiven Free Cashflow zu erwirtschaften. Ebenso positiv ist zu sehen, dass die jährliche Verwässerung der Anteilseigner durch die Ausgabe neuer Aktien (z.B. Stock-Option-Programme für Mitarbeiter) auf max. 5 Prozent begrenzt werden soll.
Wie schnell kann Elastic weiter wachsen?
Wir sind optimistisch, dass Elastic auch in den nächsten Jahren weiterhin um mindestens 30 Prozent p.a. wachsen kann.
Denn die Kundenbasis wächst stetig auf aktuell circa 13.000 Subskriptions-Kunden. Über 650 Kunden zahlen mehr als 100.000$ p.a., die Net Expansion Rate der Bestandskunden beträgt über 130 Prozent.
Die Bestandskundenliste liest sich quer über alle Branchen hinweg beeindruckend. Knapp 50 Prozent der Fortune 500 Unternehmen sind bereits Elastic Kunden. In der Technologiebranche gibt es kaum ein Top-Unternehmen, das ohne die Elastic Technologie auskommt.
Wie kann Elastic das Wachstum aufrechterhalten?
Elastic hat es mit seiner Technologie und der geschickten Integration einiger kleinerer Tech-Akquisitionen geschafft, auf einem einzigen Software Stack Lösungen für unterschiedliche Marktsegmente zu adressieren.
Hier hatten wir die neue Elastic Produktstrategie erläutert, die eine Entwicklung von der reinen Search-Engine zum Multi-Solution-Produktportfolio vorsieht.
Durch diese Produktstrategie ist der adressierbare Markt (TAM) gleich in mehreren Dimensionen gewachsen. Laut Unternehmensangaben beträgt der TAM in 2021 bereits $78 Milliarden nach $45 Milliarden in 2018.
Ich bin ja grundsätzlich recht skeptisch was die immer überaus optimistischen TAM-Angaben der Unternehmen angeht. Aber im Falle Elastic ist es offensichtlich, dass der mittlerweile adressierbare Markt rund um die Themen Search, Observability und Security viel größer ist als der Markt für die reine Search-Engine, auf die man noch in 2018 fokussiert war.
Noch wichtiger: Elastic hat mittlerweile etliche Erfolgsstories von Großkunden vorzuweisen, die verschiedene Use Cases rund um Search, Observability (also z.B. Logfile-Monitoring oder Application Performance Management) und Security erfolgreich mit dem Elastic-Stack angehen.
Elastic versus Splunk
Wie gut Elastic im Vergleich zum Wettbewerb auch in den neuen Geschäftsfeldern mittlerweile unterwegs ist, kann man daran erahnen, dass z.B. Splunk als Marktführer für Observability mit seinen Quartalszahlen zuletzt – im krassen Gegensatz zu Elastic – enttäuscht hat. Das muss nichts bedeuten, aber es lohnt sich, diese Wettbewerbsdynamik in den nächsten Quartalen genau im Auge zu behalten.
Elastic hat das Zeug dazu, etablierte Platzhirsche wie Splunk in ihren Segmenten zu disrupten. Dazu muss Elastic noch nicht mal eine bessere Technologie anbieten.
Wichtig für Kunden ist, dass Elastic mehrere Lösungen auf einem einzigen Software Stack aufbauen kann. Das führt zu Synergien und einer möglichen Konsolidierung der Softwarelieferanten beim Kunden.
Und auch das innovative weil einheitliche Preismodell von Elastic wird dazu beitragen, die Lösungen von Splunk und Co. bei den Enterprise Kunden auf den Prüfstand zu stellen. Die Frage dabei ist nicht, ob Elastic besser ist, sondern ob Elastic gut genug ist, um eine Alternative zu sein.
Die Bewertung der Elastic Aktie
Die Elastic-Aktie ist – wie fast alle High-Growth-Technologieaktien – teuer. Nach der jüngsten Kursrallye beträgt der Enterprise Value über $12 Milliarden, das bedeutet ein EV/Sales Verhältnis von 20 auf Basis des FY21.
Damit ist die Elastic Aktie ambitioniert bepreist, aber längst nicht so überteuert wie viele andere Cloud-Aktien, die bei vergleichbarem Wachstum und Profitabilitätsprofil oftmals sogar zu EV/Sales-Multiplen von über 30 gehandelt werden.
Daher bleiben wir bei Elastic auch weiterhin mit einer größeren Position im Portfolio von The Digital Leaders Fund engagiert. Denn wir sind davon überzeugt, dass Elastic gute Chancen hat, in den kommenden 10 Jahren zu einem führenden Digital Enabler heran- und in seine Bewertung hinein- und darüber hinaus zu wachsen.
Allerdings müssen sich Investoren bewusst sein, dass die Renditen mit solchen Wachstumsaktien in Zukunft generell deutlich magerer ausfallen dürften als in 2020 erlebt. Auch eine scharfe Konsolidierung der Elastic-Aktie um bis zu 50 Prozent ist in einem entsprechenden Umfeld möglich.
Wenn Du Elastic zukünftig gemeinsam mit uns beobachten willst, dann kannst Du jetzt hier unseren kostenlosen Newsletter bestellen, um garantiert kein Update zu verpassen.
Disclaimer
The Digital Leaders Fund und/oder der Autor und/oder verbundene Personen oder Unternehmen besitzen Anteile von Elastic. Dieser Beitrag stellt eine Meinungsäußerung und keine Anlageberatung dar. Bitte beachte die rechtlichen Hinweise.
Autor
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Stefan war in seinem gesamten Berufsleben in der High-Tech-Industrie tätig. Er hat sein eigenes Software-Unternehmen gegründet, internationalisiert und vor einigen Jahren ins Silicon Valley verkauft. Der Wirtschaftsmathematiker investiert seit über 30 Jahren in Aktien. Er verwaltet eines der erfolgreichsten investierbaren Musterportfolios auf der wikifolio Plattform.
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